Int. Fußball

Plötzlich Dritter? Juventus erhofft sich 15 Punkte zurück

Serie-A-Tabelle womöglich wieder über den Haufen geworfen

Auf einen Schlag Dritter? Juventus erhofft sich die 15 Punkte zurück

Hofft auf eine Urteilsaufhebung: Juventus Turin.

Hofft auf eine Urteilsaufhebung: Juventus Turin. IMAGO/Nicolo Campo

Ende Januar hatte sich in Italiens Serie A ein Paukenschlag ereignet: Rekordmeister Juventus Turin war vom zuständigen Fußballverbandsgericht hart für zahlreiche Vergehen bestraft worden.

Genauer: Dem 36-maligen Scudetto-Champion, gegen den wegen Finanzbetrug und Bilanzfälschung ermittelt worden war (auch die UEFA schaltete sich ein), wurden an jenem Freitagabend satte 15 Punkte abgezogen. Der Chefankläger des italienischen Verbandes FIGC (Federazione Italiana Giuoco Calcio), Giuseppe Chiné, hatte vor dem Verbandssportgericht in Rom noch gefordert, dass Juve neun Zähler in der aktuell laufenden Meisterschaft abgezogen bekommen solle - am Ende packte das Gericht sogar noch sechs weitere Zähler drauf.

Falsche Marktwerte und Schwarzgeld

Konkret ging es in diesem Fall um fingierte Spielerbewertungen. Den Turinern wurde zur Last gelegt, einigen ihrer Profis in der Vergangenheit bewusst falsche Marktwerte zugeschrieben zu haben - allein in den Jahren 2018, 2019 und 2020 soll die Vereinsbilanz so um 115 Millionen Euro geschönt worden sein.

Obendrein war dem ehemaligen Serienmeister (neun Scudetti zwischen 2012 und 2020) vorgeworfen worden, während der Coronavirus-Pandemie Schwarzgeld ausbezahlt, respektive zugesichert zu haben. Die Beschuldigten hätten 23 Profis, die einem coronabedingten Gehaltsverzicht in Höhe von insgesamt 90 Millionen Euro zugestimmt hatten, einen Teil ihres Salärs doch noch gewährt - allerdings illegal durchs Hintertürchen.

Das Hintertürchen

Seither, weil der Abzug sofort angewandt worden war, krebste die Alte Dame um Spieler wie Europameister Leonardo Bonucci oder Stürmer Dusan Vlahovic hinter den internationalen Rängen herum. Ein sportliches Zwischenhoch ließ das Team von Trainer Massimiliano Allegri zwar dennoch auf eine Europa-League- oder gar Champions-League-Teilnahme hoffen, ein 1:2 beim starken Zweiten Lazio Rom sowie ein 0:1 in Sassuolo in den jüngsten Serie-A-Partien führte allerdings zu Rückschlägen und dem Versauern auf dem derzeitigen Rang 7.

Abgeschrieben ist die Königsklasse deshalb aber noch nicht.

Juve konnte schließlich bei Italiens Olympischem Komitee CONI noch Berufung gegen das Urteil einlegen - und tat das wie angekündigt an diesem Mittwoch. Der Klub aus dem Piemont verlangte im Detail "die Veröffentlichung der Gründe" für das Urteil.

Knapp drei Stunden dauerte die Anhörung vor dem Sportgericht des CONI, der über die Berufung von Juventus gegen das Urteil des Bundesgerichtshofs entscheiden muss. Die Berufungsanhörung fand dabei in Rom statt und wurde von Präsidentin Gabrielle Palmieri Sandulli (gemeinsam mit den Sektionspräsidenten Vito Branca, Attilio Zimatore, Massimo Zaccheo und Dante Alessio) geleitet.

Die Szenarien

Das CONI-Gericht kann nun - das Urteil wird bereits am Donnerstag (20. April) erwartet - die Berufung entweder zurückweisen, wodurch der Punktabzug und die Sperre bestätigt würden, oder sie annehmen, indem es die erste Entscheidung der FIGC aufhebt. Der dritte Weg würde bedeuten, dass CONI die Berufung annimmt und den Fall an das FIGC-Gericht zurückleitet, das seine Entscheidung überprüfen müsste. Dazu passt eine Aussage von CONI-Generalstaatsanwalt Ugo Taucer, der einräumte, dass das FIGC-Urteil mit den 15 Punkten Abzug "einen Mangel an Klarheit in der Motivation besitzt, der durch ein neues Urteil gewürdigt und bewertet werden muss".

Sollte es dazu kommen, würden in diesem Fall der Punktabzug gegen die Turiner und die Sperren für die Ex-Direktoren Andrea Agnelli (Ex-Präsident) sowie Pavel Nedved (Ex-Vize) vorübergehend ausgesetzt und auf die aktualisierten Begründungen des FIGC-Gerichts gewartet.

Die "Gazzetta dello Sport" berichtet hierzu, dass die FIGC in diesem Fall die Gründe für Strafen und Sperren überprüfen muss und gegebenenfalls sogar eine neue Entscheidung mit einer reduzierten Punktstrafe für Juventus erlassen könnte.

Es kann also zunächst gut sein, dass die komplette Strafe von 15 Punkten vorübergehend aufgehoben werden - und letztlich neu verhandelt wird. Der Ausgang ist offen. Klar ist: Mit den zurückerhaltenen 15 Zählern wäre Juventus auf einen Schlag Dritter und damit vor den aktuell besser platzierten Klubs AS Rom, AC Mailand, Inter Mailand und Atalanta Bergamo.

mag

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