Champions League

Mbappé bei Real Madrid: Das luxuriöseste Puzzleteil der Welt

Wie Mbappé in Madrid ein jahrelanges Problem lösen könnte

Das luxuriöseste Puzzleteil der Welt

Sturmpartner Benzema, Vorbild Cristiano Ronaldo: Mbappé in Madrid - es scheint zu passen.

Sturmpartner Benzema, Vorbild Cristiano Ronaldo: Mbappé in Madrid - es scheint zu passen. Getty Images (3)

Wahrscheinlich ist es schon 10-, 20-, 100-mal um die Welt und wieder zurück gegangen, dieses geradezu schicksalhaft anmutende Foto eines noch sehr kindlichen Kylian Mbappé. Auf seinem Bett sitzend, vor zahlreichen Postern Cristiano Ronaldos posierend.

Grob zehn Jahre später scheint der Wechsel des Weltmeisters zu Real Madrid, wo CR7 seine größten Momente erlebte, nahezu beschlossene Sache zu sein. Im berühmten weißen Trikot wäre es künftig Mbappé, der auf Hochglanz in den Kinderzimmern dieser Welt hängt. In die Fußstapfen seines Vorbilds wird der kommende "Galactico" aber wahrscheinlich nicht treten. Zumindest nicht im wörtlichen Sinne.

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Denn seine Fußstapfen hat Cristiano Ronaldo bei den Königlichen auf dem linken Flügel hinterlassen - Mbappé wird ziemlich sicher rechts spielen. Nicht, dass er links - wo er für Frankreich aufläuft - nicht ebenso gut funktionieren würde. Doch da spielt schon Vinicius Junior, der rechts tatsächlich nicht funktioniert. So kann aus Mbappé mehr werden als ein Galactico, als ein globaler Fußball-Superstar, wie ihn schon Santiago Bernabeu am liebsten im Plural in seinem Stadion auflaufen sah.

Der 23-Jährige mag ein kommender Weltfußballer sein, doch für seinen aller Voraussicht nach kommenden Arbeitgeber ist er in erster Linie ein Puzzleteil. Das wahrscheinlich luxuriöseste Puzzleteil der Welt, aber ein Puzzleteil. Das den Königlichen noch fehlt. Die Lösung eines jahrelangen Problems.

Ein blinder Fleck

Seit der Saison 2015/16 - und selbst damals fehlte Gareth Bale fast die Hälfte der Spielzeit verletzt - spielt Real Madrid quasi ohne Rechtsaußen. In den Jahren der Champions-League-Titelverteidigungen, im 4-3-1-2 mit Isco auf der Zehn, ging das noch gut. Seither ist es eine Problemzone im Spiel der Königlichen, ein blinder Fleck.

Marco Asensio, der Bale einst auf dieser Seite beerben sollte, konnte die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen und hat sich inzwischen zu einem Spieler entwickelt, der für zentralere Rollen besser geeignet ist. Die Dynamik fehlt. Über den offensiv sehr potenten Achraf Hakimi kann man das zwar gewiss nicht behaupten, doch den Marokkaner (inzwischen PSG) haben die Blancos 2020 an Inter abgegeben.

Seit mehr als fünf Jahren ist die rechte Bahn bei linkslastigen Königlichen also zwar theoretisch besetzt, aber praktisch verwaist. Vom jungen Rodrygo, zumindest nominell Rechtsaußen, geht kaum konstante Torgefahr aus. Spielt der Brasilianer nicht, rücken Luka Modric oder Fede Valverde manchmal aus dem Zentrum raus, oder die Rechtsverteidiger Dani Carvajal und Lucas Vazquez marschieren immer wieder Richtung Grundlinie - und flanken. Torgefahr erzeugen sie nicht. Das machen Karim Benzema in der Mitte oder Vinicius Junior über links.

Kylian Mbappé

Und ab: Mbappés größte Stärke ist wohl seine Schnelligkeit. Getty Images

Und dass Madrid in dieser Saison statt vorher bloß einem (Benzema) plötzlich noch einen zweiten Weg zum Tor gefunden hat (Vinicius), wurde direkt als großer Fortschritt wahrgenommen. Wie variabel könnte es dann erst mit einem dritten sein - und dann noch ein Kaliber wie Mbappé, der ideal in diese Rolle passen würde. Galactico und fehlendes Puzzleteil in einem. Win-Win für Real Madrid.

Eine französische Tradition

Und Win-Win-Win für Mbappé, der auch im Verein mit seinem kongenialen Sturmpartner aus der Nationalmannschaft zusammenspielen könnte. Mit Benzema, der inzwischen für den Ballon d'Or in Frage kommt und mit Real bereits viermal die Champions League gewann. Daran kann man sich orientieren. Neben denen von Bale und Vorbild CR7 kann Mbappé sogar in die Fußstapfen einer ganzen Reihe von Landsleuten treten.

Vor Benzema gab es Zinedine Zidane - der in Madrid Weltfußballer und Champions-League-Sieger wurde. Von der erfolgreichen Rückkehr als Trainer ganz zu schweigen. Oder Raymond Kopa, der 1958 als erster Franzose mit dem Ballon d'Or prämiert wurde und inzwischen selbst Namensgeber einer Trophäe für den besten jungen Spieler der Welt ist, der bisher letzten großen individuellen Ehre, die Mbappé - als Premierengewinner - zuteil wurde.

Kopa, ein Urahn in vielerlei Hinsicht. Der zum Wohle Real Madrids, auch wenn es gar nicht seine bevorzugte Position gewesen war, auf dem rechten Flügel gespielt hatte, drei Jahre lang. In allen drei Jahren gewann er den Henkelpott.

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Niklas Baumgart