Bundesliga

Coman: Es fehlt der letzte Schliff für den Diamanten

Bayerns Flügelspieler und sein kleiner Makel

Coman: Es fehlt der letzte Schliff für den Diamanten

Ist beim FC Bayern auf dem linken Flügel gesetzt: Kingsley Coman.

Ist beim FC Bayern auf dem linken Flügel gesetzt: Kingsley Coman. IMAGO/Sportfoto Rudel

Bei der 1:2-Niederlage gegen Dänemark, als Nationalcoach Didier Deschamps einige Neue testete, saß Kingsley Coman 90 Minuten auf der Bank. Genauso wie Kylian Mbappe und Karim Benzema. Bei den beiden 1:1 gegen Kroatien und Österreich stand der bayerische Offensivmann dann wieder in der französischen Startelf. Sein Stellenwert im Team ist damit klar: Er gehört nicht zu den Test-Kandidaten, sondern zu den Stars seines Landes - und zu den besten Offensivspielern der Bundesliga.

Zwar hatte der FC Bayern eine schwache Rückrunde gespielt, niemand glänzte da wirklich. Aber, und das sagen auch die Verantwortlichen an der Säbener Straße, Coman sei neben Robert Lewandowski und Manuel Neuer noch einer der wenigen gewesen, die zeitweise Leistung brachten. Und dem es zu verdanken war, dass die Münchner gerade in der Champions League nicht noch schlechter aussahen, als sie es ohnehin taten. Schließlich hat der 26-Jährige mit seinem Last-Minute-Ausgleich im Achtelfinalhinspiel in Salzburg eine Blamage verhindert und im Rückspiel gegen die Österreicher mit einer sensationellen Rettungstat seine Bayern vor einem Rückstand bewahrt. Auch beim Viertelfinalaus gegen Villarreal (0:1, 1:1, jeweils kicker-Note 3, Jahresschnitt 2,5) war er sicherlich kein Hauptschuldiger an den beiden Abenden des Münchner Versagens.

Das interne Rennen gegen Gnabry und Sané hat er längst gewonnen

In der Bundesliga kommt er bei 21 und davon 15 bewerteten Einsätzen auf einen Notenschnitt von 2,93. Mit sechs Toren und drei Assists. Diese neun Scorerpunkte sind für seine Klasse zu wenig. Nichtsdestotrotz: Das interne Rennen um die Startplätze hat er gegen die Konkurrenten Serge Gnabry und Leroy Sané längst gewonnen. Die linke Seite, offensiv, ist seine. Und das soll sie auch in den nächsten Jahren bleiben - einigten sich Coman und die Münchner Entscheider ja im Winter auf eine Zusammenarbeit bis 2027, auf einen neuen Fünfjahresvertrag. Ein Zeichen für sein Standing im Verein. Und nicht zu vergessen: Was angesichts seiner nun schon sieben Jahre, seiner Erfahrung und all seiner Titel beim deutschen Rekordmeister beinahe untergeht, ist sein Alter. Coman ist erst 26 - und für das Trainerteam gesetzt.

Selbstbewusster, aber: Es mangelt an der Präzision

Als es insbesondere in der zweiten Saisonhälfte über die rechte Seite arg ruhig zuging im Münchner Offensivspiel, spielte auf dem linken Flügel dank Coman immerhin regelmäßig die Musik. Seine Haken, mit denen er die Gegenspieler reihenweise stehenlässt, sind fast einzigartig. Schnell ist er sowieso, und im letzten Drittel wirkt er seit seines Siegtreffers im Champions-League-Finale 2020 selbstbewusster. Coman sucht häufiger den Abschluss. Was fehlt, ist die Präzision - genauso bei den letzten Pässen. An diesem Makel wird er arbeiten. Es wäre ein letzter Schliff für den Offensivdiamanten beim FC Bayern.

Georg Holzner

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