Es ist einiges in Gang gekommen in Hoffenheim an diesem Wochenende. Die desaströse Leistung der Mannschaft beim 2:5 im Kellerduell in Bochum hat eine Lawine losgetreten, die den Cheftrainer schon mal mitgerissen hat. Ob sich daraus noch Kollateralschäden ergeben, wird sich zeigen, jedenfalls steht bei der TSG aktuell alles auf dem Prüfstand.
Manager Alexander Rosen war nach der Pleite am Samstag in die Offensive gegangen und wollte die Misere nicht allein auf die Trainerfrage reduzieren. "In Hoffenheim müssen die Fragen größer gestellt werden", hatte der 43-Jährige gefordert. Das scheint nun der Fall zu sein. Mit offenem Ausgang für alle Beteiligten. Bereits am Samstag hatte kicker an die Situation von vor zehn Jahren erinnert, als Mäzen Hopp in einer ähnlich misslichen Situation gleich die komplette sportliche Leitung ausgetauscht hatte.
Rosen hatte auf die sich wiederholenden Muster verwiesen, die die TSG auf ihrer nun schon zweiten Talfahrt innerhalb eines Jahres begleiten. "Vielleicht müssen wir hier mal größere Fragen stellen, die andere Leute im Klub betreffen, uns alle im Klub, warum so etwas möglich ist innerhalb eines Jahres von einem Topplatz, den man nicht geschenkt kriegt, einen derartigen Absturz hinzulegen, dafür muss es Gründe geben", hatte Rosen angedeutet, "der Klub, das sind Protagonisten, eine Geschäftsleitung, ich nehme mich voll mit rein. Und wir haben wieder eine erhöhte Anzahl an Verletzten, auch das wiederholt sich."
Rosen fehlt die Unterstützung
Neben der schon in der vergangenen Saison thematisierten und kritisch hinterfragten medizinischen Abteilung dürfte Rosen auch eine fußballspezifische Autoritäts- und Kompetenzlücke in der Ebene der Geschäftsführer gemeint haben. Das Ressort Sport war zuletzt dem Finanzexperten Frank Briel zugeordnet worden, nachdem im Sommer 2021 Dr. Peter Görlich geschasst worden war. Aber Briel ist im Tagesgeschäft kaum präsent, weder medial nach außen noch nach innen als Regulativ bei Fehlentwicklungen rund um die Mannschaft. Das sind auch dessen Kollegen Denni Strich (Marketing) und Jan Mayer (Unternehmensentwicklung) nicht.
Insofern ist Rosen im Vergleich zu den Strukturen in anderen Klubs eher auf sich allein gestellt. Nicht zufällig forcierte der 43-Jährige zuletzt die Verpflichtung des früheren Kapitäns Pirmin Schwegler, der zu einem Sportdirektor aufgebaut werden soll, auch der im Herbst aus gesundheitlichen Gründen abgetretene Kapitän Benjamin Hübner soll mittelfristig im Klub eingebunden werden.
Und natürlich geht es auch um wirkmächtige Kräfte von außen, konkret von Berater Roger Wittmann, dessen Einfluss im Klub und auf Gesellschafter Dietmar Hopp zuletzt wieder spürbar zunahm.
In dieser Gemengelage wird derzeit im Kraichgau mehr beraten als nur die Frage, wer als neuer Cheftrainer die TSG aus dem Abstiegssumpf führen soll.
Hasenhüttl Kandidat - Tedesco zieht es nach Belgien
Neben Domenico Tedesco, der aber dem Vernehmen nach kurz vor der Unterschrift als neuer Nationaltrainer Belgiens steht, und Pellegrino Matarazzo (der kicker berichtete), steht auch Ralph Hasenhüttl auf der Kandidatenliste, entsprechende "Sky"-Berichte decken sich mit den Informationen des kicker. Der 55-Jährige war im Herbst beim FC Southampton entlassen worden und hatte in Deutschland davor den FC Ingolstadt und RB Leipzig trainiert.
Die Zeit drängt für die TSG, die vor dem wichtigen Heimspiel am Samstag gegen Leverkusen zügig einen neuen Chefcoach benötigt. Dem Vernehmen nach wurde das erste Training der Woche am Dienstag auf den Nachmittag verschoben. Wohl auch, um das Zeitfenster für den potenziellen neuen Chef noch etwas zu öffnen. Womöglich aber werden die größeren Fragen auch noch weitere Antworten zutage fördern.