2. Bundesliga

Der Gewinner der Vorbereitung? Für Weinzierl der FCN

Nürnberg legt sich auf Vindahl als neue Nummer 1 fest

Der Gewinner der Vorbereitung? Für Weinzierl der FCN

Mobilisiert die fränkischen Kräfte: Club-Coach Markus Weinzierl.

Mobilisiert die fränkischen Kräfte: Club-Coach Markus Weinzierl. IMAGO/Zink

Der seit Anfang Oktober für den Traditionsverein tätige Fußballlehrer nimmt eine Stimmung wahr, die unterschwellig eine eher negative Tendenz besitzt. "Ich höre immer mal wieder, typisch Club, dabei können die jetzigen Spieler nichts dafür, was in der Vergangenheit passierte", so der 49-Jährige. Wohl wahr, andererseits gibt die jüngste Hinrunde auch nicht gerade zu Jubelstürmen Anlass.

Wer mit dem Ziel Platz 1 bis 6 in die Saison gegangen war, um dann am letzten Spieltag der Hinrunde mit einem 2:1-Sieg über Paderborn das Überwintern auf einem Abstiegsplatz zu verhindern, dem schlägt nun einmal hier und da eine Portion Skepsis entgegen. Da sich der Trend unter Weinzierl ins Positive verkehrt hat, ist die Grundstimmung um den Club herum ohnehin eine eher positive. Siehe nur die Devise "Aufholjagd", die Sportvorstand Dieter Hecking für die Rückrunde ausgegeben hat. Dass er passend dazu am ursprünglichen Saisonziel festhält, verhindert indes nicht, dass es Restzweifel gibt. Sie zu beseitigen, liegt nun in den Händen, beziehungsweise Füßen, der Mannschaft.

Auf das Derby folgt das Pokal-Achtelfinale

Dass die "Riesenchance" auch Gefahren birgt, darauf geht Weinzierl vor St. Pauli am Sonntag, dem Derby in Fürth am übernächsten Samstag und in der Folgewoche mit Fortuna Düsseldorf im DFB-Pokal-Achtelfinale gar nicht erst ein. "Es sind fraglos schwere Aufgaben, die sich allerdings mit einer positiven Grundhaltung leichter lösen lassen. Und ich lebe diesen Optimismus vor", so Weinzierl, der sich als Typ beschreibt, für "den das Glas immer halbvoll ist". Wer's mit dem halbleeren Glas hält, wird darauf verweisen, dass der Club zunächst noch mitten im Abstiegskampf steckt - und ein schlechter Start diesen Umstand zementieren würde.

Was für Weinzierl und gegen dieses Szenario spricht: Der FCN habe die elf Wochen Pause sehr gut nutzen können, und die Mannschaft sehr hart wie gut gearbeitet. Und: "Alle sind fit und heiß", berichtet er mit Blick auf den Samstag, abzüglich der Langzeitverletzten Christian Mathenia, James Lawrence, Erik Wekesser, Tim Handwerker sowie Jannes Horn. Auch Taylan Duman ist für die nächsten Spiele noch kein Thema, er steht nach seinem Riss der Syndesmose erst seit rund einer Woche wieder im Mannschaftstraining. Aufstellungssorgen kennt Weinzierl dennoch nicht, das Gegenteil ist der Fall, der XXL-Kader lässt grüßen.

Eine knifflige Frage gilt es dennoch zu lösen: Wie soll der Club verteidigen, mit der in der Hinrunde meist praktizierten Viererkette, oder mit drei Mann auf einer Linie? Da der erfahrene Innenverteidiger Florian Hübner (31) nach seiner komplexen Rückenverletzung zwar den Anschluss wiederhergestellt hat, aber noch kein Startelf-Kandidat ist, dürfte das Pendel zur Dreiformation ausschlagen. Beim 1:3 gegen Sparta Prag wirkte Youngster Sadik Fofana (19) in der Innenverteidigung an der Seite von Kapitän Christopher Schindler jedenfalls alles andere als souverän. Deutlich stabiler stand der FCN nach der Pause, als Weinzierl auf eine Dreier-Abwehrreihe umstellte, mit dem spielstarken Johannes Geis in der Mitte, der wiederum von Schindler und Jan Gyamerah assistiert wurde. Und da diese Variante auch zuvor in anderen Tests gut funktionierte, wenn sie denn praktiziert wurde, dürfte sie den Zuschlag erhalten.

Apropos Zuschlag: Die Vertretung des schwer an der Schulter verletzten Stammkeepers Mathenia ist nun wie erwartet offiziell dem vom niederländischen Erstligisten Alkmaar ausgeliehenen Peter Vindahl übertragen worden. Dass der 24-jährige Winter-Zugang in der Rückrunde die Nummer 1 der Franken sein würde, hat sich in der Vorbereitung deutlich abgezeichnet. Weinzierl, der sich an diesem Freitag öffentlich darauf festlegte, spricht von einem engen Dreikampf zwischen dem Dänen, Carl Klaus und Jan Reichert: "Wir haben drei hervorragende Torhüter. Am Ende hat uns Peter am meisten überzeugt."

Shuranovs Fitness-Werte sind nicht wiederzuerkennen

Noch enger ist das Rennen um die Plätze im Angriff, die Abteilung Attacke ist mit nominell zehn Akteuren prall gefüllt. Gesetzt ist Kwadwo Duah, die besten Chancen um den Platz neben ihm haben Christopher Daferner und Erik Shuranov. Das 20-jährige Top-Talent hat nach einem gelinde ausgedrückt schwierigen Jahr 2022 anscheinend wieder die Kurve gekriegt. Seine Fitness-Werte sind im positiven Sinn nicht mehr wiederzuerkennen, Weinzierl attestiert ihm eine "sehr, sehr gute Vorbereitung".

Als Gewinner der zurückliegenden elf Wochen würde er den abschlussstarken Stürmer dennoch nicht bezeichnen, auch weil er dieses Prädikat generell nicht an einen Spieler vergibt: "Es wäre ungerecht, einen hervorzuheben. Da alle sehr gut gearbeitet haben, ist der FCN an sich hoffentlich der Gewinner." Die nächsten zwei Wochen werden das zeigen.

Chris Biechele

Plusminus: Der Check der Zweitligisten