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LoL Worlds: 'Faker' und T1 bieten China die Stirn

NRG gegen Weibo chancenlos

Allein gegen alle: 'Faker' verhindert chinesisches Novum

Verhinderte ein komplett chinesisches Worlds-Halbfinale: Sang-hyeok 'Faker' Lee.

Verhinderte ein komplett chinesisches Worlds-Halbfinale: Sang-hyeok 'Faker' Lee. Colin Young-Wolff

Fast wären die Worlds um eine Sensation reicher: Vier Teams aus einer Region im Halbfinale, das gab es in der Geschichte des eSports noch nie. China wäre das fast gelungen. Einzig T1 um Sang-hyeok 'Faker' Lee konnte das abwenden. Die koreanischen Liga-Kollegen gingen teils mit heftigen Niederlagen unter: Das Viertelfinale der Weltmeisterschaften (Worlds) in League of Legends ist ausgespielt und es brachte die versprochenen hochwertigen Partien. Doch der Reihe nach.

NRG startet respektabel doch verliert deutlich

Als einziges westliches Team hatte es NRG, der nordamerikanische Champion, durch die Schweizer Runde geschafft. Das war an sich schon eine Überraschung, die allerwenigsten hatten damit gerechnet. Wir hatten in unserem ersten Artikel bereits gezeigt, dass aufgrund der Struktur der Swiss Round mindestens ein westliches Team ins Viertelfinale einziehen würde, allerdings standen die Chancen am besten für G2. NRG verlor zweimal und schlug fürs Weiterkommen ausschließlich westliche Teams: Liquid (NA), MAD (EU) und eben G2. Eine Leistung an sich? Der europäische Champion erwischte zwar einen ziemlich schlechten Tag - NRG hätte jedoch jegliche Zweifel im Viertelfinale ausräumen und den Platz als bestes westliches Team zementieren können.

Dort ging es gegen das nominell schwächste Team im verbleibenden Feld: Weibo. Den Amerikanern gelang ein kleiner Achtungserfolg im ersten Spiel: Lange lagen sie vorn, es sah schon nach Sensation aus. Weibo seinerseits wirkte nervös im ersten Spiel, berappelte sich dann aber, und gewann das Best-of-5 letztlich so souverän wie zu erwarten mit 3:0.

Gen.G kann desaströsen Start nicht ausgleichen

Für eine Überraschung sorgte indes Titelfavorit Gen.G aus Korea. Die Mannschaft gilt als die konstanteste der LCK über die letzten Jahre. Aber für sie scheint auf den Worlds ein Fluch zu liegen. Obschon als bestes Team gewertet, reicht es für die Koreaner seit Jahren nicht zum Titel. So auch dieses Jahr. Statt aufzutrumpfen und ihre Stärken gegen Billibilli Gaming (BLG) auszuspielen, gerieten die beiden ersten Runden zum Desaster.

Individuelle krasse Fehler, fehlende Pläne, fehlerhafte Absprachen - die insgesamt schlechte Leistung ließ die Mannschaft um Jungler 'Peanut' wie ein Amateurteam aussehen. Auch die Caster war streckenweise so ratlos, dass ihnen die Worte fehlten. Dann die Wende in Spiel drei: Der koreanische Gigant stemmte sich gegen die drohende Niederlage. Mit winzigen Schritten und extrem viel Anstrengung kämpfte sich Gen.G von Erfolg zu Erfolg und glich nach Spielen aus. Damit ging es um alles oder nichts im fünften Durchgang. Der blieb bis zur 31. Minute ausgeglichen. Ein Teamkampf entschied dann das Schicksal der Serie und Gen.G musste die Koffer packen. Trotz oder gerade wegen des Aus- und Hergangs die beste Serie im Viertelfinale.

Im dritten Viertelfinale gelang den Koreanern von KT.Rolster zwar der Sieg im ersten Spiel, danach ließ Turnierfavorit JDG wenig anbrennen und holte seine drei Siege: "Cool, Calm, Collected", urteilten die Caster.

'Faker' und T1 bieten China die Stirn

Damit zum sonntaglichen letzten Match zwischen T1 und LNG. Riot hatte gut gelost: In keinem Viertelfinale trafen zwei Teams derselben Region aufeinander. Im Vorfeld wurde 'Fakers' Mannschaft zur letzten verbliebenen Hoffnung hochstilisiert: Zu Recht, die Worlds finden dieses Jahr in Korea statt. T1 tritt mit dem exakt gleichen Team wie 2022 an, auch da kamen sie schon weit. Besetzt mit herausragenden Spielern auf jeder Position, darf T1 durchaus erneut als Favorit gelten. In der Liga musste 'Faker' allerdings wegen einer Handverletzung pausieren, was dazu führte, dass das Team in seiner Abwesenheit auseinanderfiel und in der Folge mit Fragezeichen zu den Worlds reiste.

Gegen LNG gab es dann aber eine Masterclass in jeglicher Hinsicht. Keinen Drachen gab T1 her, zeige herausragende Positionen, Spielwitz und sogar eine unerwartete doppelte AD-Carry-Botlane. Ohne Probleme pflügte T1 zum 3:0 und gab sich dennoch bescheiden. Gar nicht leicht, die Halle bejubelte im letzten Spiel jeden getroffenen Skillshot lautstark. AD-Carry 'Gumayusi', 2023 unser kicker eSport-Worlds-MVP, sagte sinngemäß in den Interviews nach den Spielen: Man hätte noch viele Champions in petto, extrem viel geübt und er und Supporter 'Keria' spielten so viel zusammen, dass ihnen nichts gefährlich werden könne. Sie selbst würden als Bot-Lane-Duo die Meta bestimmen.

Duell der Giganten im Halbfinale

In der nächsten Runde geht es nun gegen Titelfavorit JDG - das vorgezogene Finale. Wer hier siegt, wird vermutlich später auch den Pokal stemmen. Die Chancen sind gleich verteilt, glaubt man allerdings den Fans, wird es eine klare Sache für T1: 75 Prozent sehen sie als Sieger der Begegnung.

Noch deutlicher ist es im zweiten Halbfinale: 85 Prozent glauben an einen Sieg von BLG über Weibo. Auch das dürfte jedoch nicht so klar werden, Weibo hat zuletzt sehr gute Spiele gezeigt.

Entschieden wird über den Finaleinzug am Samstag und Sonntag jeweils ab 9 Uhr deutscher Zeit, BLG und Weibo machen den Anfang. 'Faker' und 'Gumayusi' müssen dann einmal mehr das Gewicht einer ganzen Nation schultern.

hkr

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