Am Montagvormittag hat Hertha BSC die Trennung von Cheftrainer Pal Dardai bekanntgegeben. Am Nachmittag wurde dessen Nachfolger Tayfun Korkut präsentiert. In diesem Zuge erklärte Sport-Geschäftsführer Bobic die Gründe, wie es zu dem Trainerwechsel kam und welche Erwartungen er nun hat. Korkut sprach über erste Maßnahmen, wie er die Mannschaft wieder auf Kurs bringen will. Die wichtigsten Aussagen.
Fredi Bobic über ...
... das Gespräch mit Pal Dardai: "Es war ein sehr kollegiales, offenes und gutes Gespräch. Es war natürlich sehr kurz. Klar war er auch enttäuscht. Ich habe mich trotzdem bedankt - so gehört sich das auch - für seinen Einsatz, auch in der Zeit, bevor ich da war. Es war nicht leicht, aber du musst aus Überzeugung handeln. Es war ein Sechs-Augen-Gespräch mit Arne Friedrich. Es ist ganz wichtig, dass man offen und transparent miteinander umgeht. Das hat auch mit Respekt zu tun. Ich bin froh, dass nichts vorab durchgesickert ist. Es macht mich allerdings nicht gerade glücklich, einen Trainer zu beurlauben."
... das Spiel gegen Augsburg (1:1): "Ich glaube nicht, dass ein Sieg oder eine Niederlage etwas an der Entscheidung bewirkt hätten. Hätten wir 1:0 gewonnen, wäre die Entscheidung genauso gefallen. Es gibt Momente, da müssen Entscheidungen getroffen werden. Dieser Zeitpunkt war jetzt gekommen. Ich habe viele Gespräche geführt, in die Mannschaft reingehört. Die Sache war für mich ganz klar. Was ich dann am Samstag gesehen habe, war dann nochmal eine Bestätigung."
Die Entscheidung wurde nicht mit der Mannschaft zusammen getroffen.
Fredi Bobic über die Trennung von Pal Dardai
... den Zeitpunkt der Trennung von Dardai: "Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich viele Dinge verbessern. Wenn man im Maschinenraum ist und Gespräche führt, dann weiß man: Es kommt noch mehr oder es kommt nichts mehr. Oder man wurschtelt sich so durch. Und jetzt war der richtige Zeitpunkt."
... die Frage, ob die Mannschaft in Entscheidung eingebunden war: "Die Mannschaft hat heute frei gehabt. Es wird sicher noch das eine oder andere Telefonat geben. Die Entscheidung wurde aber nicht mit der Mannschaft zusammen getroffen."
... die Zukunft von Dardai bei Hertha BSC: "Wir haben gesagt, dass wir uns im Frühjahr zusammensetzen. Das Trainerteam hat ja noch einen Vertrag bis 30. Juni. Da stehen Rechte und Pflichten drin, dazu stehen wir. Wir werden uns unterhalten, aber das wäre jetzt noch zu früh."
... die Spiele in der bisherigen Saison: "Wir haben verschiedene Muster gesehen. Es gab perfekte Spiele wie in Frankfurt, kämpferische Spiele wie gegen Gladbach mit großer Leidenschaft. Manchmal haben wir auch gar nichts gesehen. Beim Derby gegen Union haben wir viel gesehen, was gar nicht gut ist. Trotzdem sieht man, dass die Mannschaft gewillt ist und Spieler Qualität besitzen."
... die Entscheidung, Tayfun Korkut zu verpflichten: "Tayfun Korkut übernimmt eine Mannschaft, die intakt ist, die nicht in der Krise ist. Sie hat keine acht Niederlagen kassiert und ist nicht abgeschlagen Letzter. Ich kenne Tayfun Korkut recht lange. Wir haben in Stuttgart zusammengearbeitet, als er U-19-Trainer war und dann vom türkischen Verband verpflichtet wurde. Der Kontakt ist danach nie abgerissen. Ich weiß, wie akribisch er ist, dass er ein Teamworker ist und junge Menschen begeistern kann. Er ist genau der richtige Trainer für eine Mannschaft, die diese neuen Impulse braucht. Er wird die richtigen Schritte finden. Er ist ein Mann, der nicht nur in Stuttgart zu Hause ist, sondern auch in der Welt, der mehrere Sprachen fließend sprechen kann. Er kann sich an das anpassen, was er vorfindet. Am Ende des Tages geht es darum, dass wir mehr Punkte holen. Wir sind in keiner einfachen, aber auch nicht in einer hoffnungslosen Situation."
Wir müssen alles nochmal mobilisieren, damit wir eine gute Ausgangslage für die Rückrunde haben.
Fredi Bobic
... Korkuts Vertragslaufzeit bis zum Saisonende: "Da zeugt von einem großen Vertrauensverhältnis untereinander. Ich rechne es ihm hoch an, dass er diesen Weg mit uns geht. Wenn wir am Ende alle zufrieden sind, steht nichts im Wege, gemeinsam länger miteinander zu arbeiten. Denn Kontinuität streben wir alle an. Es ist bei mir auch länger her, dass ich mal einen Trainer beurlaubt habe."
... die Erwartungen an Korkut: "Wir müssen erstmal eine Stabilität reinbekommen, damit es nicht diese Aufs und Abs gibt. Das wird nicht von heute auf morgen klappen. Deshalb ist es gut, dass wir nur noch vier Spiele bis zur Winterpause haben. Ich erwarte keine Wunderdinge. Wir müssen aber alles nochmal mobilisieren, damit wir eine gute Ausgangslage für die Rückrunde haben. Denn da entscheidet sich letztlich alles."
Tayfun Korkut über...
... seine ersten Eindrücke: "Es tut gut, hier zu sitzen. Ich freue mich wirklich auf diese Aufgabe und möchte mich bei Fredi Bobic und allen Verantwortlichen bedanken. Ich bin sehr neugierig auf die Mannschaft und alle Mitarbeiter, auf die Fans und die Stadt. Ich bin voller Energie und froh, dass es morgen zügig losgeht."
... seine Zeit ohne Verein: "Ich bin leidenschaftlicher Trainer. Ich muss aber trotzdem ganz ehrlich sagen, dass mir in der Zeit nicht langweilig geworden ist. Es gibt auch Themen abseits vom Fußball. Ich bin Familienvater, habe drei Kinder. Es war eine Zeit mit vielen vielen Themen, in der ich auch nochmal ohne Druck tief in die Materie gehen konnte."
Die einfachen Dinge außergewöhnlich gut machen.
Tayfun Korkut über seine ersten Ansätze
... seinen ersten Ansätzen: "Der Ansatz ist immer gleich: Spiele gewinnen, erfolgreich Fußball spielen. Letztlich gibt es viele Arten und Weisen. In meiner Vergangenheit habe ich schon viele davon spielen lassen. Letztlich ist es wichtig, welche Spieler wir haben. Es geht darum, die Stärken der Mannschaft auf den Platz zu bekommen. Die Spieler müssen sich wohlfühlen in der Grundordnung und Systematik. Es geht aber immer darum, erfolgreich zu sein. Die einfachen Dinge außergewöhnlich gut machen. Nicht zu kompliziert werden, einfach pragmatisch bleiben. Letztlich muss man ein Stück weit Chamäleon werden als Trainer. Man muss der Mannschaft Unterstützung und Hilfestellung geben, damit erfolgreich Fußball gespielt wird. In den letzten Jahren habe ich viele unterschiedliche Situationen vor mir gehabt. Das hat mich als Trainer weitergebracht. Mein Ziel ist es, meine Arbeit zu machen, bessere Ergebnisse zu liefern, um dann zu schauen, dass es in die richtige Richtung geht."
... seinen Stadionbesuch am Freitag in Stuttgart, dem kommenden Gegner: "Ich habe einige Spiele gesehen. Ich war bei Köln gegen Union. Ich lebe in Esslingen, das ist um die Ecke. Dass ich dann auch mal bei einem VfB-Spiel bin, ist das ganz normal. Ich habe dort ja auch mal gearbeitet."
... das Trainerteam: "Als neuer Mitarbeiter wird Ilija Aracic dazu kommen. Wir haben ja auch gute Leute hier im Verein. Sicher wird noch der eine oder andere dazustoßen, aber da sind wir noch in Gesprächen."
... seine Eindrücke von der bisherigen Hertha-Saison: "Ich habe eine Analyse von außen gemacht und möchte diese nun mit den Eindrücken von innen abgleichen. Die Ergebnisse und die eine oder andere Statistiken sagen ja was aus. Ich möchte mich allerdings nicht nur an Statistiken orientieren. Mir ist die Organisation einer Mannschaft sehr wichtig. Und dass man 90+x Minuten im Spiel bleibt und die Chance hat, zu gewinnen."
... seine bisherigen, oft kürzeren Trainer-Amtszeiten: "Das eine oder andere war auch so gewollt. Ich hatte ja nicht immer lange Verträge. In Leverkusen zum Beispiel gab es nur einen Auftrag bis zum Saisonende. Für mich ist wichtig, dass ich jetzt loslege, dass ich die Mannschaft kennenlerne und sie mich. Es ist nicht entscheidend, wie lange der Vertrag in Berlin läuft. Ich werde mit meinem Trainerteam das Beste geben."