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Der DFB spielt keine besondere Rolle mehr

Kommentar

Der DFB spielt keine besondere Rolle mehr

FIFA-Präsident Gianni Infantino und DFB-Präsident Bernd Neuendorf bei der WM in Katar.

FIFA-Präsident Gianni Infantino und DFB-Präsident Bernd Neuendorf bei der WM in Katar. IMAGO/Uwe Kraft

Dass DFB-Präsident Bernd Neuendorf beim FIFA-Kongress an diesem Donnerstag in Kigali/Ruanda FIFA-Präsident Gianni Infantino seine Unterstützung verweigerte, interessiert zwischen Bodensee und Nordsee. Im globalen Fußball-Business geht das unter. Wenn man es überhaupt mitbekommt. Denn da der amtierende FIFA-Präsident auch der einzige zur Wahl stehende Kandidat war, wurde er per Applaus für die nächste Amtszeit bis 2027 bestätigt. Dieses Wahlverfahren lassen die Statuten zu. Neuendorf selbst sagte in der vorigen Woche, dass unter den 211 Mitgliedsverbänden der FIFA nur "sechs, sieben eine kritische Haltung einnehmen".

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Die Zeiten, in denen der UEFA und auch dem DFB als weltweit größtem Sportfachverband der rote Teppich bei diesen Kongressen ausgerollt worden ist, sind längst vorbei. Es war zu Zeiten der Präsidenten Joao Havelange (1974 bis 1998) und dessen Nachfolger Sepp Blatter (bis 2015), als Europa noch den Ton im Weltfußball vorgab.

Auch die FIFA-Welt regiert das Geld. Unter ihren sechs großen Sponsoren ist mit dem Herzogenauracher Sportartikelkonzern Adidas nur noch ein europäisches Unternehmen, die großen Gelder fließen längst aus China, USA und dem arabischen Raum. Und bei allen Gerüchten und Skandalen, die sich um Infantino ranken: Die FIFA lässt ihren Verbänden Gelder zufließen in einer seit ihrer Gründung im Jahr 1904 nie gekannten Größenordnung.

Der DFB, von Peter Peters im FIFA-Council bis zu den Neuwahlen im April in Lissabon vertreten, spielt in dem Business keine besondere Rolle. Er hofft, dass Neuendorf ins Council gewählt wird, und kämpft darum, gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden im Jahr 2027 die Frauen-WM in vier Städten in Nordrhein-Westfalen ausrichten zu dürfen. Bei dieser Interessenlage verbieten sich im Grunde große Konflikte mit Infantino ...

Bei allen Vorbehalten gegenüber dem FIFA-Präsidenten scheint es der selbst über Jahre von Skandalen erschütterte DFB eher mit UEFA-Präsident Aleksander Ceferin zu halten, der bei allem Streit bemerkt, mit Infantino "auf der Arbeitsebene professionell zusammenzuarbeiten".