Basketball

"Blödsinn": Basketball-Bund übt Kritik an PotAS-Analyse

Präsident Ingo Weiss mit klaren Worten

"Blödsinn": Basketball-Bund übt Kritik an PotAS-Analyse

Präsident des Deutschen Basketball-Bundes: Ingo Weiss

Präsident des Deutschen Basketball-Bundes: Ingo Weiss imago images / kolbert-press

"PotAS ist Blödsinn, ein Bürokratiemonster", sagte Weiss dem SID am Montag nach Bekanntgabe der Ergebnisse, die den deutschen Basketball auf dem letzten Platz unter 26 Sportarten verzeichnen. Er sei allerdings "überhaupt nicht überrascht", so Weiss, "weil ich diese PotAS-Analyse für eine Unverschämtheit halte. PotAS ist was für Individualsportler. PotAS ist nichts für Mannschaftssportler. Jeder, der die Hose nicht mit der Kneifzange zumacht, der muss eigentlich feststellen, dass das, was bei PotAS drinsteht, nicht der Realität des Basketballs entspricht."

Besonders irritiert hat die DBB-Verantwortlichen die Einschätzung zum 3x3-Basketball. "3x3 war vorher noch nie olympisch. Wir konnten ja noch keine Strukturen aufbauen. Urplötzlich werden die Strukturen, die wir langsam aufbauen, negativ bewertet", kritisiert Weiss.

Mit Hilfe der sogenannten Potenzialanalyse soll festgestellt werden, wie Geldmittel möglichst effizient eingesetzt werden können. Die Ergebnisse dienen als wichtige Grundlage für die Vergabe der Fördermittel des Bundesinnenministeriums und sind Teil der Spitzensport-Reform, bei der die Fördergelder stärker anhand von Erfolgserwartungen und Medaillenchancen verteilt werden sollen.

Ich bin der festen Überzeugung, dass dieses wissenschaftliche System den Mannschaftssportarten nicht gerecht wird.

DBB-Präsident Ingo Weiss

Platz eins in der Analyse belegt der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV), gefolgt vom deutschen Tischtennis-Bund und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Als beste deutsche Mannschaftssportart schnitt der Deutsche Hockey-Bund (Platz sechs) ab, der Deutsche Handballbund kletterte um sieben Plätze auf Rang elf.

Keine Sorgen vor Konsequenzen

Weiss verwies auf die Erfolge der deutschen Basketballer, die sich zunächst und durchaus unerwartet für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert hatten und dort bis ins Viertelfinale vorgestoßen waren. Die U 20 habe außerdem Medaillen geholt, es gebe Nachwuchskonzepte. "Ich weiß nicht, was ich noch mehr machen soll. Außer ich würde hingehen und lügen", so Weiss. Der Ansatz bedeute, "dass man schön auf einem Blatt Papier alles reingeben muss, was man hat. Gegebenenfalls auch lügen muss. Wenn man das tut, dann hat man einen sehr, sehr guten Platz. Wenn man das nicht tut, hat man keinen guten Platz." 

Entsprechend macht er sich keine Sorgen um die Folgen der Analyse. "Ich bin mir sicher, dass die Mitarbeiter des BMI und beim DOSB erkennen werden, dass es beim Basketball anders läuft als in dieser Analyse dargestellt", sagte er der dpa, mahnte aber eine Überarbeitung der PotAS-Methode an: "Ich bin der festen Überzeugung, dass dieses wissenschaftliche System den Mannschaftssportarten nicht gerecht wird."

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pau/sid/dpa

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