"Gefühlt fünf bis acht Liter", so die Wahrnehmung von Frank Baumann, hatte der Sportchef an Bierduschen über sich ergehen lassen müssen am späten Sonntagnachmittag, dem Tag der Bremer Bundesliga-Rückkehr. Was der Abend sonst noch an Feierlichkeiten bringen würde, wollte er einfach mal auf sich zukommen lassen - schob dann jedoch noch den Satz hinterher, dass er (im Vergleich zu den Werder-Spielern) "morgen wieder arbeiten" werde: "Es geht weiter für uns."
Die Bundesliga-Planungen sind in Bremen längst angelaufen, zweigleisig bislang, "wir kennen das ein Stück weit aus den vergangenen beiden Jahren", sagt Baumann, als Werder ebenfalls ein Erst- sowie Zweitliga-Szenario durchspielen musste. Nun herrscht also Gewissheit, und der Sportchef hat bereits "klare Ideen im Kopf, wie es weitergeht, wo wir Bedarf haben". Ein übergeordnetes Ziel dabei lautet: "Dass wir den absoluten Stamm und Großteil des Kaders deutlich früher zusammenhaben wollen als in der vergangenen Saison."
Die Sache mit der Eingewöhnungszeit
Vor einem Jahr noch, nach dem Abstieg, hatten sich die personellen Veränderungen ja über den gesamten Sommer hingezogen, erst nach Ende der Transferperiode am 31. August war wirklich klar, wie das Gesicht dieser Werder-Mannschaft für die Saison aussehen würde - und zu diesem Zeitpunkt war bereits der 5. Spieltag in der 2. Liga ausgetragen. Das erschwerte zwangsläufig auch die sportliche Eingewöhnungszeit. Doch in der Bundesliga wird sich Werder eine solche als Aufsteiger wohl nicht leisten können.
Gezielte Verpflichtungen statt nächstem Umbruch
Insofern wird der Umbruch im Kader auch sicher nicht so enorm ausfallen wie nach dem Abstieg, als es mehr als 20 Transferbewegungen gab. "Wir haben ein Grundgerüst an Spielern", die dieses auch weiterhin bilden sollen, so Baumann. Ganz gezielt sollen Profis verpflichtet werden, die sogleich für einen Stammplatz infrage kämen, die laut dem Sportchef "schon etwas gesehen und erlebt haben und uns besser machen wollen", aber auch Perspektivspieler, die womöglich ein, zwei Jahre benötigen, bis sie ihr Potenzial ausschöpfen können.
Baumann: "Interessante Spieler von uns überzeugen"
Der Aufstieg bedeutet für den Klub zwar beträchtliche Mehreinnahmen (allein an TV-Geldern zusätzliche rund 20 Millionen Euro), allerdings ist die finanzielle Situation nicht mit jener vor dem Abstieg vergleichbar. Die Budgets sind limitierter, zumal die Verbindlichkeiten durch einen Kredit (20 Millionen Euro) und eine Mittelstandsanleihe (17 Millionen Euro) gewachsen sind - und dadurch erneut Transfererlöse generiert werden müssen. Nicht jedoch in dem Ausmaß des vergangenen Jahres, als diese mehr als 20 Millionen Euro betrugen. "Trotzdem sind wir auch optimistisch", sagt Baumann, "dass wir interessante Spieler von uns überzeugen können".
Keine intensivierten Gespräche wegen Groß
Als ein Kandidat gehandelt wird Pascal Groß, Stammspieler in der Premier League, dessen Vertrag bei Brighton & Hove ausläuft - doch an einer Verpflichtung zeigen auch andere Klubs aus der Bundesliga ein gesteigertes Interesse. Bevor der 30-Jährige über seine Zukunft entscheiden wird, steht für ihn und seinen Klub ohnehin noch der 38. Spieltag am kommenden Sonntag aus. Intensivierte Gespräche mit Werder wurden bislang nicht geführt.