Bundesliga

"Der Gregoritsch kann die Welt zerschießen"

Augsburgs Angreifer spricht über Herrlich, eigene Fehler und gute Vorsätze

"Wenn’s läuft, heißt es immer, der Gregoritsch kann die Welt zerschießen"

"Ich muss das ändern": Michael Gregoritsch.

"Ich muss das ändern": Michael Gregoritsch. imago images/Krieger

Aus Augsburgs Trainingslager in Walchsee berichtet David Bernreuther

Michael Gregoritsch hatte keine Lust auf eine lange Pause. Statt alleine in Graz zu laufen, kam er lieber an den Walchsee, um mit den Kollegen zu trainieren. Als erster EM-Fahrer des FC Augsburg stieg der Österreicher Anfang der Woche in die Vorbereitung ein. Und macht damit deutlich, dass er noch etwas vorhat mit dem Klub, bei dem er schon für große Euphorie, aber auch für großen Ärger sorgte.

Gregoritsch sitzt zwischen zwei Trainingseinheiten auf der Terrasse des Mannschaftshotels und hat auffallend gute Laune. Es wirkt so, als hätte er das gute Gefühl, das ihm sein Tor beim 3:1-Sieg im EM-Auftaktspiel gegen Nordmazedonien bescherte, einfach mitgebracht. "Dieses Turnier war das Beste, was ich im Profifußball erlebt habe. Für Österreich zu spielen und am ersten EM-Sieg entscheidend beteiligt zu sein – das war absolute Weltklasse. Davon kann ich ewig zehren, ich werde noch in 50 Jahren davon erzählen", sagt Gregoritsch. Das Positive überwiegt, auch wenn ihn das Aus im Achtelfinale gegen den späteren Europameister Italien (1:2 nach Verlängerung) immer noch wurmt.

Mit Herrlich "auf keinen grünen Zweig mehr gekommen"

Beim FC Augsburg hatte Gregoritsch in den Monaten vor der EM wenig Grund zu guter Laune. Dabei fing die Saison 2020/21 gar nicht so schlecht an. Er traf am ersten Spieltag gegen Union Berlin und stand bis Weihnachten in allen Pflichtspielen auf dem Platz. Doch die Leistungen ließen nach, die Spielanteile wurden immer weniger. In der Rückrunde kam der Angreifer nur noch sporadisch zu Kurzeinsätzen. "Ab dem Winter war es eine Katastrophe", sagt Gregoritsch. Sein Verhältnis zu Ex-Coach Heiko Herrlich bezeichnet er als schwierig: "Der Trainer hat nicht mehr gesehen, dass ich der Mannschaft helfen kann. Wir sind auf keinen grünen Zweig mehr gekommen."

Auch in den letzten drei Partien unter dem neuen Trainer Markus Weinzierl stand Gregoritsch nur ein paar Minuten auf dem Platz. Aber für den feinfühligen Profi hat sich etwas Wichtiges geändert. "Der Trainer", sagt er über Weinzierl, "gibt mir ein unglaubliches Gefühl. Der Umgang war schon in der letzten Saison super, obwohl ich nicht viel gespielt habe. Er glaubt an mich, fordert etwas. Damit ist das für mich die beste Möglichkeit, wieder durchzustarten."

Ich habe mal einen großen Scheiß gebaut, der mir noch immer nachhängt.

Michael gregoritsch

Obwohl zwei äußerst unbefriedigende Spielzeiten hinter ihm liegen, sieht Gregoritsch seine Zukunft beim FCA. "Das ist mein Verein seit vier Jahren", betont er. "Ich habe mal einen großen Scheiß gebaut, der mir noch immer nachhängt. Aber für mich war das eine Sache von drei Tagen, als ich mich ein bisschen aufgeführt habe. Danach habe ich mich wieder komplett eingeordnet." Er meint die Aussagen im Herbst 2019 („Hauptsache weg!“), als der Frust aus ihm herausplatzte und er seinen vorübergehenden Abschied zu Schalke provozierte.

Gregoritschs Vertrag gilt nun bis 2023

Jetzt schaut der Stürmer lieber nach vorne. "Wir wollen wieder nach oben, als Mannschaft und ich persönlich", sagt er. "Wir haben ein gutes, ehrliches Gespräch geführt und sind klar der Meinung, dass wir jetzt gemeinsam Gas geben. Es gibt nichts, was im Weg steht." Auch nicht sein Vertrag, der sich nach kicker-Informationen aufgrund von Einsätzen mittlerweile um ein Jahr verlängert hat und nun bis 2023 gilt.

Zurück von der EM: Gregoritsch stieg früh bei Augsburg ein.

Zurück von der EM: Gregoritsch stieg früh bei Augsburg ein. picture alliance / Eibner-Pressefoto

Gregoritsch will an die bärenstarke Saison 2017/18 anknüpfen, als er für den FCA 13 Tore erzielte. "Wenn man das einmal geschafft hat, kann man es auf jeden Fall noch mal schaffen", findet er. "Es liegt an mir in Verbund mit Mannschaft und Trainerteam, dass wir das wieder hinkriegen." Eine Spielzeit mit nur einem Treffer wie die zurückliegende nagt an Gregoritsch, das gibt er offen zu: "Ich messe mich auch selbst an Toren und verzweifle an mir, wenn ich mal drei, vier Spiele nicht treffe. Wenn diese Erwartungshaltung da ist, kommt man in einen Strudel. Es ist schwer, da mental rauszukommen."

Körpersprache? "Ich muss das ändern"

Wie schwer ihm das fällt, ist Gregoritsch auch auf dem Platz oft anzusehen. Wenn er nicht ins Spiel findet, wirkt seine Körpersprache schnell negativ. Dann nimmt er kaum am Spiel teil, scheint sich mehr mit sich selbst zu beschäftigen. Dem 27-Jährigen ist dieses Problem durchaus bewusst. "Ich muss das ändern", sagt er. "Wenn’s läuft, heißt es immer, der Gregoritsch kann die Welt zerschießen. Wenn nicht, fängt er zum Hadern und zum Schimpfen an. Die Körpersprache zieht ja auch andere mit oder runter. Damit kann ich vieles gutmachen. Der Wille ist immer da, aber bei mir sieht es manchmal beschissen aus." Gregoritsch will es angehen: "Die Hauptperson, die arbeiten muss, bin ich. Und zwar an mir selbst", stellt er klar. Damit die gute Laune, mit der er gerade in die Vorbereitung startet, nicht bald wieder verfliegt.

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