Auch im zweiten Gruppenspiel musste Belgien zunächst ohne den angeschlagenen Starstürmer Lukaku, der zumindest wieder auf der Bank Platz nahm, auskommen. Dafür setzte Nationaltrainer Roberto Martinez auf drei neue Kräfte im Vergleich zum schmeichelhaften 1:0 gegen Kanada: Die Dortmunder Meunier und Thorgan Hazard sowie Onana begannen für Dendoncker, Tielemans und Carrasco (alle Bank).
Marokko, das beim 0:0 beim Auftakt gegen Vize-Weltmeister Kroatien eine ansprechende Leistung gezeigt hatte, ereilte dagegen nur Minuten vor dem Anpfiff die Hiobsbotschaft: Torhüter Bono konnte kurzfristig nicht zwischen den Pfosten stehen und wurde von Munir ersetzt - der einzige Wechsel im Team von Walid Regragui.
Ziyechs Freistoß-Treffer zählt nicht
Und Munir musste auch direkt zu Beginn seine Klasse zeigen: Nicht einmal fünf Minuten waren gespielt, da schickte Dortmunds Thorgan Hazard Batshuayi auf die Reise, doch der neue Mann im Kasten der Nordafrikaner entschärfte sicher (5.). Von den eigenen Anhängern, die die Kulisse im Al-Thumama Stadium in Doha zu einem Heimspiel für Marokko verwandelten, angepeitscht brauchte das Team von Regragui eine ganze Weile, bis es erstmals zu Torannäherungen kam. Dem am nächsten kam Ziyech aus der Distanz, sein Schuss flog aber deutlich über das Gehäuse Belgiens (21.)
Gruppe F, 2. Spieltag
Dann passierte lange nichts, die Roten Teufel hatten mehr Spielanteile, doch im Spiel nach vorne fehlten die Ideen. Als die Partie schon der Pause entgegen plätscherte, lag die Kugel plötzlich im Tor des Favoriten. Ziyech brachte einen Freistoß kurz vor der Pause scharf aufs Tor von Courtois, der auch aufgrund des heran rauschenden Saiss' nicht mehr parieren konnte (45. + 2). Der Jubel der "Lions de l'Atlas" hielt allerdings nur kurz, Schiedsrichter Cesar Ramos Palazuelos nahm den Treffer aufgrund einer Abseitsstellung des marokkanischen Innenverteidigers zurück (45.+4).
Ex-Bundesligaspieler Sabiri schießt Marokko in Front
Aus der Kabine kam Belgien ohne Änderungen, aber mit Druck. So dauerte es nicht lange, bis Eden Hazard zur ersten Chance kam. Der Mann von Real Madrid ließ bei seinem Dribbling in den Strafraum alte Qualitäten aufblitzen, scheiterte aber an Munir (52.). Das Tempo war nun deutlich höher als noch in Durchgang eins, wenig später wurde es auch auf der Gegenseite brenzlig: Boufal spielte Meunier schwindelig, verpasste mit seinem Schlenzer das Tor aber um wenige Zentimeter (56.).
Wenig später sollte dann auch der erste (gültige) Treffer der Partie fallen: Der eingewechselte Sabiri (ehemals 1. FC Nürnberg, SC Paderborn) zog einen Freistoß in ähnlicher Manier, wie es Ziyech in der ersten Halbzeit getan hatte, auf den Kasten von Courtois. Erneut von Saiss, der diesmal aber nicht aus strafwürdiger Position heranflog, irritiert, kam der Welttorhüter nicht mehr an die Kugel - der Außenseiter lag in Front (73.).
Aboukhlal erzielt die Entscheidung
Für die Schlussphase kam dann Lukaku tatsächlich noch in die Partie, um Belgien zum Ausgleich zu schießen. Das Tor fiel allerdings auf der Gegenseite: Ziyech ließ auf dem Weg in den Strafraum gleich mehrere Gegenspieler stehen, bevor er auf Aboukhlal ablegte. Der ließ sich aus sieben Metern nicht zweimal bitten und schoss zum 2:0 ein (90.+2). Die Roten Teufel waren endgültig gebrochen, vom großen Favoriten kam in den letzten Minuten nichts mehr.
Durch den vierten Sieg bei einer Weltmeisterschaft geht Marokko nun mit vier Zählern in den abschließenden Gruppenspieltag und hat damit einen Punkt mehr auf dem Konto als die Belgier. Die Roten Teufel treffen am Donnerstag (16 Uhr) auf Kroatien, während Marokko zeitgleich gegen Kanada gefragt ist.