...die umstrittenen etwa 20.000 nötigen Corona-Test bei den Profis, um die Saison in der 1. und 2. Liga zu beenden: Der Grund, warum man Tests regelmäßig durchführen sollte bei Fußballern, ist die körperliche Nähe, die in einem Kontaktsport wie Fußball nicht zu vermeiden ist. Von daher kann man Tests rechtfertigen. Aber das Problem, dass wir mit 20.000 Tests anderen etwas wegnehmen würden, besteht nach Auskunft der Labormediziner nicht. Das ist überhaupt kein Problem. Es sind nicht alle Testkapazitäten in Deutschland komplett ausgenutzt. Es ergeben sich überall Vakanzen in den Laboratorien. Doch diese Laborunternehmen sind international vernetzte Konzerne, zumindest teilweise. Es ist nichts Besonderes, dass eine Probe in Leverkusen genommen wird und in München oder Prag oder sonst wo analysiert wird. Es ist logistisch so gut aufgestellt, dass man das (die Tests für die Profis, Anm. d. Red.) problemlos machen kann, ohne jemanden etwas wegzunehmen.
...den Fakt, dass sich das Robert-Koch-Institut (RKI) gegen Geisterspiele ausgesprochen hat: Das mag sein, aber es gab auch Veröffentlichungen und Kommentare von Labormedizinern, die die Testungen wirklich praktisch betreiben. Das RKI ist nicht ein Labor, das die praktische Arbeit macht. Das sind die Laboratorien. Und ob Kapazitäten bestehen oder nicht, müssen diese beurteilen. Und aktuell ist es definitiv so, dass jeder notwendige Corona-Test problemlos durchgeführt werden kann, und dass die ganzen Laboratorien Überkapazitäten haben. In verschwindend geringem Bereich Tests für Sportler zu machen, das nimmt keinem, der einen Test notwendig hat, einen Test weg. Zudem gibt es Überlegungen, dass man versucht, die Kapazitäten so weit auszubauen, dass bis zu vier Millionen Tests gemacht werden können. Und wenn man die Testkapazitäten verfünffacht oder verzehnfacht, spielen die "paar" Tests für die Sportler überhaupt keine Rolle. Wenn ich die aktuellen, sehr vernünftigen Bedingungen des RKI betrachte, wann ich teste, und wenn ich dieses Testkonzept beibehalte, spielt es überhaupt keine Rolle, wenn wir die "paar" Tests für die Fußballer dazunehmen. Es ist im Grundsatz kein Problem.
Für mich ist die Aussage der Gemeinschaft der Laborärzte viel kompetenter als die eines Politikers.
...seine Bewertung, dass das Argument "Fußballer nehmen Pflegern und Ärzten Tests weg" auch von Politkern wie Karl Lauterbach verwendet wird: Nichts gegen Herrn Lauterbach persönlich, aber ich habe schon in der Vergangenheit Politikern nicht alles geglaubt, was sie gesagt haben. Warum sollte dies an dieser Stelle anders sein? Politiker sind in dem Thema nun mal nicht immer ganz tief drin. Herr Lauterbach ist Mediziner, von daher sollte er es wissen, aber für mich ist die Aussage der Gemeinschaft der Laborärzte viel kompetenter als die eines Politikers, der sagt: Das geht nicht. Die Laborärzte sagen: Wir kriegen das locker hin. Das ist nur ein Logistik-Problem, aber die Laborunternehmen sind wie gesagt weit vernetzt.
...die Kosten der Tests: Man muss davon ausgehen, dass man in einem Bundesligaverein pro Spieltag um die 50 Leute testen muss. Die Kosten für einen Test belaufen sich auf eine Summe zwischen 100 und 150 Euro im Maximum. Das ist im Vergleich zu anderen Kosten im Fußball unbedeutend.
...den 9. Mai als realistischen Termin für den Wiederauftakt: Ich weiß natürlich noch nicht, welche Empfehlungen uns die von der DFL eingesetzte Task Force diese Woche geben wird, aber ich bin sehr sicher, dass wir besser vorbereitet sind, als das, was gefordert wird. Ich hätte aus medizinischer Sicht kein Problem, das nächste Spiel am kommenden Samstag durchzuführen.
Wenn wir nur Kranke isolieren, entsprechend lang, und nicht Kontaktpersonen, dann haben wir eine gute Chance das hinzukriegen.
...das Problem einer Quarantäne für die ganze Mannschaft, wenn sich ein Spieler infiziert: Das ist ein wichtiger Punkt. Man muss sich grundsätzlich als Gesellschaft, aber speziell auch für uns fragen, wie es mit den Regelungen weitergeht, dass Kontaktpersonen isoliert werden. Da gibt es momentan noch ganz klare Vorgaben des RKI. Wenn wir uns an die aktuell geltenden Vorgaben halten müssen, kann es problematisch werden. Aber ich glaube, dass wir in der Bevölkerung und auch im Sport dazu übergehen werden, dass wir Personen mit Symptomen isolieren. Und nicht - ähnlich wie bei einer Grippe - jemanden 14 Tage in Quarantäne schicken, der nur einen Infizierten getroffen hat. Wäre das doch der Fall, werden wir auf Dauer nicht nur in der Bundesliga, sondern in der gesamten Gesellschaft ein Problem kriegen. Deshalb glaube ich, dass man zu dieser Regelung übergehen kann. Die wäre für uns natürlich wichtig. Wenn wir nur Kranke isolieren, entsprechend lang, und nicht Kontaktpersonen, dann haben wir eine gute Chance das hinzukriegen. Wenn nicht? Aus häuslicher Quarantäne kann man halt nicht Fußball spielen.
...eine vorsorgliche Isolation der Mannschaft, solange es diese Regelung noch nicht gibt: Das ist theoretisch denkbar. Aber ich weiß nicht exakt, wie die Planungen sind. Aber wir wären auch auf diesen Fall vorbereitet. Auch das würde Bayer 04 problemlos hinkriegen. Problemlos, was die Logistik betrifft. Natürlich nicht problemlos, was die Menschen und den fehlenden Kontakt zur Familie und so weiter betrifft. Ich halte das nicht für eine geeignete, für keine gute Maßnahme. Aber wenn es notwendig werden würde, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, würden wir auch das hinkriegen.
Das, was ich da erlebe, ist das Gegenteil einer Depression.
...Warnungen der Spielgewerkschaft, dass sich bei Fußballern Symptome von Depression in den vergangenen Monaten verdoppelt haben: Ich weiß nicht, ob das belastbare Zahlen sind. Ich kann nur sagen, wenn ich die Spieler von uns sehe, sind die alle sehr gut drauf. Sie sind froh, dass sie, wenn auch begrenzt, wieder mit dem Ball arbeiten dürfen. Sie sind froh, ihre Arbeitsstätte wieder zu sehen. Das, was ich da erlebe, ist das Gegenteil einer Depression, aber natürlich ist jede Form von Isolierung, von Wegnehmen lieb gewordener Gewohnheiten, nicht förderlich für die Lebensfreude. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass ein Spieler bei uns ein psychisches Problem hat.
Weder die Welt noch der Fußball dürfen sich vom Virus absolut in die Knie zwingen lassen.
...den Einsatz von Schutzmasken bei Fußballspielen: Ich glaube nicht, dass man mit einer Maske vernünftig spielen kann. Eine Maske stört schon, sie ist unangenehm. Das Atemvolumen ist reduziert, da man die Luft durch einen Filter ziehen muss, auch bei einer einfachen Stoffmaske der untersten Klasse. Ich glaube nicht, dass das vernünftig funktionieren könnte. Ich glaube aber auch, dass es nicht nötig ist. Wenn man diese Tests macht, ist das Risiko extrem gering, dass es zu einer Ansteckung kommt. Ich glaube, es ist in jedem Fall vertretbar. Und selbstverständlich muss es immer so sein, dass Freiwilligkeit vorliegt. Wenn einer sagt, er möchte jemanden nicht näher als zwei Meter kommen, dann kann ich halt nicht Fußball spielen. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass es Spieler gibt, die sagen: Ich möchte aus diesem Grund nicht spielen. Infektionsketten beim Fußball mit anderen Viren wie den Grippenviren sind nicht nachgewiesen. Da wäre ich sehr vorsichtig. Wir dürfen es auch nicht übertreiben. Weder im Fußball noch in anderen Bereichen. Die ganze Welt muss ja irgendwie weiter funktionieren. Und weder die Welt noch der Fußball dürfen sich vom Virus absolut in die Knie zwingen lassen. Das Virus kann uns besondere Regeln oder eine besondere Beachtung dieser aufzwingen, aber ich glaube, wir dürfen nicht das Leben abschalten.
...eine 14-tägige Quarantäne für die Spieler vor der ersten Partie: Es gibt keinen Grund, anders als bei anderen Menschen zu verfahren. Die Anweisungen des RKI gelten auch für Fußballer. Nicht mehr und nicht weniger. Man kann überlegen, was man vor einem Spieltag noch aus Sicherheitsgründen tun kann oder vielleicht tun muss. Aber eine Quarantäne zählt aus meiner Sicht nicht dazu. Es sei denn, es gebe Kontaktpersonen oder Symptome. Dann wäre das selbstverständlich.
...die Umsetzbarkeit der medizinischen Sicherheitsmaßnahmen zum 9. Mai: Es ist extrem wichtig, dass wir als Vereine gemeinschaftlich vorgehen und nicht zu Insellösungen tendieren, dass einer besser sein möchte als der andere. Wir sind als Verein auf alle möglichen Szenarien vorbereitet. Ich glaube, das, was wir alles leisten können, wird die Task Force nicht fordern. Wir sind richtig gut aufgestellt. Ich bin mir sicher, dass wir das ohne Probleme innerhalb weniger Stunden umsetzen können. Wenn es denn so kommt, ist der Zeitpunkt ein gut gewählter. Und auch Vereine, die sich nicht so lange wie wir vorbereiten konnten - wir befassen uns ja schon seit Jahren mit dem Thema Pandemie (dies ist eine Vorgabe des Mutterkonzerns Bayer AG, Anm. d. Red.) - die Chance hatten, gute Konzepte zu entwickeln und sich gut auf die Herausforderungen vorzubereiten. Ich glaube, dass die gesamte 1. und 2. Liga das wirklich gut meistern wird.
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