Die rekordverdächtige Rückkehr des Xaver Schlager. Am 31. August erlitt der Österreicher in seinem linken Sprunggelenk einen Totalschaden. Knöchelbruch, Syndesmoseriss, Operation. Schon am 23. November feierte der 22-Jährige sein Comeback als Joker gegen Eintracht Frankfurt (2:0), am 12. Dezember stand er in der Europa League gegen Saint-Etienne (1:0) ebenso wieder in der Startelf wie drei Tage später in der Liga gegen Mönchengladbach (2:1). Spieler des Spiels in beiden Partien: Xaver Schlager.
Leberbauers selbst entwickelte Methode
Der Blondschopf selbst will gar keine so große Sache daraus machen. Für Xaver Schlager ist es vielmehr eine Selbstverständlichkeit, dass er als Fußballprofi versucht hat, so schnell wie möglich wieder fit zu werden. "Es ist eine gute Zeit, die ich hingelegt habe", sagt der 22-Jährige. "Es ist aber auch eine normale Handlung. Wenn man etwas liebt und seine Arbeit mag, dann will man so schnell wie möglich zurückkommen." Um das zu schaffen, begab sich der Wolfsburger in die Hände des Sportwissenschaftlers Franz Leberbauer aus Salzburg, der mit seiner selbst entwickelten Methode schon mehreren Fußballern wieder auf die Beine geholfen hat. Im Gespräch mit dem kicker sagt Leberbauer: "Ich bin kein Zauberer." Und offenbar doch ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten.
Auf der Seite der alinus GmbH, so heißt Leberbauers Firma, sind viele bekannte Gesichter zu entdecken. Die Leipziger Emil Forsberg und Konrad Laimer, Mönchengladbachs Stefan Lainer, der Ex-Frankfurter Sebastian Haller (jetzt West Ham United). Und auch Schlager. Der Wolfsburger wünschte sich nach seinem Knöchelbruch die Behandlung in der Heimat und erhielt vom VfL grünes Licht. "Sie haben drauf vertraut, dass ich in Österreich gute Arbeit leiste, keinen Blödsinn mache und nicht erst nach vier Monaten zurückkomme", erzählt der Mittelfeldspieler, der im Sommer als Wolfsburger Königstransfer für zwölf Millionen Euro von RB Salzburg kam.
System aus über 15.000 Übungen
Es ging dem Profi also auch um jene Geschwindigkeit, mit der Leberbauer für seine Methode wirbt. "Wie empirische Studien zeigen, garantiert die Methode Franz Leberbauer selbst bei schwierigsten Verletzungen und Schädigungen allgemeiner Art eine Linderung bzw. Heilung in nahezu der Hälfte der üblichen Rehabilitationszeit", heißt es auf der alinus-Homepage. Schlager musste "die richtige Balance zwischen Risiko und Vorsicht finden, das ist ein schmaler Grat. Ich habe sehr gute Fachmänner gehabt." Nämlich Leberbauer und dessen Lebensgefährtin Sabine Schäffer, eine Sporttherapeutin. Sie standen im engen Austausch mit den VfL-Medizinern und arbeiteten intensiv mit dem schwerverletzten Fußballer.
Was genau machen Leberbauer und Schäffer? "Ich habe ein Therapie- und Trainingssystem entwickelt, das sich aus über 15.000 Übungen zusammensetzt", erklärt der 64-Jährige, der grob formuliert "an den Schwachstellen" seiner Patienten arbeitet. Zuerst seien da die "Funktionsstörungen durch die aktuelle Verletzung", etwa sich aufbauende muskuläre Spannungen. Zudem gilt es, Folgeerscheinungen früherer körperlicher Schäden zu behandeln. "Jede Verletzung", sagt Leberbauer, der einst als Co-Trainer der österreichischen Nationalmannschaft unter Hans Krankl tätig war, "zieht Funktionsstörungen nach sich, die meist schlimmer sind als die Verletzung selbst." Und so begann Schlager bereits seine Therapie, als er nach der Operation, bei der sein gebrochener Knöchel mit einer Platte fixiert wurde, noch einen Gips trug. "Bei der Gipsabnahme", berichtet Leberbauer, "war Xaver körperlich bereits in einem perfekten Zustand." Die ersten Wochen waren zu diesem Zeitpunkt bereits gewonnen. Der Therapeut betont: "Ich kämpfe um jeden Tag."
Und auch Schlager kämpfte mit hohem Einsatz. "Seine Selbstdisziplin und sein Eifer sind außergewöhnlich", lobt Leberbauer, dessen Arbeit dem Patienten wehtut. "Ich muss über Schmerzen hinweggehen." Schmerzen, die sich auszahlen. Nach 85 Tagen stand Schlager wieder auf dem Bundesliga-Rasen. "Das", sagt Leberbauer, "macht mich stolz." Selbstbewusst fügt er, der weiß, "dass ich Neider und Feinde habe", hinzu: "Für mich war es aber auch selbstverständlich."