Stanley Cup - Play-offs

Steven Stamkos' bittersüßes Comeback: Tampa Bay gewinnt Spiel 3

Top-Reihe des Lightning schlägt voll ein - Dallas wechselt Khudobin aus

Stamkos' bittersüßes Comeback: Tampa gewinnt Spiel 3

Hochemotionale Rückkehr: Lightning-Kapitän Steven Stamkos schoss bei nur 167 Sekunden Eiszeit ein Tor.

Hochemotionale Rückkehr: Lightning-Kapitän Steven Stamkos schoss bei nur 167 Sekunden Eiszeit ein Tor. Getty Images

30 lange Wochen musste Stamkos auf diesen Moment warten. Seit dem 25. Februar war der Lightning-Kapitän aufgrund einer muskulären Unterkörperverletzung ausgefallen. 211 Tage später gab er im Stanley-Cup-Finale sein Comeback. Und was für eines: Der 30-jährige Kanadier empfing einen Aufbaupass von Victor Hedman, brach über den rechten Flügel bis zum Bullykreis vor und jagte den Puck mit einem präzisen Schuss zum zwischenzeitlichen 2:0 in den linken Winkel (7.). "Es war eine wundervolle Erfahrung, die ich mit meinen Teamkollegen teilen konnte", schwärmte der Stürmer, der in einer weißen Jubeltraube auf dem Eis versank. Auch Tampa Bays Bank war aufgesprungen und fiel sich in die Arme.

"Der Jubel war ein bisschen lauter als sonst", bestätigte Bolts-Trainer Jon Cooper. "Alle Spieler haben mit 'Stammer' mitgefühlt." Das konnte Vorbereiter Hedman nur bestätigen: "Wir alle wussten, dass ihm das viel bedeutet. Man hat anhand der Reaktion der Mannschaft gesehen, was es auch uns bedeutet hat." Stamkos' "Thronfolger" Brayden Point, der sich in dessen Abwesenheit längst zum unumstrittenen Nummer-1-Center etablieren konnte, war regelrecht ergriffen: "Er hat hart gearbeitet, um zurückzukehren, war auch hinter den Kulissen ganz wichtig für uns, hat jeden Tag so viel Energie und Erfahrung eingebracht. Er bringt Führungsqualitäten und eine positive Einstellung mit. Zu sehen, dass er auch noch ein Tor schießt, hat uns inspiriert."

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Nur 167 Sekunden Eiszeit

Stanley Cup Finale 2020

Besser hätte Stamkos' Rückkehr nach 211 Tagen zunächst nicht laufen können. "Es war eine lange Pause. Es tut weh, wenn du nur zuschauen kannst. Du musst Wege finden, ein Teil des Teams zu bleiben, auch wenn du nicht auf dem Eis stehst. Du bist beim Zuschauen nervös und willst etwas beitragen, deinem Team helfen zu gewinnen. Es ist hinter den Kulissen viel passiert. Dinge, die ich nach der Saison gerne mit euch teilen werde", erklärte Stamkos. "Dass ich helfen konnte, ist schön. Das war vor einem Monat noch undenkbar. Es ist schön, ein Teil dieses wichtigen Sieges gewesen zu sein und etwas beigetragen zu haben, obwohl ich nicht viel gespielt habe."

Tatsächlich nämlich hatte sein Comeback auch einen Haken: Nach nur fünf Wechseln und 2:47 Minuten Eiszeit im ersten Drittel musste Stamkos abbrechen. Der Bolts-Kapitän aber verschwand nicht in der Kabine, sondern blieb auf der Bank, um seinem Team von dort aus bis zur Schlusssirene weiterzuhelfen. "Nur weil 'Stammer' nicht mehr spielen konnte, bedeutete das nicht, dass er uns nicht mehr beim Sieg helfen kann. Egal ob auf dem Eis oder daneben: Er hat viel mit den Spielern gesprochen und hatte alleine durch seine Präsenz einen großen Anteil am Erfolg."

Palat/Point/Kucherov-Reihe glänzt - Hedman heißer MVP-Kandidat

Victor Hedman

Kanditat für die Conn Smythe Trophy: Tampa Bays Verteidiger Victor Hedman. Getty Images

An diesem wirkten auch Stamkos' Teamkollegen fleißig mit: Torwart Andrei Vasilevskiy stoppte 22 Schüsse (91,7 Prozent Fangquote), Tampas Penalty Killing stellte das texanische Powerplay kalt (0/4) und vorne war voll auf die Top-Sturmreihe Verlass: Nikita Kucherov verwertete einen Alleingang zum 1:0 (6.), Point stellte per Direktabnahme auf 4:1 (33.) und Ondrej Palat staubte im Verkehr vor dem Tor mit der Rückhand zum 5:1 ab (39.). Somit kam die Palat/Point/Kucherov-Linie auf satte sechs Scorerpunkte (drei Tore, drei Assists).

Und auch Hedman wusste einmal mehr zu glänzen: Der Abwehr-Chef erzielte das 3:1 selbst, nachdem er in Überzahl einen Pass von hinter dem Tor empfangen hatte und die Scheibe in die Maschen schweißte (21.). Zudem bereitete er zwei Treffer vor. Mit drei Scorerpunkten war er punktbester Akteur des Abends und zählt neben Kucherov und Point zum Favoritenkreis für die Conn Smythe Trophy für den wertvollsten Play-off-Spieler. "Er kann alles", bestätigte Cooper. "Nicht nur die Defensivarbeit - er hat ein überragendes Timing. Immer wenn wir einen Schub brauchen, ist er da."

Stars-Verteidigung bleibt treffsicher

NHL Play-offs 2020

Dallas kassierte dagegen die zweite Niederlage in Folge und muss sich erneut über einen verschlafenen Start ärgern. Jason Dickinson hatte Mitte des ersten Drittels zwar in Unterzahl auf 1:2 gestellt (12.), doch ansonsten blieb die Stars-Offensive blass. Die beiden Top-Stürmer Jamie Benn und Tyler Seguin sind in der Final-Serie gegen den Lightning beide noch ohne Scorerpunkt. Bei Seguin dauert die Durststrecke schon fünf Partien an. Vor allem in zweiten Durchgang geriet Dallas gehörig unter Druck (4:21 Schüsse) und reagierte allergisch auf das aggressive Forechecking der Bolts. Nach dem fünften Gegentor nahm Stars-Trainer Rick Bowness dann seinen Starter Anton Khudobin (24 Saves, 82,8 Prozent Fangquote) aus dem Tor und brachte Backup Jake Oettinger (drei Saves, 100 Prozent).

Hoffnung machte das letzte Tor des Abends: Im Schlussabschnitt betrieb Miro Heiskanen mit einem mehrfach abgefälschten Schuss, der über die Linie trudelte, noch Ergebniskosmetik. Bei den Texanern war es bereits der 15. Treffer eines Verteidigers - der NHL-Rekord in den Play-offs liegt bei 19 (aufgestellt von den Islanders 1981, Oilers 1985 und Kings 2014). Ohnehin besteht noch kein Grund zur Panik: "Es steht 2:1 und sie führen nur ein Spiel", sagte Abwehrmann John Klingberg. "Wir müssen die Serie am Freitag ausgleichen. Das ist alles."

Christian Rupp