Doch weil es ein Bedürfnis bei vielen Menschen nach solchen Dingen gibt, entsteht ein Markt. Wetten können also nicht verhindert werden, sie sind ja auch a priori nichts Verwerfliches. Die Frage ist daher: Wie sind Betrug und Missbrauch auszuschließen? Die einzige realistische Möglichkeit ist, präventive Maßnahmen zu verfeinern und zum Beispiel die Frühwarnsysteme zu verbessern.
Der zweite Betrug der vergangenen Woche war das Handspiel von Thierry Henry in der WM-Relegation. Hier haben die besondere Dramaturgie - die große Bedeutung des Spiels, der späte Zeitpunkt des Tores und sein entscheidender Charakter - für eine besonders hohe Intensität der Emotionen gesorgt. Es ist bedauerlich, dass der Schiedsrichter und besonders sein Assistent diese klar absichtliche Aktion nicht erkannt haben. Diese Szene wäre vielleicht doch ein Fall für den Tor-Richter gewesen, der derzeit in der Europa League getestet wird.
Henrys Tat ist allerdings nicht vergleichbar mit dem Handspiel des Mainzers Nikolce Noveski bei dem Schuss von Mats Hummels in Dortmund. Allen, die hier einen Elfmeter fordern, auch wenn keine Absicht vorlag, muss man zu bedenken geben: Ein bisschen schwanger gibt es nicht. Entscheidet Schiedsrichter Michael Weiner auf Strafstoß, dann muss er den Abwehrspieler auch zwingend wegen der Verhinderung einer klaren Torchance vom Platz stellen.
Ein bisschen betrügen wir uns nach dem tragischen Freitod von Robert Enke selbst. Auch wenn sich die Leistungsgesellschaft Fußball liberalisiert, kann sie Depressionen nicht verhindern. Psychische Erkrankungen und Homosexualität sind ein Teil der Gesellschaft, es ist vermessen zu glauben, dass sie im Profisport nicht stattfinden. Der kicker-Kolumnistenkreis: Sergej Barbarez, Giuseppe Bergomi, Thomas Berthold, Fredi Bobic, Marco Bode, Didier Deschamps, Thomas Helmer, Bernd Heynemann, Morten Olsen, Uli Stielike, Joachim Streich, Olaf Thon, Rudi Völler, Marc Wilmots