Bundesliga

Herthas Trainer Pal Dardai: "Ab jetzt ist jedes Spiel ein Muss"

Matheus Cunhas Comeback soll bei Hertha die Handbremse lösen

Dardai: "Ab jetzt ist jedes Spiel ein Muss"

Zunehmender Druck im Abstiegskampf: Hertha BSC und Pal Dardai.

Zunehmender Druck im Abstiegskampf: Hertha BSC und Pal Dardai. Picture Alliance

Vier Tore in sieben Spielen unter Pal Dardai, darunter ein Elfmeter: Offensiv tut sich Hertha BSC in diesen Wochen auffallend schwer. Der Auftritt vor sechs Tagen in Dortmund (0:2) war ein Sinnbild für die Berliner Malaise. "Wir haben dort bis 30 Meter vor dem gegnerischen Tor gut gespielt", sagte Dardai in der Spieltags-Pressekonferenz am Freitag. "Danach waren das Können, der Mut, der richtige Abschluss nicht da. In der Endzone muss man Mut haben. Da müssen wir uns umstellen. Und dafür ist es sehr gut, dass Matheus Cunha kommt."

Der Brasilianer, der Ende Februar beim Spiel in Wolfsburg (0:2) eine Muskelverletzung im Oberschenkel erlitten hatte, kehrt gegen Leverkusen zurück - und soll die zuletzt zögerlich-uninspirierte Offensive wachküssen. "Er hat alles dafür getan, um schnellstmöglich wieder fit zu werden, und macht einen richtig guten Eindruck", befand Sportdirektor Arne Friedrich. "Wir wünschen uns, dass er auch beim Gegner für Respekt sorgt. Wenn Matheus Cunha auf dem Platz steht, ist es für keine Mannschaft schön." Allerdings warnte Friedrich davor, Herthas Top-Scorer (sechs Tore, fünf Assists) mit zu großen Erwartungen zu überfrachten: "Ich habe manchmal das Gefühl, dass Matheus ein bisschen zu viel Druck auf seine Schultern nimmt. Es ist unsere Aufgabe, ihn ein Stück weit zu schützen. Es kann nicht so sein, dass alles immer von Matheus abhängt. Er wird unser Unterschiedsspieler sein. Aber wir haben elf Spieler auf dem Platz, es wird sich nicht alles auf ihn fokussieren. Diese Leichtigkeit wollen wir ihm geben."

Spielersteckbrief Matheus Cunha
Matheus Cunha

Santos Carneiro de Cunha Matheus

Trainersteckbrief Dardai
Dardai

Dardai Pal

Dass Herthas Offensivspiel mit dem Brasilianer, den Hertha im Januar 2020 für 18 Millionen Euro von RB Leipzig verpflichtet hatte, an Zielstrebigkeit, Mut und Überraschungsmomenten gewinnt, steht außer Frage. Dardai sieht in ihm einen Spieler, "der das Eins gegen eins fast immer gewinnt und mit Toren und Vorlagen sehr gefährlich ist". Herthas Absturz ging allerdings auch an Matheus Cunha nicht vorbei. Seit dem 8. Spieltag, dem 2:5-Debakel gegen Dortmund am 21. November, ist der Freigeist ohne Tor. Gegen Leverkusen soll sich die Handbremse lösen, bei ihm und bei Hertha insgesamt.

Cordoba macht einen guten Eindruck

Dardai klang am Freitag zuversichtlich - auch mit Blick auf die Form von Jhon Cordoba. Der Kolumbianer, den zwischenzeitlich ein Muskelfaserriss vier Wochen ausgebremst hatte, hat in den drei Spielen seit seinem Comeback noch nicht getroffen. "Jhon steigert sich im Training und macht da viele Tore", sagte Dardai. "Er wird immer fitter. Und auch Dodi Lukebakio und Krzysztof Piatek sind im Spielmodus, so schlimm seh' ich das nicht." Am Trainer liegt es jetzt, die passende Mischung zu finden - und die Antwort auf die Frage, ob er Rückkehrer Matheus Cunha hinter zwei Stürmern auf der Zehn postiert oder ihn als hängende zweite Spitze bringt. "Wir haben noch ein bisschen Zeit, um darüber zu schlafen", sagte Dardai.

Der Druck auf die Hertha ist gestiegen

Grundsätzlich empfindet er auch gegen starke Gegner wie Leverkusen eine Konstellation mit einer Doppelspitze und Matheus Cunha dahinter als "nicht zu offensiv". Angesichts der Erfolge der Konkurrenten und des Abrutschens auf Platz 16 ist der Druck auf Hertha in diesem "brutalen Abstiegskampf" (Friedrich) nochmals gestiegen, das weiß auch Dardai. Er erwartet gegen Leverkusen "ein gutes, leidenschaftliches Spiel" und konstatierte am Freitag: "Ab jetzt ist jedes Spiel ein Muss. Wir wollen alle Spiele gewinnen, und jeder Punkt, den wir sammeln, zählt."

Neues Grün im Olympiastadion

Das Olympiastadion wird am Sonntag mit einem neu verlegten Rasen aufwarten - für die Profis, die auf ihrem Trainingsplatz unweit der geschichtsträchtigen Arena in dieser Jahreszeit mehr Braun als Grün sehen, eine willkommene Arbeitsgrundlage. Es gebe "nur noch ganz wenig Rasen auf unserem Trainingsplatz", erklärte Dardai, "wir haben alles kaputtgekratzt. Das spricht für das intensive Training." Und mit Blick auf das neue Grün im Stadion sagte der Ungar: "Der Osterhase ist bestimmt sehr glücklich, dass ein frischer Rasen da ist. Er kann jetzt die Eier bringen." Punkte bräuchte Hertha dringender.

Steffen Rohr

Torjäger-Duell in München - "Oldietreffen" in Hessen