Seit jenem 1:0 im DFB-Pokal dank Thomas von Heesen gab es in Osnabrück vier Niederlagen, zwei im Pokal, zwei in der Liga. Das Strickmuster, in dem sich der HSV jeweils verfing, war eigentlich immer ähnlich: Auf der einen Seite ein leidenschaftlich verteidigender Außenseiter und auf der anderen ein spielerisch überlegener, aber inkonsequenter Favorit.
Ähnliche Zutaten in Elversberg und Osnabrück
Dass es diesen Spielfilm aus Hamburger Sicht nun schon eine Woche vor der Reise nach Niedersachsen gab, ruft die Statistiker und Skeptiker naturgemäß auf den Plan. Tim Walter ist in diesen Tagen sichtbar bemüht, in der Gegenwart zu bleiben. "Ich bin kein Freund von Statistiken und Vergleichen mit vorangegangenen Spielen." Das bezieht der Hamburger Trainer ausdrücklich auch auf die Situation beim VfL, der ein krachendes 0:7 aus Hannover zu verarbeiten hat. Walter ist sicher: "Es ist egal, wie unser Gegner vorher gespielt, es ist egal, wie wir vorher gespielt haben. Es ist ein neues Spiel, ein enges Stadion, Flutlicht und eine Mannschaft, die versuchen wird, uns in Zweikämpfe zu verwickeln." Der Badener zählt damit sämtliche Zutaten auf, an denen sich verschiedene HSV-Kader zwischen 2009 und 2021 in Osnabrück verschluckt haben. Es sind ähnliche, die auch seiner Formation beim 1:2 in Elversberg nicht bekommen sind. Und das, nachdem der HSV in den ersten Saisonwochen deutlich gefestigter dahergekommen ist.
Wir müssen wieder an unsere ersten fünf Spiele anknüpfen. Wir müssen so ehrlich sein und sagen, das haben wir in Elversberg nicht gemacht.
Tim Walter
Am Freitagabend geht es aus Hamburger Sicht also nun nicht viel weniger als die Frage: Welches ist das wahre Gesicht? Walter erklärt, dass es weder um die HSV-Vergangenheit in Osnabrück noch um die in Elversberg aufgebrochenen alten Muster geht, sondern allein um eines: "Wir müssen wieder an unsere ersten fünf Spiele anknüpfen. Wir müssen so ehrlich sein und sagen, das haben wir in Elversberg nicht gemacht." Überheblichkeit macht er auch mit einigen Tagen Abstand zur ersten Niederlage nicht als Ursache aus, sondern analysiert: "Wir waren nicht genau und präzise genug, wir haben auch nicht die Geduld aufgebracht, um in unsere Abläufe zu kommen." Er gibt sich nach der Trainingswoche zuversichtlich, dass dies seinen Profis kein zweites Mal passiert, "das ist unser Anspruch."
Fällt Reis aus?
Doch er hat auch personelle Probleme: Linksverteidiger Miro Muheim (Bänderzerrung und Kapselverletzung) muss er ebenso ersetzen wie Immanuel Pherai (Zehenbruch), Und am Donnerstag brach mit Ludovit Reis auch ein zweiter Achter die Einheit kurz vor dem Trainingsende ab, wurde mit dem Golfcart und bandagiertem linken Sprunggelenk Richtung Kabine gefahren. Ob es sich um eine Vorsichtsmaßnahme oder mehr handelte, ist unklar. Fest steht: Wenn nach Pherai auch Verbindungsspieler Reis an der ehemaligen Wirkungsstätte ausfiele, wäre dies ein schwerer Verlust für den HSV. Immerhin, zum Hamburger Reisekader, der am Donnerstag Richtung Osnabrück aufgebrochen ist, gehörte der Vize-Kapitän.