2. Bundesliga

HSV-Coach Walter zwischen Auswahl und Vertrauen

HSV-Coach frohlockt vor der Partie gegen Bielefeld

"Der Dino liefert großes Kino": Walter zwischen Auswahl und Vertrauen

HSV-Coach Tim Walter baut gegen Bielefeld um.

HSV-Coach Tim Walter baut gegen Bielefeld um. IMAGO/Jan Huebner

Schonlau hatte Mitte der Woche einen Ball mitten ins Gesicht bekommen, ist deshalb seitdem wegen einer dicken Lippe nicht auf dem Trainingsplatz. Auf diesem war es jedoch auch ohne den Abwehr-Chef am Freitag wieder voll: Bakery Jatta ist nach Magen-Darm-Infekt zurück, bereits tags zuvor war Jonas Meffert nach Knieproblemen wieder eingestiegen, und bereits seit Beginn der Trainingswoche ist Jonas David zurück.

Walter hat keine Notwendigkeit zu improvisieren - und dürfte seine Startelf von Heidenheim (3:3) gegen den Bundesligaabsteiger dennoch mindestens auf zwei Positionen umbauen. Klar scheint, dass David zurückkehrt. Der Coach mauert zwar und sagt: "Warten wir es ab! Die Trainingsleistungen sind entscheidend." Dann aber schiebt er nach: "Jonas hat gut trainiert."

Benes bekommt den Platz von Königsdörffer

Nicht ausreichend waren ihm offenbar die Darbietungen von Laszlo Benes während der Übungseinheiten, nachdem der Slowake seinen Muskelfaserriss bereits vor dem Rückrunden-Auftakt auskuriert hatte. Drei Vorlagen hatte er in drei Joker-Einsätzen beigesteuert, sein Chef aber hatte unter der Woche gewohnt offen angesprochen, was ihn gestört hat: "Manche brauchen vielleicht nicht gut trainieren, um Scorerpunkte zu sammeln. Ich sage: Je besser du trainierst, umso besser spielst du auch." In der zurückliegenden Woche, das lässt der 47-Jährige durchklingen, stimmte auch die Performance in der täglichen Arbeit: "Er hat unter Beweis gestellt, dass er voll da ist." Und wird den Platz von Ransford Königsdörffer auf der Achterposition bekommen.

Wie sehr Jean-Luc Dompé wieder da ist, ist eine weitere brennende Personalfrage, von der abhängt, ob Walter es bei zwei Wechseln belässt, oder ob Sonny Kittel womöglich als dritter Neuling gegenüber der Vorwoche in die Anfangsformation rückt. Kittel hatte, wenn auch in zentraler Rolle, in Heidenheim Eigenwerbung betrieben und könnte Linksaußen Dompé den Platz streitig machen. Der war nach seiner Unfallfahrt beim FCH auch sportlich neben der Spur, hatte von Walter in Form einer innigen Umarmung nach Spielschluss aber öffentlich sichtbar Rückendeckung bekommen. Und erhält diese auch intern: "Auf dieser Geschichte", sagt der Trainer über den Unfall, "wurde jetzt lange genug rumgekaut. Ich finde, dass Jean-Luc in dieser Woche gut trainiert hat und jeder mal einen schlechten Tag haben kann. Ich hoffe, das kommt nicht so oft vor." Ein klarer Hinweis, dass der 27-jährige Franzose gegen Bielefeld die Chance zur Wiedergutmachung erhält.

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Grundsätzliche Wiedergutmachung fordert Walter für Heidenheim im Übrigen nicht. Dass rund 60 Minuten den Ansprüchen nicht ansatzweise genügten, hat er thematisiert, aber auch nicht eindringlicher als üblich. "Wir sezieren unsere Spiele jede Woche." Und dass die dramatischen und spektakulären Spiele Anklang beim Hamburger Publikum finden, leitet er allein aus den Zuschauerzahlen ab. Auch für den Sonntag sind im Vorverkauf bereits 55.000 Tickets abgesetzt. "Die Menschen haben Spaß daran, zu uns zu kommen und Spektakel zu sehen", sagt er, "der Dino liefert großes Kino." Doch über allem steht die Erwartung auf ein Happy End.

Sebastian Wolff