Die allermeisten Fans können die Nachricht von Claudio Pizarros erneuter Vertragsverlängerung ohnehin kaum erwarten. Und auch bei ganz nüchterner Betrachtung gibt es gute Argumente für Werder, mit dem 40-jährigen Publikumsliebling weiterzumachen. Vor allem dessen Torquote und nach wie vor vorhandene Fitness. Dazu die Tatsache, dass der Spieltagskader ab kommender Saison 20 statt wie bisher nur 18 Profis umfassen darf. Doch Manager Frank Baumann betont ausdrücklich, dass eine Entscheidung pro Pizarro noch nicht gefallen sei.
Wenn man so will, übernimmt der Geschäftsführer in der öffentlichen Diskussion um Pizarro die klassische Rolle des Advocatus Diaboli - also desjenigen, der ganz bewusst und deutlich die Gegenargumente vorträgt. "Wir haben auch letztes Jahr betont, dass es für uns extrem wichtig ist, wie der Kader zusammengestellt ist. Da haben wir noch einige Fragezeichen. Und es gilt nun mal viele Dinge zu berücksichtigen: Wie greift alles ineinander? Dass jeder seinen Anteil haben kann, das ist für mich elementar wichtig."
Wir müssen tun, wovon wir überzeugt sind, dass es für Mannschaft und Verein am sinnvollsten ist.
Frank Baumann
Damit macht Baumann klar: Wenn Pizarro weiterverpflichtet wird, dann nicht kurzsichtig und schon gar nicht aus romantischen Motiven. "Wir werden uns nicht von aktuellen Stimmungen leiten lassen. Letztes Jahr wurden wir von vielen kritisiert, dass wir Claudio verpflichtet haben, nach dem Motto: Wie können die nur? In Köln hat er nicht gespielt, war häufig verletzt, hier blockiert er andere Spieler. Jetzt schreien dieselben Leute Hurra, wenn wir verlängern. Aber was ist in drei Monaten, wenn Claudio nicht gespielt hat oder andere nicht zum Zug kommen?" Baumanns Fazit: "Vom öffentlichen Druck dürfen wir uns nicht lenken lassen. Wir müssen tun, wovon wir überzeugt sind, dass es für Mannschaft und Verein am sinnvollsten ist."
So nachvollziehbar und notwendig die von Baumann aufgeworfenen Fragen sind, so wenig konkret mag sich der Boss noch auf öffentliche Antworten einlassen. Das einzige "Fragezeichen" in der Offensive besteht rein formal in der Personalie Max Kruse, der seine Verlängerung bisher offenlässt. Einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Pizarro und der Entscheidung des Kapitäns will Baumann aber ausdrücklich nicht herstellen. Und auch die Verpflichtung von Mittelstürmer Niclas Füllkrug habe auf den "Fall Pizarro" erklärtermaßen keinen Einfluss.
Werder vor Verpflichtung von Tejero?
Dass sich die laufende Kaderplanung nicht nur auf die Offensive beschränkt, wurde derweil am Montag ebenfalls greifbar: Wie das Online-Portal Mein Werder berichtet, steht eine Verpflichtung des spanischen Außenverteidigers Alvaro Tejero auf der Bremer Agenda weit oben. Der 22-Jährige ist derzeit von Real Madrid an den Zweitligisten Albacete Balompie ausgeliehen und könnte auf der rechten Seite als Backup (und perspektivischer Nachfolger) für Theo Gebre Selassie fungieren. Dessen bisheriger Ersatzmann Felix Beijmo, vor einem Jahr für stolze drei Millionen Euro von Djurgardens IF verpflichtet, gilt ohnehin als Ausleihkandidat.