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Altachs Mike Bähre über Klose-Aus: "Es ist schade für mich, dass er gehen musste"

27-Jähriger war Wunschspieler des Weltmeisters

Altachs Mike Bähre über Klose-Aus: "Es ist schade für mich, dass er gehen musste"

Mike Bähre ist vom Altacher Klassenerhalt felsenfest überzeugt.

Mike Bähre ist vom Altacher Klassenerhalt felsenfest überzeugt. GEPA pictures

Es war eine turbulente Woche für den SCR Altach. Nach dem starken Auswärtsspiel bei Red Bull Salzburg, bei dem sich das Schlusslicht mit einem Punkt belohnen konnte, trennten sich die Vorarlberger nur einen Tag später von Miroslav Klose. Tags darauf stellte der Klub mit Klaus Schmidt bereits den neuen Trainer vor. Mit dem "Feuerwehrmann", wie Schmidt gerne genannt wird, möchte Altach "neue Impulse" setzen.

Auch Winter-Neuzugang Mike Bähre erlebte bis dato eine bewegte Zeit. Ex-Trainer Klose hatte den Mittelfeldakteur ins "Ländle" gelotst. Dementsprechend reagierte Bähre mit gemischten Gefühlen auf die Trennung. Im Gespräch mit dem kicker hat er über seine Beziehung zu Klose, "Feuerwehrmann" Klaus Schmidt, den Kampf um den Klassenerhalt und seine vertragliche Situation gesprochen.

Herr Bähre, Miroslav Klose wurde am Montag entlassen. Wie haben Sie diese Entscheidung aufgenommen?

Ich finde es natürlich schade und auch emotional. Mir tut es auch für die Person und den Mensch Miro Klose leid. Ich glaube schon, dass er eine gewisse Idee hatte, die er umsetzen wollte. Die hat aber nicht so gefruchtet, wie er sich das vorgestellt hat. Aber so ist es eben im Fußball, dass mal jemand gehen muss und jemand Neues kommt.

Ausgerechnet vor dem Trainerwechsel hat Altach als einer der wenigen Klubs einen Punkt bei Ligaprimus Salzburg erringen können. War der Zeitpunkt der Trennung daher auch überraschend?

Wenn man sich ehrlich ist: Es werden sich nicht viele Mannschaften etwas ausrechnen, wenn sie nach Salzburg fahren. Wir haben dort ein super Spiel abgeliefert und einen Punkt mitgenommen. Der Verein hat sicher schon vorher Überlegungen angestellt, mit einem Trainerwechsel für frischen Wind zu sorgen. Wenn es sportlich und punktemäßig nicht läuft, ist das immer die logische Schlussfolgerung, dass der Trainer infrage gestellt wird. Wir haben in den letzten Wochen nicht die Ergebnisse erzielt, die wir uns erhofft haben - mit Ausnahme des Spiels in Salzburg.

Welche Rolle hat Miroslav Klose bei Ihrem Transfer gespielt? Wie ist der Kontakt damals zustandegekommen?

Im Endeffekt war er der Trainer, unter dem ich verpflichtet wurde und der mir die Möglichkeit gegeben hat, mich zu präsentieren. Klar ist man dann dem Trainer dankbar, zumal ich als Vereinsloser zum Verein gekommen bin. Deshalb ist es schade für mich, dass er gehen musste. Wir hatten persönlich ein sehr gutes Verhältnis. Der Kontakt ist durch Miros Co-Trainer Slaven Skeledzic zustandekommen. Ich kannte Slaven noch aus Hannover-Zeiten. Er war damals U-17-Trainer, als ich in der U 19 gespielt habe. Wir kannten uns zwar nur flüchtig, weil wir uns in Hannover über den Weg gelaufen sind. Aber so sind die beiden auf mich gekommen und haben mich zum Probetraining eingeladen.

Die "Oscars" des Grunddurchgangs

Der Verein wollte mit dem Trainerwechsel "neue Impulse" setzen. Sind auch Sie der Meinung, dass es jetzt vor dem Qualifikations-Play-off frischen Wind gebraucht hat?

Dazu äußere ich mich ungern, weil ich selbst auch noch nicht das ganze Jahr hier bin. Ich bin mir sicher, dass wir den Klassenerhalt schaffen werden. Aber ich bin der Meinung, dass wir es so oder so geschafft hätten. Aber das sind nicht meine Bereiche, über die ich mir Gedanken machen muss. Als Spieler lebst du mit der Entscheidung, die getroffen wird und versuchst, die ganze Sache weiter positiv zu gestalten.

Neuer Trainer ist Klaus Schmidt. Er wird in Österreich gerne als "Feuerwehrmann" bezeichnet. Was haben Ihnen Ihre Teamkollegen über den neuen Trainer erzählt?

Er war schon mal Trainer in Altach. Es gibt einige in der Mannschaft, die ihn hier als Trainer hatten. Klar bekommt man mit, dass er bereits den einen oder anderen Klub vor dem Abstieg gerettet hat. Das wird eben auch jetzt das Ziel sein. Mit einem neuen Trainer kommt eine neue Motivation und Euphorie rein. Das wird bei uns auch gefragt sein, dass wir die letzten zehn Spiel so angehen, dass wir am Ende über dem Strich stehen.

Sie sind jetzt drei Monate in Altach. Es ist Ihre erste Station in Österreich. Wie haben Sie sich eingelebt? Was sind Ihre ersten Eindrücke?

Ich habe mich richtig gut eingelebt. Die Mannschaft macht es mir aber auch wirklich leicht. Wir haben einen super Teamspirit. Ich war ja schon ab November dabei und konnte da schon die Jungs kennenlernen und tagtäglich mit ihnen trainieren. Das hat den eigentlichen Start für mich natürlich wesentlich einfacher gemacht, weil ich die Leute im Klub schon gekannt habe. Aber ich habe mich wirklich von Tag eins an sehr wohl gefühlt. Es ist ein super Umfeld hier. Die Möglichkeit, in der österreichischen Bundesliga spielen zu können, ist auch nicht selbstverständlich, gerade wenn man als Spieler aus einer Vereinslosigkeit kommt. Deshalb war es für mich einfach eine richtig gute Option. Ich bin froh, dass ich hier bin.

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die nötige Qualität haben, um die Klasse zu halten - auch weil ich es tagtäglich im Training sehe.

Mike Bähre über den bevorstehenden Klassenerhalt

Altach liegt vor dem Start des unteren Play-offs auf dem letzten Tabellenplatz. Haben Sie es sich leichter vorgestellt?

Natürlich habe ich die Tabellensituation gekannt. Klar waren wir damals nicht Letzter und punktetechnisch war es nicht das, was man sich vorgestellt hat, aber mir war bewusst, dass wir unten mitspielen und gegen den Abstieg spielen werden. Man muss aber sagen, dass der Verein einen Riesenumbruch im Winter hatte. Es sind viele neue Spieler gekommen, es haben viele den Verein verlassen. So manche Spieler wurden erst in der letzten Woche vor dem ersten Pflichtspiel verpflichtet. Dass dann noch nicht alles funktioniert, ist klar. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir die nötige Qualität haben, um die Klasse zu halten - auch weil ich es tagtäglich im Training sehe.

Unter Miroslav Klose hat Altach einen mutigen Fußball gespielt, der darauf ausgelegt war, mehr Ballbesitz zu haben. Im Abstiegskampf braucht es oft andere Tugenden. Muss die Mannschaft unter dem neuen Trainer die Spielweise überdenken?

Was ich bis jetzt mitbekommen habe, haben einige in der Mannschaft schon im unteren Play-off gespielt. Ich glaube, dass der Fußball schon "einfacher" wird. Dass es nur darum geht, die Basics in den Vordergrund zu stellen, dass es im Endeffekt nur noch um die Punkte geht und dass es keinen mehr interessiert, wie es ausgesehen hat. Dementsprechend glaube ich schon, dass sich das Spiel von uns ein bisschen verändern wird. Einen Schönheitspreis wollen wir nicht gewinnen. Es geht schlicht einfach darum, am Ende über dem Strich zu stehen. Wie wir unser Spiel anzulegen haben, das wird uns unser neuer Trainer mit auf den Weg geben.

Kann die Mannschaft Abstiegskampf?

Wie ich gehört habe, war Altach seit dem neuen Liga-Modus jedes Jahr im unteren Play-off und hat es jedes Jahr geschafft. Allein dieser Fakt zeigt, dass Altach auch Abstiegskampf kann. Einige aus der aktuellen Mannschaft waren letzte Saison dabei, wo die Situation schon fast aussichtslos war. Dennoch haben sie die Klasse gehalten. Ich persönlich habe auch in England in der Championship gegen den Abstieg gekämpft. Auch damals hat es geklappt. Also denke ich schon, dass wir als Mannschaft auch die nötige Erfahrung dafür haben.

Im Vorjahr hat Altach erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt fixiert. Denken Sie, dass es ähnlich eng wird in dieser Saison?

Ich hoffe nicht. Ich hoffe, dass wir uns schon im Vorfeld retten. Natürlich haben seit der Winterpause die Ergebnisse nicht gepasst, aber das ist für mich kein Grund, in Panik zu geraten. Ich bin mir sicher, dass uns bald der Turnaround gelingt. Ich habe nicht das Gefühl, dass es eng werden könnte, weil ich eben überzeugt davon bin, dass wir es schaffen werden.

Bei vier der sechs Teams im Quali-Play-off gab es in dieser Saison einen Trainerwechsel. Häufig wird davon gesprochen, dass der aktuelle Liga-Modus nur den kleineren Klubs schadet. Was halten Sie von dieser Meinung?

Schaden würde ich nicht zwingend sagen. So ehrlich muss man sein: Uns kommt das zugute, dass jetzt die Punkte halbiert werden. Dass das Feld der letzten Sechs noch einmal enger zusammenrückt. Dafür ist der Modus gemacht, dass es mehr Spannung gibt, gerade jetzt am Saisonende. Vielleicht bin ich zu noch zu kurz in Österreich, aber dass der Modus gerade für die kleineren Klubs ein Nachteil ist, habe ich bisher noch nicht gesehen. Ich glaube, jeder, der keinen guten Grunddurchgang spielt und tabellarisch nicht so gut dasteht, profitiert davon. Diese Saison sind es wir, nächste Saison ist es ein anderer Verein. Ich denke, irgendwann wird jeder Verein einmal davon profitieren.

Ich bin mit meinen 27 Jahren im besten Fußballalter und möchte noch einiges erreichen.

Mike Bähre über seine Zukunft

Vor Altach hatten Sie einige Stationen in deiner Heimat Deutschland, aber auch beim englischen Zweitligisten Barnsley. War das Ihr sportliches Highlight? Was haben Sie von dieser Zeit mitnehmen können?

Die Zeit in England war absolut mein sportliches Highlight. Im ersten Jahr mit dem Aufstieg in die Championship und dann mit dem Klassenerhalt im zweiten Jahr. Ganz allgemein war es eine tolle Erfahrung, in England zu spielen. Da konnte ich einiges mitnehmen, sowohl auf als auch neben dem Platz. Du kommst als ganz junger Spieler alleine in ein anderes Land, musst dich dort zurechtfinden. Das hat mich persönlich enorm weitergebracht. Aber ich habe eben auch den Fußball noch einmal ganz anders kennengelernt. Ich habe eine Spielweise erlebt, die ich als Deutscher noch nicht kannte. Gerade dieses körperliche und intensive Spiel. Das ist in England wesentlich ausgeprägter als anderswo. Insgesamt denke ich aber, so selbstbewusst traue ich mich zu sein, dass in meiner Karriere noch mehr gegangen wäre. Aber ich bin mit meinen 27 Jahren im besten Fußballalter und möchte noch einiges erreichen.

Wie sieht Ihre vertragliche Situation aus? Gibt es schon eine Tendenz, ob Sie über den Sommer hinaus in Altach bleiben?

Stand jetzt habe ich Vertrag bis zum Sommer. Wie es weitergeht, steht noch in den Sternen. Damit beschäftige ich mich aber auch noch nicht. Ich denke, wenn wir als Team erfolgreich sind und ich gute Leistungen zeige, dann wird es einen Weg geben, wie es weitergehen wird.

Interview: Michael Chudik