"Noch 180 Minuten, bis wir das Schicksal Italiens kennen" - hatte die "Gazzetta dello Sport" vor Italiens Heimspiel gegen Mazedonien geschrieben. 90 von genannten 180 Minuten meisterte die Squadra Azzura am Freitagabend ziemlich souverän.
Der große Druck war den Akteuren beim 5:2 gegen Nordmazedonien zumindest nicht anzusehen. Selbst zwei mögliche Szenen, die einen negativen Knackpunkt hätten darstellen können, überstanden die Azzurri.
Wir müssen den Torwart beglückwünschen, der den Eindruck erweckte, als hätte er den Elfmeter bereits verwandelt.
Luciano Spalletti
Die erste der beschriebenen Aktionen ereignete sich beim Stand von 1:0 in der 40. Minute: Jorginho schnappte sich trotz zuvor zwei verschossener Strafstöße im Nationaltrikot bei einem Handelfmeter den Ball und scheiterte kläglich an Stole Dimitrievski - der Sechser schoss nach seinem typischen und eigenwilligen Hüpfer völlig unplatziert und lasch halbrechts unten aufs Tor. "Wir müssen den Torwart beglückwünschen, der den Eindruck erweckte, als hätte er den Elfmeter bereits verwandelt", erklärte Luciano Spalletti im Interview mit "RAI Sport" und "Sky Sport Italia". Den Arsenal-Profi und Europameister von 2021 aber nun vom Punkt abzuziehen, komme nicht infrage: "Jorginho bleibt ein besonderer Elfmeterschütze für Italien."
Trotz dieses Fehlversuchs wankte die Squadra Azzurra jedenfalls nicht - im Gegenteil: Federico Chiesa, den der Druck ohnehin eher beflügelt hatte, drehte noch mehr auf. So stellte der 26-jährige Flitzer von Juventus mit zwei Treffern eine komfortable Halbzeitführung her. Doch nicht nur aufgrund seines Doppelpacks lobte ihn sein Trainer: "Chiesa hat diese Momente, wo er den Turbo einschaltet. Wenn er Gegenspieler attackiert, dann nicht nur mit Technik, sondern auch mit Kraft und Tempo. Wir danken ihm für seinen Beitrag heute Abend."
Nach dem Anschlusstor von Nordmazedonien hat Italien "Stärke gezeigt"
Der zweite mögliche Wendepunkt spielte sich in der 74. Minute ab: Francesco Acerbi fälschte einen ungefährlichen Schuss von Jani Atanasov ins eigene Tor ab und plötzlich lagen die harmlosen Nordmazedonier nur noch mit 2:3 in Rückstand.
Die Squadra Azzurra schüttelte sich im Stadio Olimpico zu Rom aber kurz und hatte erneut die passende Antwort durch Giacomo Raspadori parat - auch, wenn diesmal sieben Minuten zwischen dem möglichen Knackpunkt und einem italienischen Tor lagen. "Das zweite Tor verändert die psychologischen Aspekte des Spiels", so Spalletti, der weiter ausführte: "Zu diesem Zeitpunkt haben wir, glaube ich, das Beste von Italien gesehen, was Charakter und Qualität angeht. Denn wir haben Stärke gezeigt, um weiterzumachen."
Sollte die Spalletti-Elf in Leverkusen am Montag (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) beim ums direkte EM-Ticket entscheidenden Duell mit der Ukraine auf mögliche Rückschläge wie im Olympiastadion antworten, dürfte das Schicksal Italiens jedenfalls positiv ausfallen - es reicht dank der Vorstellung im ersten Teil der 180 Minuten ja bereits ein Remis zur Qualifikation für die Europameisterschaft.