Bundesliga

400. Bundesliga-Spiel: Christan Gentners Einblicke vor dem Jubiläum

Union-Profi über die 400 und emotionale Hertha-Spiele

Bei den Eltern nachnominiert: Gentners Einblicke vor dem Jubiläum

Beim ersten Mal kam er für Cacau: Christian Gentner am Donnerstag in Berlin.

Beim ersten Mal kam er für Cacau: Christian Gentner am Donnerstag in Berlin. imago images

Christian Gentner rührte am Donnerstag im Presseraum des Stadions An der Alten Försterei ganz entspannt in seinem Espresso, bevor er mehreren Medienvertretern Auskunft gab. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, steht der 34 Jahre alte Profi vor einem stattlichen Jubiläum.

Eine Rote Karte hat Gentner nie gesehen

Der Mittelfeldspieler des 1. FC Union Berlin dürfte am Sonntag (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in der Heimbegegnung gegen den VfL Wolfsburg sein 400. Bundesligaspiel bestreiten. "Es wurde in den letzten Wochen ein bisschen zum Thema. Nach der Karriere kann man darauf zurückblicken und sagen, dass 400 eine stolze Zahl ist. Dass es vielleicht am Sonntag passiert, ist nicht so sehr im Kopf bei mir", sagt Gentner. Es spräche jedoch für eine gewisse Konstanz und die Tatsache, dass er in der Regel gesund gewesen sei. Eine Rote Karte hat Gentner auch noch nie gesehen.

Seine Frau Verena reist aus Stuttgart zum Spiel an. Groß gefeiert wird jedoch nicht. Gegen seinen Ex-Verein Wolfsburg wollen Union und Gentner weitere Zähler für den Klassenerhalt sammeln. Aber über 15 Jahre nach seinem Bundesliga-Debüt dürfte Gentner in Kürze dem erlauchten Kreis der 67 Spieler angehören, die mindestens 400 Begegnungen im Oberhaus absolviert haben.

Der Titel mit Wolfsburg ist Gentner "gefühlt" mehr wert als der mit dem VfB

Neben dem Bremer Claudio Pizarro (486) ist Gentner der einzig noch aktive Akteur der aktuellen Ansammlung. In den letzten elf Saisonspielen könnte er mit Thomas Häßler (400), Rüdiger Vollborn, Martin Kree (beide 401), Torsten Frings (402), Winfried Schäfer, Stefan Kießling (beide 403), Klaus Augenthaler (404), Pierre Littbarski (406), Rudi Kargus (408) und Wolfgang Overath (409) noch einige namhafte Größen überflügeln.

Den Löwenanteil seiner Bundesligabegegnungen hat der Unioner (22 Einsätze) für den VfB Stuttgart (278) und den kommenden Gegner Wolfsburg (99) bestritten. Mit beiden wurde der fünffache Nationalspieler auch Deutscher Meister, 2007 mit dem VfB und 2009 mit Wolfsburg. In Stuttgart war sein Anteil mit 15 Einsätzen 2006/07 vergleichsweise gering. 2008/09 wirkte er im Wolfsburger Meisterjahr in allen 34 Partien mit. Deshalb ist Gentner dieser Titel "gefühlt" mehr wert.

Zwei emotionale Heimspiele gegen Hertha

An das Drumherum beim ersten Bundesligaspiel mit Stuttgart am 20. Februar 2005 gegen Hertha BSC (1:0) kann sich Gentner noch sehr gut erinnern. Er stand zunächst gar nicht im Kader und wurde bei seinen Eltern, bei denen Gentner damals noch wohnte, per Anruf nachnominiert. Mit einer Einwechslung rechnete Gentner damals noch nicht, er durfte aber in der 82. Minute für Cacau ran.

Gegen Hertha erlebte Gentner abseits des Sports auch einen sehr traurigen Moment. Sein Vater Herbert verstarb beim Heimspiel gegen die Berliner (2:1) am 15. Dezember 2018 als Zuschauer im Stadion. "Es war außergewöhnlich, weil es in aller Öffentlichkeit passierte. Es ist kein schöner Moment gewesen", erinnert sich Gentner. Der VfB und seine Familie hätten ihm aber viel Halt gegeben.

Wie geht es im Sommer weiter? "Union ist der erste Ansprechpartner"

Viele rechnen damit, dass Gentner irgendwann in Stuttgart als Funktionär arbeiten wird. Nach dem Abstieg 2019 zog es ihn aber erst einmal zum Aufsteiger Union. Dort macht der Routinier (22 Spiele/1 Tor) bisher einen guten Job. Der Klassenerhalt scheint möglich zu sein. Ob Gentner bleibt, ist noch offen. "Union ist der erste Ansprechpartner", sagt Gentner. Das sei so mit Profifußball-Geschäftsführer Oliver Ruhnert abgesprochen.

Auch wenn es in Berlin nicht weitergehen sollte, hat Gentner zumindest in der kommenden Spielzeit die Bundesliga weiter im Blick, notfalls an anderer Stelle. Dann würde er im Klub der 400er noch einige Plätze gut machen können.

Zum Ranking: Die Spieler mit den meisten Bundesliga-Einsätzen

Matthias Koch