Vor Wochen hatte Union Berlin mit der Ankündigung überrascht, bereits beim Bundesliga-Start im September wieder in einem vollen Stadion spielen zu wollen. Alle Fans sollten dafür auf Corona getestet werden. Jetzt wird die Idee trotz steigender Infektionszahlen konkret.
Am Dienstag veröffentlichten die Berliner ein eigenes Hygienekonzept. Kernpunkt: Alle Fans sollen sich vor dem Stadionbesuch einem Präventivtest unterziehen, dafür könne im Stadion dann darauf verzichtet werden, Abstände einzuhalten und Masken zu tragen. Dies nämlich entspreche dem "Charakter vieler Veranstaltungsformate nicht", heißt es in der Mitteilung.
Das Konzept soll Vorbild für die gesamte Veranstaltungsbranche sein
"Das Ziel der Vollauslastung steht für uns außer Frage und dass der Weg dorthin über Zwischenschritte führen wird, ebenfalls", sagt Präsident Dirk Zingler. "Wichtig ist uns, dass wir den ersten Schritt endlich gehen." Der Bundesligist beantragte beim Gesundheitsamt Treptow-Köpenick die Austragung eines Testspiels am 5. September vor 3000 Besuchern unter Anwendung des neuen Konzepts.
Dabei gehe es "nicht in erster Linie um Fußballspiele, auch wenn diese in unserem konkreten Fall die gängigste Form der Großveranstaltung sind", so Zingler. "Unsere Stadt verliert ihr Gesicht und ihre Kraft, wenn nahezu der gesamte Veranstaltungsbetrieb dauerhaft brachliegt. Wir sind Teil dieser Branche und sehen uns in der Pflicht, aktiv und mit ganzer Kraft nach sicheren Wegen zur Rückkehr in einen wirtschaftlichen Betrieb zu suchen."
Beim Ticketkauf soll ein Fan gleich einen Corona-Test mitbuchen
Grundsätzlich könne die Veranstaltungsbranche "eine interessante Schlüsselstellung einnehmen, indem sie die massenhafte Testung einführt, asymptomatische Menschen zur Teilnahme an Präventivtests motiviert und gleichzeitig einen Markt schafft, der die Hersteller zur Entwicklung neuer Verfahren motiviert", heißt es in dem umfangreichen Konzept.
Wie könnte ein Stadionbesuch nach den Vorstellungen der Berliner also aussehen? Beim digitalen Ticketkauf über ein verifiziertes Konto bucht ein Fan, sofern er beim Losverfahren eine Eintrittskarte für einen Sitz- oder Stehplatz ergattert, gleichzeitig einen COVID-19-Test, den er nur mit seinem Ticket wahrnehmen kann.
Im Stadion darf sich jeder frei ohne Maske bewegen - und singen
Bei einem negativen Testergebnis wird er bis spätestens 10 Uhr des Spieltags informiert und seine Eintrittskarte für den Stadionbesuch freigeschaltet. Andernfalls wird das Gesundheitsamt über das Ergebnis unterrichtet und das Ticket gesperrt. Ist der Weg jedoch frei, darf er sich auf dem Stadiongelände im jeweiligen Sektor ohne Abstand und Mund-Nasen-Schutz frei bewegen. "Anfeuern, Singen, Jubeln mit dem/den Nachbar(n) ist zu jeder Zeit gestattet", heißt es.
Um eine Nachverfolgung zu ermöglichen, sollen die Besucher zwei Tage nach einem Heimspiel einen digitalen Fragebogen ausfüllen, mit dem sie "im Rahmen der medizinischen Studie systematisch nach Infektionssymptomen befragt werden". Falle eine Frage positiv aus, erhalte der Betroffene "einen Hinweis vom Gesundheitsamt, dass er in häuslicher Quarantäne bleiben muss". Gleichzeitig würden über die Datenbank "der Zutritt und der Aufenthalt des Besuchers im Stadionblock ermittelt" und die umliegenden Besucher herausgefiltert, die dann ebenfalls in Quarantäne geschickt werden würden.