Bundesliga

Deal perfekt: Selke wechselt von Werder zu RB Leipzig

Sturm-Talent verlässt Bremen - Vertrag bis 2020

Deal perfekt: Selke wechselt von Werder zu RB Leipzig

Von Hoffenheim über Bremen nach Leipzig: Stürmer Davie Selke.

Von Hoffenheim über Bremen nach Leipzig: Stürmer Davie Selke. imago

Gemeinhin ist Davie Selke ein freundlicher Zeitgenosse und durchaus bereitwilliger Gesprächspartner. Doch am Mittwoch ließ er die zahlreichen Pressevertreter am Weserstadion, die seine Beweggründe für den im Sommer stattfindenden Wechsel zu RB Leipzig erfahren wollten, grußlos und wortlos stehen wie dumme Jungen.

Kurz zuvor war der hoffnungsvolle Nachwuchsstürmer in der Bremer Pressemitteilung lediglich mit Dankesworten an die Werder-Verantwortlichen zitiert worden, dafür, dass sie ihm den Schritt nach Leipzig "ermöglichen". Dort erhält er einen Vertrag bis 2020. "Ab Sommer möchte ich mithelfen, einem sportlich sehr ambitionierten Klub zum Erfolg zu verhelfen."

Auch Akeem Adewunmi, sein Berater, der früher als Fußballer in der Regionalliga Nord unterwegs gewesen ist, wollte am Mittwoch auf Nachfrage keine Stellung beziehen: "Bitte haben Sie Verständnis dafür, es ist nun mal ein sensibles Thema."

In der Tat, denn der heute offiziell in Bremen und Leipzig verkündete Transfer-Coup überraschte schon in der Branche. Sturm-Talent Selke hatte seinen Vertrag beim Nord-Klub erst im September bis 2018 verlängert und in den jüngsten Interviews von den glänzenden Perspektiven an der Weser geschwärmt. Werder, so der Tenor, habe alle Versprechen gehalten und ihm eine Chance in der Bundesliga geboten. Bei seiner Verlängerung sprach er gar von einer "Herzensangelegenheit". Nun also vollzog er eine Kehrtwende und sieht seine Zukunft in Leipzig.

Selke wurde offenbar auf dem Markt angeboten - doch von wem?

Wie nun bestätigt wurde, laufen die Vertragsgespräche schon seit langer Zeit. Seit Anfang des Jahres, wie Werder-Manager Thomas Eichin bestätigte. Kolportiert wird auch, dass Selke auf dem Markt angeboten worden ist, wobei unklar bleibt, ob von Werder-Seite, von den Beratern oder Mittelsmännern.

Fest steht, dass alle Parteien bestrebt waren, die Sache vorerst noch geheim zu halten, doch es sickerte am Dienstag durch. Die "Leipziger Volkszeitung" informierte auf ihrer Internetplattform über den Deal. In dem Bericht, den einige Beobachter zunächst für einen Aprilscherz hielten, ist von einer Ablösesumme in Höhe von fünf Millionen Euro die Rede. Der Erlös, den Werder für das Sturmtalent Selke erzielen wird, sei weitaus höher, heißt es indes beim Erstligisten.

Davie Selke ist einer der wenigen Spieler, der noch den klassischen Mittelstürmer verkörpert.

Ralf Rangnick

Es dürfte sich um eine Einnahme im hohen einstelligen Millionenbereich handeln: ein Sockelbetrag von etwa acht Millionen Euro sowie Bonuszahlungen von bis zu zwei Millionen Euro, die fällig werden unter gewissen Bedingungen - Zahl der Einsätze Selkes und ein eventueller Aufstieg der "Bullen" in die 1. Liga.

"Ich werde bald ein Plus in der Transferbilanz haben", hatte vor kurzem Werder-Manager Eichin in einem Gespräch mit dem kicker erklärt. Mag sein, dass er dabei schon die Millionen, die nun für Selke fließen, im Blick gehabt hat. In einer ersten Stellungnahme erwähnte Eichin nochmals das Bremer Geschäftsmodell: "Wir haben immer betont, dass wir solche Verhandlungen führen, wenn alle Parteien davon profitieren. Das ist hier der Fall."

Rangnick kennt Selke noch von früher

Mit dem Erlös aus dem Verkauf des U-19-Europameisters könnte der Erstligist das in diesem Geschäftsjahr zu erwartende Minus ausgleichen oder zumindest reduzieren. Von "attraktiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen" spricht Eichin in diesem Zusammenhang, die "uns Spielräume für die Gestaltung des Kaders bieten". Er sei sicher, "dass andere Werder-Talente diese Chance nutzen werden, um sich zu zeigen". Laut Eichin habe sich Selke "für das sportliche Gesamtkonzept in Leipzig" entschieden.

Der Junioren-Nationalspieler war im Januar 2013 aus der Jugend der TSG Hoffenheim nach Bremen gewechselt - Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick kennt er also bereits. "Wir haben uns seit Weihnachten mit Davie Selke beschäftigt", sagte Rangnick zur Verpflichtung. "Er gehört zu den interessantesten Talenten im U-21-Altersbereich und hat seine Qualitäten sowohl in der Bundesliga als auch in den verschiedenen deutschen Junioren-Nationalmannschaften bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Davie Selke ist einer der wenigen Spieler, der noch den klassischen Mittelstürmertypus verkörpert - groß, schnell, dynamisch, torgefährlich."

Hans-Günter Klemm/jpe