Darmstadts Trainer Dirk Schuster reagierte auf das erwartbare 0:3 gegen Bayern München auf zwei Positionen: Stürmer Wagner und Ideengeber Rosenthal bekamen das Vertrauen anstelle von Kempe und Stroh-Engel (beide Bank) ausgesprochen. Damit standen in der Startelf der Lilien drei ehemalige Werderander: Caldirola, Niemeyer und Wagner.
Werder-Coach Viktor Skripnik baute nach dem bitteren 0:1 gegen Aufsteiger Ingolstadt ebenfalls zweimal um - zwangsbedingt: Galvez und Sternberg begannen anstelle von Bargfrede (Rote Karte, drei Spiele Sperre) und Ulisses Garcia (Zeh gebrochen). Auf der Bank nahm derweil der zuletzt heftig erkältete Junuzovic wieder neben Neuzugang Pizarro Platz.
Darmstadt drückt, doch Johannsson trifft
Die gesamte Anfangsviertelstunde gehörte dann überraschend den Hausherren, die dominierten, Ballbesitz generierten und sich in der Werder-Hälfte festsetzten. Erste gefährliche Gelegenheiten inklusive: Rosenthals Kopfball nach Rausch-Freistoß segelte knapp rechts vorbei (11.), dann nickte Wagner im Luftduell mit Wiedwald beinahe aufs Tor (14.). Gerade das furiose Offensivpressing setzte den Grün-Weißen in dieser Phase erheblich zu, der Skripnik-Elf gelang bis zur 19. Minute nicht ein einziger (!) ordentlicher Vorstoß.
In besagter Minute aber schepperte es, was zur kurzzeitigen Fassungslosigkeit der Lilien führte: Ujah biss sich auf der rechten Seite fest, ehe Gebre Selassie in Szene gesetzt wurde und mit seiner Flanke den von Sulu und Caldirola vergessenen Johannsson bediente. Der Stürmer bedankte sich mit seinem Kopfball - 1:0 Werder, aus dem sprichwörtlichen Nichts (19.). Drei Minuten später hätte es dann schon 2:0 stehen müssen: Johannsson schnappte sich nach einem kapitalen Fehler von Mathenia den Ball, sein Schuss wurde allerdings auf der Linie von Garics geklärt.
Pikant: Ex-Bremer Wagner trifft
Die Lilien kamen aber wieder zurück - auch dank einer erneut unnötigen Aktion im Strafraum, wie schon vergangene Woche gegen Ingolstadt: Wiedwald kam gegen Rosenthal zu spät und grätschte den Stürmer rüde um (30.). Den fälligen Elfmeter verwandelte der ehemalige SVW-Profi Wagner sicher ins rechte untere Eck - 1:1 (31.). Für Wagner waren es 701 BL-Minuten Wartezeit (zuletzt hatte er am 13. April 2014 getroffen). Sein schlimmste Marke liegt allerdings bei 1332 Minuten.
In der Folge entwickelte sich eine unterhaltsame Begegnung, in der es forsch hin und her ging: So kratzte unter anderem Mathenia eine von Lukimya nicht mehr erreichte Flanke von der Torlinie (38.), ehe Rosenthal Garcia stehen ließ und den linken Innenpfosten traf (42.).
Der 6. Spieltag
Referee Winkmann legt Pause ein
Der zweite Durchgang startete ohne personelle Wechsel (SV98-Coach Schuster brachte schon in der ersten Hälfte Junior Diaz für Holland) und mit einer ersten Chance für Bremen: Fritz' Flanke fand Johannsson, der das Leder aber nicht mit genug Druck aufs Gehäuse brachte (52.). Kurz darauf gab es eine kuriose Szene: Schiedsrichter Guido Winkmann musste sich am rechten Bein behandeln lassen, er konnte nach kurzer Unterbrechung allerdings weitermachen (54.).
"Wagner-Festspiele" am Bölle
In dieser Phase war die Partie äußerst zäh, viel passierte im Mittelfeld - keines der beiden Teams wagte dabei viel. Es war lange Kampf und Krampf angesagt. Immerhin: Ujah setzte einen Kopfball haarscharf am rechten Pfosten vorbei (61.), während Heller nach feinem Zuspiel von Wagner aus kürzester Distanz frei vor dem Tor keinen Schuss zusammenbrachte (69.).
Erneut Niedergeschlagen nach einer Pleite gegen einen Aufsteiger: Werder Bremen um Kapitän Clemens Fritz. Getty Images
Wenig später war es dann soweit: Junuzovic kam für Galvez (72.), zehn Minuten später brachte SVW-Trainer Skripnik auch Pizarro für Torschütze Johannsson. In der Zwischenzeit hatte es keinerlei Torraumszenen gegeben. Nach der Einwechslung der beiden SVW-Hoffnungsträger aber - und zwar auf Darmstädter Seite: Heller zog über die rechte Seite nach Zuspiel von Niemeyer locker am zu forsch herauskommenden Wiedwald vorbei und flankte präzise nach innen zu Wagner. Der Stürmer hielt den Kopf hin - 2:1 (84.). Der Schlusspunkt, der nicht ohne erneute Frustbewältigung des Nord-Klubs über die Bühne ging: Bartels handelte sich Gelb-Rot ein (88.), Lukimya hatte Glück, nach einem Tritt gegen Wagner, ohne Platzverweis davon zu kommen (90.+1).
Darmstadt bestreitet am Sonntag (17.30 Uhr) die letzte Partie des Spieltags in Dortmund, Werder empfängt einen Tag zuvor (15.30 Uhr) Leverkusen.