Seit einem Monat steht Hansa als Aufsteiger fest, trotzdem wurde seitdem nur Drittliga-Stürmer Tino Semmer verpflichtet. Warum hat die frühe Planungssicherheit bei der Spielersuche nichts gebracht, Herr Vollmann?
Peter Vollmann: Wir hatten von Anfang an damit gerechnet, dass es für uns sehr schwierig wird, den Vorstellungen einiger von uns kontaktierter Spieler gerecht zu werden. Wir haben eben den geringsten Etat der Liga. Da ist man nicht die Adresse, die gleich den Zuschlag bekommt.
Für welche Positionen suchen Sie?
Vollmann: Wir suchen einen Innenverteidiger, auf jeden Fall zwei Stürmer. Und vielleicht kommt auch noch ein Sechser. Doch das ist nach der Absage von Tobias Rathgeb etwas in den Hintergrund gerückt.
Gut vier Millionen Euro beträgt der Personaletat. Kann man mit diesem Budget überhaupt konkurrenzfähig sein in der 2. Bundesliga?
Vollmann: Wir hatten in der 3. Liga mit 2,1 Millionen Euro auch einen der kleinsten Etats und waren trotzdem sehr konkurrenzfähig. Wir können also mit unserer Situation umgehen. Wir müssen die Ruhe bewahren und nach Nischen suchen, in denen die anderen noch nicht drin sind. Wir suchen nun im deutschsprachigen Ausland und in Skandinavien nach Verstärkungen.
Welche Anreize hat Hansa für potenzielle Neuzugänge?
Vollmann: Wir haben Strukturen zu bieten, die andere nicht haben. Aber ich weiß auch: Keiner kommt wegen des schönen Mannschaftsbusses, der reizvollen Umgebung oder des tollen Stadions nach Rostock. Wir müssen Überzeugungsarbeit leisten und Perspektiven aufzeigen. Der Klub will Schritte in eine positive Zukunft machen.
Keiner kommt wegen des schönen Mannschaftsbusses
Hansa-Trainer Peter Vollmann
Innerhalb von drei Jahren ist Hansa von der Bundesliga in die 3. Liga abgestürzt. Viele hoffen, dass es in gleichem Tempo zurückgeht.
Vollmann: Das ist völlig realitätsfremd. Für uns heißt das Ziel in der nächsten Saison nur Klassenerhalt. Alles andere wäre Utopie.
Tobias Jänicke hat die Erwartungshaltung bei den Fans aber selbst geschürt, als er seine Vertragsverlängerung mit der Hoffnung verband, dass mehr als nur der Nicht-Abstieg möglich sei.
Vollmann: Er hat bei uns ja auch für zwei Jahre unterschrieben, weil er weiß, dass wir nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen. Der erste Schritt ist der Klassenerhalt, beim zweiten wollen wir uns deutlich verbessern.
Der halbe Kader kommt aus der eigenen Talentschmiede, am Samstag scheiterte Rostock im Pokalfinale knapp an Freiburg. Was sagen diese Fakten aus?
Vollmann: Dass eine hervorragende Jugendarbeit geleistet wird. Es hat viel Geld gekostet, dass wir in der 3. Liga unser Internat komplett aufrecht erhalten haben. Aber es lohnt sich, wenn man Spieler wie Jänicke oder Pannewitz herausbringt.

Bierdusche: Björn Ziegenbein "begießt" den Aufstieg in die Zweite Liga - für Vollmann gibt es kein Entkommen. imago
Was erwarten Sie von den beiden Talenten?
Vollmann: Ich hoffe, dass sich Tobias Jänicke in diesem Jahr als Führungsspieler etabliert durch konstant gute Leistungen. Und ich erwarte, dass Kevin Pannewitz in der Vorbereitung zeigt, dass er es kapiert hat, worum es geht und wie man als Fußballspieler zu leben hat.
Den Aufstieg bezeichnen Sie selbst als Ihren größten Erfolg. Was sind ihre persönlichen Ziele für die Vertragslaufzeit bis 2013?
Vollmann: Ich bin keiner, der sagt, dass er eine Mannschaft in den nächsten zwei Jahren weiterentwickeln will. Fußball ist ein Ergebnissport, und ich orientiere mich immer an der Realität. Wenn wir es vom ersten Spiel an schaffen, von den Abstiegsrängen entfernt zu bleiben, kommt die Entwicklung automatisch.
Interview: Oliver Hartmann