Der Ärger um Caiuby begleitete den FC Augsburg durch die gesamte Saison. Als der Brasilianer im Sommer erstmals ein Trainingslager schwänzte, beließ es der FCA bei einer Geldstrafe. Das erschien zum damaligen Zeitpunkt nachvollziehbar, weil der Flügelspieler als Leistungsträger der Vorsaison einen sportlichen Wert für die Mannschaft und einen wirtschaftlichen Wert für den Verein hatte.
Im Nachhinein erwies sich die Entscheidung jedoch als Fehler. Weil Caiuby die Strafe nicht zum Anlass nahm, sein Verhalten zu ändern, sondern eine Reihe von Undiszipliniertheiten folgen ließ. Das hatte fatale Auswirkungen auf die gesamte Mannschaft: Viele Mitspieler waren zunehmend genervt, sie fragten sich, wie viel sich Caiuby noch erlauben darf und wie lange er von den Verantwortlichen nach außen gedeckt wird. Auch andere im Team nahmen es mit Pünktlichkeit und Disziplin folglich nicht mehr so genau, Verspätungen häuften sich, ein Schlendrian schlich sich ein.
Baum musste glaubwürdig bleiben
Als Caiuby nun im Januar erneut nicht zum Trainingsstart erschien, musste das für ihn das Aus beim FCA bedeuten . Da half es auch nichts, dass der 30-Jährige sich diesmal mit privaten Gründen entschuldigt hatte. Die Akzeptanz für Caiuby war in weiten Teilen der Mannschaft gegen null gesunken. Zugleich kündigte Manuel Baum Anfang Januar eine härtere Linie im Umgang mit dem Team an und forderte die Profis zu mehr Bewusstsein für eine professionelle Lebensweise auf. Mit Nachsicht für Caiuby hätte sich der Trainer völlig unglaubwürdig gemacht.
kicker-Redakteur David Bernreuther.
Gegenüber der Mannschaft machten die Verantwortlichen frühzeitig deutlich, dass sie diesmal durchgreifen werden. Nach außen aber ließen sie das Thema über drei Wochen lang köcheln - und machten so eine schlechte Figur. Gegen Stefan Reuters Argument, er habe zunächst persönlich mit Caiuby sprechen wollen, ist an sich nichts einzuwenden. Trotzdem hätte das Thema bis zum Rückrundenstart vom Tisch sein müssen, um zu verhindern, dass es im Abstiegskampf zur Belastung wird.
Der Spieler bestimmte den Zeitplan, nicht der Verein
Weil Reuter nie einen Termin für Caiubys Rückkehr nannte, wirkte es so, als hätte er keinerlei Kontrolle über seinen Angestellten. Man hatte den Eindruck, der Spieler und nicht der Verein bestimme den Zeitplan. Caiuby nutzte das aus und tanzte dem Verein weiter auf der Nase herum: Vor einer Woche tauchte ein Foto auf, das ihn wohl bei einer Party in Brasilien zeigt, am Wochenende wurde er dann in einer Augsburger Disko gefilmt.
Auch wenn sie zu spät kommt, ist Caiubys Suspendierung letztlich richtig, konsequent und alternativlos. Die Entscheidung könnte ein Anfang sein auf dem Weg zurück zu den Stärken, die den FC Augsburg in der Vergangenheit ausgezeichnet haben, die zuletzt aber verloren gegangen sind: Ruhe und Geschlossenheit.