Expertenfrage: Wie heißt der höchstklassigste Münchner Klub hinter den beiden Bundesligisten? Die Antwort ist ebenso erstaunlich wie bemerkenswert. Erst in der sechstklassigen Landesliga findet sich mit dem SV Türkgücü-Ataspor wieder ein Verein aus dem Münchner Stadtgebiet.
So stellen die beiden Reserve-Teams der Profiklubs die stärksten Mannschaften unterhalb der Bundesligen. Nach der Meisterschaft des TSV 1860 II im Debütjahr der Regionalliga Bayern kam auch der Nachfolger aus der bayerischen Metropole. Doch auch die U 23 des FC Bayern scheiterte anschließend in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga.
Unterschiedliche Nachwuchskonzepte der Profimannschaften
Trotz der beiden Titel könnten die Konzepte bei den Profi-Reserven unterschiedlicher kaum sein. So wird beim FC Bayern II seit dem Abstieg aus der 3. Liga im Frühjahr 2011 fieberhaft darauf hingearbeitet, dorthin zurückzukehren. Auch der Coach betonte nach dem verpassten Aufstieg, dass "wir die 3. Liga als ideale Plattform für unsere Talente betrachten". Dementsprechend wurden die namhaften Abgänge nach der Meisterschaft mit Akteuren kompensiert, die zwar jung und entwicklungsfähig sind, aber schon Erfahrung in der vierten Liga mitbringen.
Weitaus konsequenter setzt der TSV 1860 II auf den Nachwuchs. Mehr als ein, zwei Saisons werden den Talenten aber selten zugestanden, um den Sprung in die 2. Liga zu bewerkstelligen. Wie üblich rekrutieren sich die Zugänge zum überwiegenden Teil aus der eigenen U 19. Ausnahmen bestätigen die Regel. Wurden doch mit Michael Kokocinski vom TSV 1860 Rosenheim und Angreifer Robert Glatzel von Wacker Burghausen zwei Ex-Löwen in die alte Heimat gelotst.
Konkurrenzkampf im Münchener Umland
Während die Stadt selbst von den beiden großen Vereinen komplett dominiert wird, tobt im Umland seit Jahren ein Konkurrenzkampf um die besten Plätze. Hinter Drittligist SpVgg Unterhaching war der FC Ismaning jahrelang die Nummer eins. Der Klub aus dem Ort nördlich von München allerdings ist kürzlich zum zweiten Mal in Folge abgestiegen und tritt in der Landesliga an.
Abgelöst wurde er vom SV Heimstetten. Die Kirchheimer (Heimstetten ist ein Ortsteil) mischen von Beginn an in der Regionalliga Bayern mit. Dadurch hat der von Präsident Ewald Matejka geführte Verein den vielleicht größten Vorteil der Klubs aus dem Umland auf seiner Seite: Jedes Jahr hat er so etwas wie das Erst-Zugriffsrecht auf den Pool an talentierten Spielern, die den Nachwuchsleistungszentren der Münchner Großvereine sowie der SpVgg Unterhaching entwachsen sind und keine Anschlussverträge erhalten.
Aufgrund der Strukturen und des Zuschaueraufkommens scheint die Regionalliga dennoch ebenso das absolute Maximum darzustellen wie für den Aufsteiger VfR Garching. Über viele Jahre war der eine etablierte Adresse im Münchner Amateurfußball. Die sportliche Heimat hieß überwiegend Bezirks- oder Bezirksoberliga. Seit jedoch Trainer Daniel Weber das Zepter übernahm, befindet sich der Verein auf einem steten Weg nach oben. Der 41-jährige Kölner stieg in seiner achten Saison mit Garching zum vierten Mal auf. Das "Stadion am See" genügt modernen Ansprüchen, die seit Jahren gewachsene und im Kern unveränderte Mannschaft scheint gerüstet für die Regionalliga. "Klar werden wir gegen den Abstieg spielen, aber wir werden wettbewerbsfähig sein", betont Weber optimistisch.
Matthias Horner