Nicht eine, nicht zwei, sondern gleich drei Führungen waren es, die der HSV am Sonntagnachmittag bei Rot-Weiss Essen verspielte. Mit einer Viererkette, die sich von der angestrebten Bestbesetzung nur noch durch das Fehlen von Kapitän Sebastian Schonlau unterschied, gelang es den Hanseaten auch beim 4:3 gegen den Drittligisten nicht, defensive Stabilität auszustrahlen. Sportvorstand Jonas Boldt war daher nach Abpfiff alles andere als zufrieden. "Es gab viel zu viele Nachlässigkeiten und viel zu viele einfache Fehler", monierte er gegenüber "Sky" und war ratlos: "Es ist unerklärlich, dass wir sie immer wieder zurückholen."
Boldt: "Das hat mit Seriosität zu tun"
Dass diese Makel einem grundlegenden Einstellungsproblem entsprungen seien, wiegelte Boldt zwar ab: "Ich würde nicht sagen, dass wir das Spiel nicht angenommen haben. Deswegen gewinnen wir es am Ende auch." Gleichzeitig machte er den steinigen Weg aber dennoch an fehlender Ernsthaftigkeit fest. "Das hat mit Seriosität zu tun. Wir spielen hier gegen einen Drittligisten und nicht an der Freibadstraße", spielte der gebürtige Nürnberger auf den Essener Hexenkessel an der Hafenstraße an und legte nach: "Dass da ein bisschen Tempo drinnen ist und man den Ball mal schneller abspielen muss, hat der ein oder andere vielleicht heute in der Deutlichkeit bemerkt."
Wir haben es selbst kompliziert gemacht.
Laszlo Benes
Zuspruch erhielt Boldt von Matchwinner Laszlo Benes, der die Lotterie Elfmeterschießen in der 117. Minute gerade noch abgewendet und zum Endstand getroffen hatte. "Wir haben es selbst kompliziert gemacht, waren hinten nicht so konzentriert. Die Fehler kosten." Besonders störte Benes, wie schnell der HSV nach dem 1:0 und 2:1 jeweils den Ausgleich hatte schlucken müssen: "Wenn wir ein Tor machen, müssen wir konzentrierter und kompakter sein und weniger vom Gegner zulassen." Allesamt Aspekte am Hamburger Spiel, die es mit Blick auf das nächste Wochenende zu verbessern gelte.
Denn im Topspiel des dritten Zweitliga-Spieltags gastiert Bundesliga-Absteiger Hertha BSC am Samstagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) im Hamburger Volksparkstadion. Die Berliner sind nach zwei Auftaktniederlagen heiß auf den ersten Ligaerfolg, schossen sich mit einem 5:0 bei Regionalligist Jena im Pokal zudem den Frust von der Seele und kommen auch auf dem Transfermarkt sowie in der Kaderplanung immer mehr in Fahrt.
"Ein ganz anderes Spiel" erwartet HSV-Sportvorstand Boldt deshalb gegen die Alte Dame - und wird damit wohl nicht nur das Auftreten des kommenden Gegners meinen.