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Pro X 2 Headset im Test - Lohnt sich der Kauf?

Pro X 2 Lightspeed Wireless Gaming Headset

Den Unterschied hören - Logitechs neue Profi-Kopfhörer im Test

Ein Multitalent will der Redakteur in Logitechs "Pro X 2"-Headset gefunden haben. Was sagt der Test?

Ein Multitalent will der Redakteur in Logitechs "Pro X 2"-Headset gefunden haben. Was sagt der Test? Logitech/kicker eSport

Woher ein Geräusch kommt, kann über Leben und Tod entscheiden. In unserem Falle virtuell gemeint: Zu hören, wo in Valorant geschossen wird, wo in CS:GO Granaten landen und wann in League of Legends Fähigkeiten benutzt werden, kann den Unterschied machen.

Deswegen tragen eSport-Profis immer teure und meist große Headsets. Die schirmen nicht nur die Außengeräusche ab, sondern sind in der Lage, Töne unmittelbar und in Surround-Qualität darzustellen. Das klappte bisher schon recht gut, Logitech tritt nun an, das Ganze zu revolutionieren.

Wir haben ein Testmuster des neuen "Pro X 2 Lightspeed Wireless Gaming Headset" zugeschickt bekommen und wie immer gilt: Wenn es um Profi-Ausrüstung geht und wir diese zum Test bekommen, wird es teuer. 270 Euro will Logitech für die neuen Kopfhörer haben - gerechtfertigt?

Schnelle Einschätzung von kicker eSport

Eigentlich können wir das kurz machen: Die Kopfhörer sind so gut, dass es einfacher ist, auf die Suche nach Problemen zu gehen. Verarbeitung, Tragekomfort, Sound, Akkuleistung, Konnektivität lassen kaum Wünsche offen.

Schlecht ist nur die Wiedergabe von Musik, und dafür sind sie nicht entwickelt. Mäßig ist auch das Mikrofon, aber es überträgt die eigene Stimme klar und deutlich - wenn auch sehr gepresst.

Pro X 2 Lightspeed Wireless Gaming Headset aufgesetzt

So sehen die Kopfhörer aufgesetzt aus. Logitech

Wer also keine Zeit hat und eine schnelle Einschätzung von uns braucht: Logitechs neue Kopfhörer sind grandioses Profi-Equipment, das in den richtigen Spielen die eigene Leistung verbessern kann. Der Preis scheint angemessen: Gute Audio-Ausrüstung ist in der Regel sehr teuer. Die Frage ist jedoch: Brauche ich das und habe ich 270 Euro übrig?

Pro X 2 im detaillierten Test

Der Markt hat wie immer zahlreiche Kopfhörer-Alternativen. Zwar müssen dann Abstriche gemacht werden, aber vermutlich werden Breitensportler auch mit 135 Euro ein hervorragendes Headset für das eigene Spiel finden. Soll es die Premiumversion sein, ist es nach unserer jetzigen Einschätzung schwierig, einen Fehler mit dem Kauf des Pro X 2 zu machen.

Fest und leicht: "Treiber" aus Graphen sollen besonders guten Sound liefern. Logitech

Revolutionär scheint die Technik, mit der Logitech die Kopfhörer baut. Den Teil, der den Klang erzeugt, stellt der Konzern vornehmlich mit "Graphen" her. Das ist etwas, dass bisher noch selten in Kopfhörern vorkommt.

Graphen ist ähnlich zu Graphit in Bleistiften, hat aber viel weniger Schichten und spezielle Eigenschaften. Unter anderem ist es sehr leicht und sehr fest.

Fest ist wichtig, um möglichst klaren Schall wiedergeben zu können. Wabbelt eine Membran - und seien es nur Mikro- oder Nanometer -, verzerrt das den Klang und es wird schwieriger, Richtungen und Entfernungen perfekt wahrzunehmen. Außerdem sei das Ganze "sehr robust. Das hält ewig", sagt Logitechs Audio-Ingenieur Daniel Marquez.

Konnektivität: Logitech rüstet auf

Im Unterschied zum Vorgänger, dem Pro X, gibt es jetzt auch die Möglichkeit, sich per Bluetooth zu verbinden. Das funktioniert in unserem Test durchwachsen: Am PC kann man auch 20 Meter weit weg durch die Wohnung gehen und hört immer noch nahezu fehlerfrei.

Am Smartphone ist der Klang von Musik ausbaufähig. Denn hier gilt: Solange nicht Logitechs eigene "Lightspeed"-Variante über den mitgelieferten USB-Dongle sendet, ist was aus Kopfhörern rauskommt, immer nur so gut wie die Quelle und der Codec.

Ein Blick ins Innenleben. "Treiber" ist alles zwischen Stoffbezugs mit dem großen L und Plastikschale auf der linken Seite. Logitech

Altes Bluetooth, alte Soundkarte, Handyvideo: schlechte Qualität. Kopfhörer, oder viel mehr die beschriebenen "Treiber", setzen elektrische Signale in Membranbewegung und somit Schall um. Die präziseste Membran bringt nichts, wenn MP3-Qualität einläuft.

Jedoch: Auf aktuellen Geräten oder per USB-Funk verbunden, liefern die Kopfhörer gute Ergebnisse. Passend dazu ist auch ein Aux-Anschluss am Pro X 2, also die früher übliche Kopfhörer-Buchse. Ideal um sich an eine Switch, eine Xbox oder ein Mischpult zu stecken. Insgesamt verbindet sich das Gerät aber anstandslos mit allem, was dafür gemacht ist.

Spezifikationen

  • Graphen Audio-Treiber (50mm), 20Hz-20KHz Frequenzgang, 38 Ohm Impedanz
  • Abnehmbares 6-mm-Kondensatormikrofon mit Nierencharakteristik (unidirektional), 100Hz-10KHz Frequenzgang
  • Batterielebensdauer: Wiederaufladbar bis zu 42h
  • Drahtlose Reichweite: bis zu 30m
  • Konsolen-Kompatibilität: PlayStation 5 und PlayStation 4 (nur drahtloser USB-Stereoklang), Nintendo Switch (drahtloser Stereosound, wenn angedockt)
  • Anschlussmöglichkeiten: 2.4GHz Lightspeed, Bluetooth, 3.5mm AUX
  • Farben: Schwarz oder Weiß
  • Gewicht: 345 g
  • Abmessungen des Headsets: 189H x 176B x 95T mm
  • Länge des Ladekabels: 1,8 m

Stundenlang tragen: Kein Problem

Der Tragekomfort ist ein weiterer großer Pluspunkt des Headsets: Stundenlang zocken, telefonieren und durch die Gegend laufen ist mit dem Pro X 2 kein Problem. Mit 345 Gramm ist es leicht, der Memory Foam und die drehbaren Ohrmuscheln passen sich hervorragend an die eigene Kopfform an. Auch Brillenträger sollen keine Probleme mit dem Headset haben.

Fest sitzt es aber nicht an seinem Platz. Schnelle Bewegungen oder Sport sind nichts für das X 2, es ist für sitzende Zocker gemacht. Ebenso schirmt es die Umgebung - passiv - ziemlich gut ab. Läuft dann Musik oder ein Spiel, dringt kaum Ablenkendes bis in die Ohren.

Entwickelt wurde das Headset mit eSport-Profis, daher kommen wohl beim Design auch keine Probleme auf: "Das Headset ist auch bei langen Spielesessions angenehm zu tragen", sagt beispielsweise 'Caps', Spieler bei G2 in League of Legends.

'Caps' findet das Headset "angenehm zu tragen." Logitech

Zur Akkulebensdauer brauchen wir auch nicht viel sagen. Trotz täglichen Einsatzes: Wir haben den Akku seit Auspacken nicht leer bekommen. Allerdings läuft das Headset mit Aux-Verbindung stromlos.

Laut Hersteller hält das Pro X 2 42 Stunden und ist in 4 wieder aufgeladen. Auch bei der Verarbeitung bleiben keine Wünsche offen, nichts an den Kopfhörern wirkt, als würde es irgendwann ausleiern oder brechen.

Gaming Kopfhörer - Nur für PC-Spieler?

Die Konnektivität der Kopfhörer ist wie oben beschrieben eigentlich hervorragend. Solange die Quelle externe Bluetooth-Geräte akzeptiert oder der USB-Dongle angesteckt werden kann. Das geht mit PCs, Smartphones und auch Switch und PlayStation. Bei beiden Letzteren aber nur mit Stereo-Sound.

Für die Xbox bleibt der Kopfhöreranschluss. Damit geht aber auch ein Teil des richtungshörenden Klangs verloren. Dann ist nämlich wieder die Quelle verantwortlich, und Surroundsound an der Microsoftkonsole kostet extra.

Die Switch macht das ihrerseits mit und ohne Kabel gut. Im neuen Zelda funktioniert die räumliche Klangwahrnehmung fabelhaft, in Microsofts Halo 3 dagegen ist der Unterschied marginal. Wichtig zu bedenken: Braucht mein Spiel überhaupt kristallklaren Klang? Die eigene FIFA-Performance wird das Headset wohl eher nicht aufwerten.

Klang - Was darfs sein?

Hier gilt noch viel stärker als bei allen anderen Features: Was ist dem Käufer wichtig? Muss die eigene Stimme in Studioqualität übertragen werden, braucht es Software, um sie zu verändern, oder reicht es, wenn das Gesagte beim Team ankommt?

Selbiges für das Gehörte: Granatenexplosionen in zwei und zehn Meter Entfernung sind etwas anderes als verlustfreie Musik.

Das ist für 270 Euro dabei: Aux und USB-Kabel (auch zum aufladen). Tasche und zwei verschiedene Ohrpolster.

Hier stecken die größten Kritikpunkte des Pro X 2. Die gleichzeitig aber auch zu vernachlässigen sind, denn Logitech will gar nicht mehr, als es anpreist.

Deswegen unsere Einschätzung: Das Mikrofon ist allenfalls Mittelmaß und die Musikwiedergabe schlecht. Dafür ist die Differenzierung von Geräuschen - wo was passiert - außerordentlich gut und das Mikro leicht einzustellen und praktisch zu nutzen.

Multitalent mit klaren Schwächen bei Musik

Das Pro X 2 kann alles. Egal ob Discord- oder Teamsanruf, telefonieren mit dem Smartphone, Musikhören, Serien schauen oder Zocken: Alles geht gut. Aber nur einiges davon herausragend gut.

Wer eh nur Spotify hört, für den wird die Musikwiedergabe okay sein. Legt man höherwertiges Audio an und vergleicht mit anderen Kopfhörern, ist das Pro X 2 dumpf, sumpfig, überbetont den Bass und macht Matsche aus der Musik. Da wäre man mit Beyerdynamic oder Edifier besser beraten und spart noch ordentlich Geld.

Auch die eigene Stimme klingt wie aus der Dose - Rauschen und Vogelgezwitscher aus dem Hof bekommen die Angerufenen inklusive. Mit Logitechs G Hub-Software kann man dem entgegenwirken. Es gibt diverse Einstellungen für die eigene Stimme - inklusive Equalizer und Kompressor -, die obendrein noch im Headset hinterlegt werden und dann auch an anderen Geräten funktionieren. Bleibt die Frage, was die streaming- und radiotauglichen Einstellungen sollen, wenn das Mikrofon dafür zu schlecht ist. Für den Klang gibt es Vergleichbares.

kicker eSport Testet Technik

Im Gaming, wo viel gleichzeitig passiert, aber auch beispielsweise bei Science-Fiction-Serien macht das Headset seine Arbeit bravourös. Dort gibt es das Gegenteil der Musik-Matsche. Auch nicht zu unterschätzen: Die Graphen-Treiber sind so gut, dass sich die Lautstärke überall reduzieren lässt. Man hört einfach mehr und schützt so gleichzeitig noch seine Ohren. Wer also seine Spiele immer laut stellt, um alles differenziert hören zu können, dürfte vom Pro X 2 überrascht werden.

Fazit

Das X Pro 2 bekommt eine definitive Kaufempfehlung. Wie oben geschrieben muss man Nachteile suchen. Diese finden wir in Mikro und Musikwiedergabe. Auch professionelle Konsolenspieler sollten es auf einen Test ankommen lassen. Ansonsten hat Logitech alles zusammengebracht: eSport-Expertise, neue Technologie und gute Verarbeitung.

Die Entscheidung, die es zu treffen gilt, liegt beim Preis. 270 Euro kostet auch eine neue Switch. Oder eine Xbox Series S. Das ist viel Geld. Damit dürfte das X Pro 2 also nur etwas für wirkliche Profis und Enthusiasten sein oder für Leute, denen Geld egal ist. Ansonsten gibt es günstigere Varianten, die genügen.

Holm Kräusche

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