2. Bundesliga

Azzouzi im Derby-Interview: "Jeder spricht in gleichen Tönen von uns"

Fürths Sportgeschäftsführer im kicker-Interview

Azzouzi im Derby-Interview: "Jeder spricht in gleichen Tönen von uns"

"Es geht darum, den Gegner niederzuringen": Fürths Sportgeschäftsführer Rachid Azzouzi.

"Es geht darum, den Gegner niederzuringen": Fürths Sportgeschäftsführer Rachid Azzouzi. imago images

Nürnberg gegen Fürth - das ist das älteste und traditionsreichste Derby im deutschen Fußball. Am Sonntag (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker) kommt es bereits zum 267. Mal zu diesem prestigeträchtigen Aufeinandertreffen der Nachbarstädte. Einige dieser "Schlachten" hat Rachid Azzouzi erst als aktiver Spieler und dann als Funktionär mitgeschlagen. Im kicker-Interview spricht er über den Reiz des Frankenderbys, wichtige Vertragsverlängerungen und den Aufstieg.

Herr Azzouzi, in Corona-Zeiten von Fieber zu sprechen, ist ein wenig gewagt. Hat sie also schon die Derby-Euphorie gepackt?

Ja klar. Jeder, der lange genug bei der Spielvereinigung dabei ist, der weiß, was das Frankenderby für die Menschen hier bedeutet. Seitdem ich 1997 nach Fürth gewechselt bin, habe ich einige mitmachen können und mir ist bewusst, um was es geht.

Was ist das Besondere an diesen Spielen?

Als ich noch Spieler war, war der Club eher ein Bundesligist, wir ein Zweitligist und wir wollten den großen Nachbarn zeigen, dass wir die bessere Mannschaft sind. Mittlerweile gibt es wieder öfter Derbys gegen den FCN, der immer noch der größere Verein ist. Wir waren oftmals der Underdog, haben in den letzten Jahren aber trotzdem eine positive Bilanz. Letztendlich ist es egal, wie die Vorzeichen sind. Es geht darum, an diesem Tag in diesem einen Spiel besser zu sein und den Gegner niederzuringen.

Welches Derby ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Da fällt mir sofort das Pokalderby im Dezember 2011 ein, das wir 1:0 gewonnen haben und daraufhin im Frühjahr aufgestiegen sind. Es war emotional, als Eddy (Edgar Prib, d. Red.) das Tor gemacht hat. Das Stadion in Nürnberg war voll, das war emotional sehr fesselnd.

Wie ernüchternd sind denn "Geister-Derbys" ohne Fans im Stadion?

Ohne Zuschauer ist es nicht dasselbe, die sind nicht zu ersetzen. In einem Derby ist das besonders bitter, denn angefeuert oder ausgepfiffen zu werden kann dich gleichermaßen motivieren. Aber wir treten auch jetzt für unsere Fans und für all die an, die in dieser schwierigen Situation mit der Spielvereinigung mitfiebern.

Vor allem für Fans hat das Frankenderby einen großen Stellenwert. Gibt es auch bei den Spielern diese großen Emotionen oder ist es ein Punktspiel wie jedes andere?

Ich glaube schon, dass in der Mannschaft jeder weiß, um was es geht. Beim letzten Derby in Nürnberg (1:0) hatten wir schon diese Derbystimmung - im Hinspiel (0:0) hatte ich eher nicht das Gefühl, da waren beide Teams mit einem Unentschieden zufrieden.

Fürth hat einige "Local Player" im Kader, mit David Raum, Timothy Tillman und Jamie Leweling sogar drei gebürtige Nürnberger. Hilft das, um den Rest des Teams zu sensibilisieren?

Wo man geboren ist, spielt keine große Rolle. Auch ein Maxi Bauer ist schon lange bei uns und trägt das in sich drin: Spieler wie er haben die meiste Zeit ihres Fußballerlebens bei der Spielvereinigung erlebt, das ist entscheidend, denn sie leben die Werte und die Identifikation mit unserem Verein.

Wo man geboren ist, spielt keine Rolle. Wichtig ist die Identifikation mit dem Verein.

Rachid Azzouzi

Das Kleeblatt ist seit drei Derbys ungeschlagen (2/1/0) und dabei ohne Gegentor geblieben. Ist der Club ein Lieblingsgegner?

Nein, es gibt keine Lieblingsgegner. Wir nehmen ihn ernst, das haben wir immer gemacht. Klar haben wir eine gute Bilanz, aber bei aller Euphorie müssen wir demütig bleiben und schauen, dass wir das wieder hinkriegen. Nürnberg hat eine gute Mannschaft und das zuletzt in Osnabrück (4:1) gezeigt. Es ist ein neues Spiel und da gilt es, besser zu sein als der Konkurrent.

FCN-Trainer Robert Klauß nannte Fürth die "aktuell beste Mannschaft in der 2. Liga". Ein ernstgemeintes Lob vom Erzrivalen oder reine Taktik?

Naja, wenn er es als einziger gesagt hätte, dann wäre es wohl Taktik gewesen. Aber jeder Sportdirektor oder Trainer, gegen den wir gespielt haben, spricht in gleichen Tönen von uns. Für uns ist es wichtig, das einzuordnen. Ein Lob ist schön, jeder möchte wertgeschätzt werden für das, was er leistet. Es hilft aber nicht dabei, Spiele zu gewinnen. Wir wissen, wo wir herkommen, müssen immer 100 Prozent geben und das Woche für Woche nachweisen.

Fürth geht als Zweiter, Nürnberg als Zehnter in dieses Derby. Ist die SpVgg also Favorit?

In einem Derby gibt es keine Favoriten. Das tut nichts zur Sache. Es ist ein Spiel, in dem es um wichtige drei Punkte geht. Wir müssen auf dem Platz alles versuchen, um das Spiel zu gewinnen.

Das Kleeblatt ist formstark und seit vier Spielen ungeschlagen. Was macht das Team so stark?

Die Mannschaft ist zusammengeblieben und eingespielt. Das ist ein Erfolgsrezept. Es war aber ein Entwicklungsprozess, der schon vor anderthalb, zwei Jahren begonnen hat. Nach dem schwierigen Saisonstart, bei dem wir auch schon gut gespielt, aber die Tore nicht gemacht haben, werden wir jetzt für unser dominantes Auftreten belohnt.

Klingelt Ihr Telefon jetzt häufiger, weil sich Spieler in den Fokus anderer Teams gespielt haben?

Nein. In Zeiten von Corona ist alles unsicherer geworden, auch bei allen anderen Vereinen. Unsere Spieler fühlen sich total wohl in Fürth. Ich hatte schon im Sommer nicht das Gefühl, dass einer wegwollte. Unser Ziel muss sein, so gut wie möglich abzuschneiden, damit die Jungs hierbleiben.

Ich hatte nicht das Gefühl, dass einer wegwollte.

Rachid Azzouzi

Raums Vertrag läuft zum Saisonende aus. Wie groß ist die Hoffnung, das Eigengewächs halten zu können?

Es ist ja nicht erst seit heute ein Thema, sondern schon seit einem Jahr. Deswegen sind wir in Gesprächen und ich habe die Hoffnung, dass David bei uns bleibt. Dazu gehören auch immer zwei Parteien. Als Spieler ist es legitim, sich auf dem Markt umzuschauen und weiterkommen zu wollen. Am liebsten mit uns - das wäre das Optimalste.

Auch der Vertrag von Trainer Stefan Leitl endet 2021. Gab es schon Gespräche?

Alle in Fürth können zufrieden mit dem Trainerteam und der Art und Weise, wie sie die Mannschaft fördern, sein. Gespräche führen wir natürlich schon. Wir würden sehr gerne verlängern und hoffen, dass wir zeitnah zum Abschluss kommen.

Fürth spielt deutlich konstanter als in der Vorsaison. Ist genau das der wichtigste Entwicklungsschritt?

Auch das ist ein jahrelanger Prozess. Die Jungs sind jetzt gieriger und hungriger auf den Erfolg und nicht nach zwei, drei und hoffentlich auch nicht nach vier Siegen zufrieden. Das ist das Ergebnis von harter Arbeit und einem guten Plan.

Die Jungs sind jetzt gieriger und hungriger.

Rachid Azzouzi

In einer Umfrage auf kicker.de antworteten 76 Prozent der Teilnehmer auf die Frage, ob der SpVgg der Aufstieg zuzutrauen ist, mit "Ja". Was antwortet Rachid Azzouzi?

Es ist schön, dass drei Viertel uns das zutrauen, aber das ändert nichts an unserer Arbeit. Es gibt auch noch viele andere gute Mannschaften in der Liga. Wir haben mit einem schmalen Geldbeutel einen Kader zusammengestellt, der bislang eine gute Saison spielt. Wir wollen uns bewusst hohe Ziele setzen und zeigen, dass auch wir eine gute Mannschaft haben. Wichtig ist, dass wir unseren Weg weitergehen und dabei alle Spaß haben.

Interview: Christian Rupp

Derby-Spezialisten, Rekordspieler und die Nummer 1 in Franken