Darren Fletcher hörte wahrscheinlich keine klassische Musik, während unten auf dem Rasen der FC Chelsea nach Lücken in Manchester Uniteds Hintermannschaft suchte. Doch hielt der technische Direktor der Red Devils auf der Tribüne tatsächlich Kontakt zu Ralf Rangnick?
Am Wochenende war Rangnick noch nicht in Manchester, und dass er neuer Interimstrainer wird, bestätigte der Rekordmeister erst am Montagmittag. Doch an der Stamford Bridge drehte sich schon am Sonntag alles um die Frage, wie groß der Einfluss des 63-Jährigen bereits war.
Spielte Cristiano Ronaldo wegen Rangnick nicht?
Und das hatte schon vor dem Anpfiff begonnen: Cristiano Ronaldo saß nur auf der Bank, und alles deutete darauf hin, dass er nicht einfach geschont werden sollte, sondern schlichtweg nicht zu dem Plan passte, den sich Michael Carrick, der aktuelle Interimstrainer, ausgedacht hatte.
Oder war es etwa Rangnicks Idee? TV-Experte Gary Neville war bei weitem nicht der Einzige, der das vermutete, schließlich war in den letzten Tagen über kaum ein Thema rund ums Old Trafford mehr diskutiert worden als die Frage, wie Ronaldo bitte schön zu Rangnicks aggressivem, aktiven Gegenpressing-Stil passen soll.
Dass der Portugiese nach seinem unauffälligen 26-minütigen Jokereinsatz sofort in den Katakomben verschwand, während sich die Kollegen nach dem 1:1-Remis noch mit den Chelsea-Spielern abklatschten und bei den Auswärtsfans bedankten, zeugte von reichlich Frust. Er wird in den kommenden Wochen unter besonders kritischer Beobachtung stehen.
United schon wie ein Rangnick-Team? Tuchels klare Antwort
Carrick dementierte allerdings, dass Rangnick Einfluss auf die Startelf hatte. "Das ist nicht der Fall, nein", so der Ex-Profi, der gegen den Spitzenreiter überraschend Bruno Fernandes als falsche Neun und im Mittelfeldzentrum mit Fred, Scott McTominay und Nemanja Matic ein defensivorientiertes Trio aufgeboten hatte.
"Wir sind mit einem Plan hierhergekommen", erklärte er: "Ich wusste mehr oder weniger, wie Chelsea spielen würde, wir wollten die Pässe zu Jorginho und Ruben Loftus-Cheek stoppen." Zwar gelang United ein disziplinierter Auftritt, der angesichts eines Torschussverhältnisses von 3:24 aber nur mit viel Glück in ein Remis mündete. Bei der zwischenzeitlichen Führung hatte Torschütze Jadon Sancho von Jorghinos haarsträubendem Fehler profitiert.
Deswegen beantwortete Chelsea-Trainer Thomas Tuchel die Frage, ob United schon wie ein Rangnick-Team ausgesehen habe, bei "Sky Sports" auch eindeutig: "Nein, überhaupt nicht."