2. Bundesliga

1. FC Nürnberg: Behrens blickt zurück und nimmt Abschied

Erst 2. Liga, dann Australien?

Behrens: "Es waren Wahnsinnsjahre"

Hat mit dem FCN so ziemlich alles durchlebt: Hanno Behrens.

Hat mit dem FCN so ziemlich alles durchlebt: Hanno Behrens. imago images

Das 1:1 gegen den VfL Bochum verfolgte Behrens am Sonntag auf der Tribüne des Max-Morlock-Stadions. Einen Abschied vor Zuschauern hätte er sich gewünscht, dieser soll nachgeholt werden. Immerhin, vor dem Stadion gab es von einigen Fans ein Hupkonzert, ihm und den ebenfalls wechselnden Georg Margreitter und Lukas Mühl zu Ehren. "Ich habe kurz runtergewunken", freute er sich über die Geste.

"Es war eine sehr emotionale Zeit", blickt der Mittelfeldspieler zurück und erinnert sich sogleich an die turbulenten Anfänge: Ein 3:6 beim SC Freiburg samt Antreten bei den Ultras. Dennoch folgte eine starke Auftaktsaison mit 65 Punkten, die oft für den Aufstieg reichten. 2016 jedoch verhinderte Eintracht Frankfurt diesen in der Relegation. "Wir hätten es verdient gehabt, es war fast die beste Mannschaft, in der ich hier spielen durfte, unser Teamgeist war unglaublich gut", erzählt Behrens.

1. FC Nürnberg - Vereinsdaten
1. FC Nürnberg

Gründungsdatum

04.05.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

mehr Infos
Spielersteckbrief H. Behrens
H. Behrens

Behrens Hanno

2. Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
VfL Bochum VfL Bochum
67
2
SpVgg Greuther Fürth SpVgg Greuther Fürth
64
3
Holstein Kiel Holstein Kiel
62

Aufstieg, Abstieg, Relegation

2018 folgte endlich der Aufstieg, ein Jahr später der Abstieg, dann nochmals eine Relegation mit dem haarscharfen Klassenerhalt in Liga zwei. "Es wahren Wahnsinnsjahre, die schönen Erinnerungen überwiegen. Leider haben wir es nicht gepackt, in der Bundesliga zu bleiben, das wäre für den Verein sehr wichtig gewesen." Die Frage nach dem interessantesten Trainer beantwortet er mit Michael Köllner, "natürlich, mit seiner Persönlichkeit. Das war auch eine lustige Zeit." Klosterbesuche in Südtirol während der Sommervorbereitung inklusiv, oder auch ein Abstecher zum Affenfelsen in Gibraltar. Nach Köllner nennt er René Weiler, Alois Schwartz, selbst Jens Keller. Den aktuellen Robert Klauß jedoch erst auf Nachfrage. Kein Wunder, spielte er unter ihm in dieser Saison doch nur noch eine sportlich unbefriedigende Nebenrolle.

"Niemand aus dem Trainerteam hat mit mir darüber gesprochen"

"Es gab eine Phase, in der ich sehr frustriert war", gibt Behrens zu. Beim 0:1 in Sandhausen am zweiten Rückrundenspieltag habe er eine ordentliche Leistung gezeigt, trotz der Niederlage. "Danach gab es nie wieder eine Chance, niemand aus dem Trainerteam hat mit mir darüber gesprochen. Das nächste Gespräch war mit Dieter Hecking, dass es hier nicht weitergeht. Es war ein bisschen enttäuschend, alleine gelassen zu werden."

Deutliche Worte, weiter nachkarten möchte Behrens jedoch nicht. "Mein Ego war nicht groß gekränkt." Die ungewohnte Situation könne ihm später im Leben als wertvolle Erfahrung helfen, sollte er eventuell die Trainerlaufbahn einschlagen. Weh getan haben ihm persönliche Angriffe von einzelnen Fans, "das zieht einen runter, am Ende hat man einen Rucksack auf". Nach der Horrorsaison 2019/20 könne der Club aber auch trotz der zuletzt positiven Entwicklung mit dieser Saison nicht so recht zufrieden sein. "Der Anspruch hier muss immer lauten, Minimum im oberen Drittel dabei zu sein", sagt Behrens, versteht aber, dass nach den Erfahrungen des Vorjahres Demut angesagt war.

Wie und wo es für Behrens weitergeht, ist einstweilen offen, die Wohnung in Nürnberg hat er noch nicht gekündigt. Die Vorstufe eines Haarrisses ist so gut wie auskuriert, das Risiko eines Einsatzes am letzten Spieltag dennoch zu groß: "Eine schwere Verletzung wäre zu dem Zeitpunkt eine Katastrophe ohne Vertrag." Am liebsten würde Behrens in der 2. Liga bleiben, "die wird kommende Saison mit all den Vereinen vermutlich überragend. Das Feuer habe ich noch, körperlich fühle ich mich sehr gut."

"Ich möchte lieber wieder Spaß haben"

Die Heimat im Norden fände er reizvoll, weder der HSV noch St. Pauli mit Ex-Club-Manager Andreas Bornemann hätten sich bis jetzt aber gemeldet. "Das Ausland ist auch eine Option", sagt er, vor allem Australien reizt ihn. "Ein spannendes Land und Kontinent, die Stadien sind cool, der Fußball dort ist nicht so schlecht. Melbourne wäre eine super Stadt, sehr lebenswert." Wer Behrens zuhört bekommt allerdings den Eindruck, dass dieses Abenteuer noch zwei Jahre warten kann. "Ich höre auf mein Gefühl und Herz. Die Entscheidung muss sitzen, ich will nicht voreilig entscheiden." Ein paar Wochen ohne neuen Verein seien jetzt nicht wild, er ganz entspannt. Und, wichtig: "Geld spielt eine Rolle, soll aber nicht das alles entscheidende Kriterium sein. Ich möchte lieber wieder Spaß haben." In Nürnberg hatte Behrens diesen zuletzt verloren, positive Gesamtbilanz hin oder her.

Frank Linkesch

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