Bundesliga

BVB-Talent Braaf wehrt sich: "Badboy? Die Leute kennen mich nicht"

Zugang von Manchester City feierte Comeback

BVB-Talent Braaf wehrt sich: "Badboy? Die Leute kennen mich nicht"

Jayden Braaf (re.) gab sein Debüt im BVB-Trikot.

Jayden Braaf (re.) gab sein Debüt im BVB-Trikot. IMAGO/HMB-Media

Seine Premiere für den BVB II währte immerhin 55 Minuten. Nicht alles gelang: Die Torgefahr, die Jayden Braaf vor seiner Knieverletzung im April 2021 ausgezeichnet hatte, fehlte noch, ebenso das optimale Zusammenspiel und die Cleverness im Eins-gegen-eins (13 % gewonnene Zweikämpfe). Weil sein Körper indes keine negativen Reaktionen zeigte, darf sein Comeback am vergangenen Wochenende gegen Mannheim (1:2) durchaus als gelungen bezeichnet werden. Und so sagte Braaf dem kicker vor dem Duell gegen Freiburg II (Sonntag, 13.01 Uhr): "Es war mein erstes Spiel. Dafür war es okay. Ich hatte ein gutes Gefühl. Aber ich muss weiter arbeiten, um meine alte Stärke zu erreichen."

Preußer: "Es geht in eine gute Richtung"

Über ein Jahr fiel Braaf bekanntlich aus. "Um an die 100 Prozent zu kommen", sagt er nun, "werde ich sicher noch ein paar Spiele brauchen." Und auch U-23-Trainer Christian Preußer, der aktuell für den Neuzugang von Manchester City zuständig ist und ihn an die Dortmunder Profis heranführen soll, bekräftigt: "Wir sind am Anfang. Es gibt immer wieder kleinere Pausen in seinem Spiel. Das ist Stand jetzt auch okay. Es geht in eine gute Richtung, es ist aber schon noch ein längerer Weg."

Braaf: "Dafür hat sich der große Aufwand gelohnt"

Einer, den der 19-Jährige nach den Strapazen der vergangenen Monate gern auf sich nimmt. Die Zeit ohne den Fußball sei "sehr hart" gewesen, "körperlich und mental. Aber natürlich hatte ich Unterstützung von meiner Familie und meinen Freuden. Das hat mir geholfen. Jetzt kann ich wieder spielen, dafür hat sich der große Aufwand gelohnt." Monatelang weilte Braaf schließlich in der Reha, nachdem er sich während der Leihe bei Udinese Calcio die Knieverletzung zugezogen hatte. Nur vier Serie-A-Spiele absolvierte der Angreifer deshalb, blickt trotzdem positiv zurück.

"Ich kam als sehr junger Spieler, hatte davor nie in einer 1. Mannschaft gespielt. Das war ein guter Schritt, ich war viel unterwegs, habe die Körperlichkeit kennengelernt - auch wenn ich mich schnell verletzt habe", sagt Braaf, der zeit seines insgesamt enttäuschenden Engagements bei Manchester City vor allem erlernte, "schnell Fußball zu spielen und den Ball weniger lange zu halten." Nicht nur deshalb trauen die Dortmunder Verantwortlichen dem Niederländer zu, bei den Profis ankommen zu können.

Schon länger hatte der BVB Braaf auf dem Radar, wollte ihn bereits verpflichten, bevor er sich in die Serie A ausliehen ließ. In diesem Sommer dann unterschrieb der Offensivspieler - dribbelstark, dynamisch, torgefährlich und zugleich physisch recht robust (1,80 Meter groß, 84 Kilogramm schwer) - voller Überzeugung. "Der Schritt war sehr einfach für mich", erklärt Braaf. "Ich bin ein junger Spieler, der sich verbessern muss. Diese Chance erhält man bei diesem Klub. Ich musste nicht lange überlegen. Sie glauben an mich, dieses Gefühl war sehr wichtig - gerade nach der Verletzung."

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Mit Landsmann und BVB-Profi Donyell Malen tauschte sich der ablösefreie Youngster aus ("Donyell hat mir viel Gutes über den Verein erzählt"), gab dann die Zusage bis Sommer 2025. Wie seine nahen Ziele aussehen? "Natürlich möchte ich ein paar Bundesliga-Minuten sammeln in dieser Saison. Vor allem aber will ich fit werden und den 'alten Jayden' hervorholen", sagt Braaf, der danach strebt, seine Klasse zu beweisen - sich selbst und seinen Kritikern, die er schon in jungen Jahren auf den Plan rief.

Einst suspendiert

Bei der PSV Eindhoven, für die er in der Jugend auflief, wurde der dreimalige U-18-Nationalspieler suspendiert, weil er das Betriebsklima gestört haben soll. Nachdem Pep Guardiola ihm bei Manchester City einmal einen Platz im Kader für eine FA-Cup-Partie verwehrte, posaunte Braaf frustriert ins Internet: "Ich muss 100 Tore schießen, um mein Debüt bei den Profis zu geben - verdammt!" Und anstatt zielgerichtet zu arbeiten, soll der Angreifer, der bis zu seinem England-Abschied ohne Pflichtspiel bei den Profis blieb, häufig eher lax trainiert haben.

Braaf, der komplizierte. Braaf, der Dickkopf. Dieser Ruf hängt ihm jetzt nach. Dazu sagt das Top-Talent dem kicker: "Natürlich habe ich Fehler gemacht, als ich jünger war. Bei City habe ich bestimmt den einen oder anderen Fehler gemacht. Aber ich bin älter und damit auch erwachsener geworden. Diese Fehler werden mir nicht mehr passieren. Leute, die sagen, dass ich ein Badboy sei, kennen mich nicht." Beim BVB nordeten sie ihn zu Beginn seiner Dienstzeit dennoch ein. Sicher ist sicher.

Vergleiche mit Jadon Sancho

Nur mit dem richtigen Arbeitsethos könne es ganz hoch hinaus gehen - so lautete die sinngemäße Botschaft an den Niederländer, der des Öfteren mit Ex-Borusse Jadon Sancho verglichen wird und bisher eifrig wie selbstbewusst auftritt. Auf die Frage, wo er offensiv am liebsten spiele - außen oder doch zentral -, antwortet Braaf: "Auf dem Flügel bin ich stärker, rechts oder links. Wenn du aber ein guter Spieler sein willst, musst du auf allen Positionen gut spielen. Ich kann überall auflaufen - links, rechts, auf der 10 oder vorne im Sturmzentrum." Aussagen, die er in den nächsten Monaten mit den passenden Leistungen bestätigen muss.

Leon Elspaß

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