Int. Fußball

Ajax oder PSV? Die nächste Generation

Topspiel in der Eredivisie mit deutscher Beteiligung

Ajax oder PSV? Die nächste Generation

Zwei der größten Talente des niederländischen Fußballs: Ryan Gravenberch (l.) und Mohamed Ihattaren.

Zwei der größten Talente des niederländischen Fußballs: Ryan Gravenberch (l.) und Mohamed Ihattaren. Getty Images

Ajax gegen PSV, das sei "entweder ein Sprungbrett zum Erfolg oder ein Vorbote sportlicher Traurigkeit", formulierte "Eindhovens Dagblad" doch recht radikal vor einer Begegnung, in der es um mehr als um drei Punkte gehe. Natürlich steht etwa eine ganze Menge Prestige auf dem Spiel - und mit Björn Kuipers daher nicht irgendein Schiedsrichter auf dem Platz.

Ajax gewann 13:0

Heimteam Ajax, das nach 14 Spieltagen nur einen Punkt und ein Gegentor, aber auch dank des 13:0 bei VVV-Venlo satte 19 eigene Tore besser dasteht als sein Verfolger, ist am Sonntag (16.45 Uhr, LIVE! bei kicker) der Favorit. Mit einem Achtungserfolg im direkten Duell würde sich die PSV allerdings nicht nur die Tabellenführung krallen, sondern sich auch endgültig als ernstzunehmender Meisterschaftskandidat beweisen.

Eredivisie - 15. Spieltag
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Eredivisie - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Ajax Amsterdam Ajax Amsterdam
35
2
PSV Eindhoven PSV Eindhoven
34
3
Feyenoord Rotterdam Feyenoord Rotterdam
32
Ajax Amsterdam - Vereinsdaten
Ajax Amsterdam

Gründungsdatum

18.03.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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PSV Eindhoven - Vereinsdaten
PSV Eindhoven

Gründungsdatum

31.08.1913

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Im Spitzenspiel der Eredivisie - vielmehr ist es eine Spitzenwoche, in der PSV zudem auf den Fünften AZ Alkmaar trifft und Ajax im "Klassieker" Feyenoord Rotterdam (Platz drei) empfängt - wirkt eine ganze Menge ehemalige Bundesliga mit: Das in vorderster Front verletzungsgeplagte Ajax (David Neres, Klaas-Jan Huntelaar oder Lacina Traoré) vermeldete am Freitag die 22,5 Millionen Euro schwere Verpflichtung des einstigen Frankfurters Sebastien Haller von West Ham - beim von Roger Schmidt trainierten Eindhoven überzeugten zuletzt auch Mario Götze, Philipp Max und Adrian Fein.

Mario Götze, Philipp Max

Leistungsträger in Eindhoven: Mario Götze und Philipp Max. Getty Images

Die Hauptrollen in der ziemlich leeren Johan-Cruyff-Arena spielen aber womöglich zwei 18-Jährige: Ryan Gravenberch und Mohamed Ihattaren. Beide Teams treten bereits regelmäßig mit einer Garde neuer Talente an (auch Perr Schuurs oder Antony bei Ajax, zudem Donyell Malen oder Jordan Teze bei PSV) - Gravenberch und Ihattaren, die jeweils schon für die niederländische A-Nationalmannschaft berufen wurden, stechen aber heraus.

De Boer schwärmt von "unübertroffenen Qualitäten"

"De Ligt mag in diesem Alter eine Ausnahme gewesen sein, aber Ryan hat unübertroffene Qualitäten", schwärmt mit Ronald De Boer ein einstiges Eigengewächs, das mit Ajax die Champions League gewann, über Gravenberch - der von seiner Spielanlage eigentlich mehr an Frenkie De Jong erinnert. Auch wenn Gravenberch mit 1,90 Metern wesentlich größer ist als sein zum FC Barcelona abgewanderter Vorgänger, aber dafür noch mehr Dynamik, Körperlichkeit und einen gefährlichen Schuss aus der Distanz mitbringt.

Trotz seines jungen Alters hat Gravenberch sich bereits im ersten Amsterdamer Aufgebot festgespielt, als zentraler Mittelfeldmann auf der Doppel-Sechs - beziehungsweise "box-to-box". Und das könnte vorerst auch so bleiben, denn der Rechtsfuß verlängerte im vergangenen Sommer seinen Vertrag bis 2023: "Ajax hat mich aufgenommen, als ich ein kleiner Junge war und ich habe zehn Spielzeiten hier verbracht. Da will man nicht einfach so gehen."

Berater Raiola darf entscheiden, aber auch Ihattaren wollte bleiben

Wie schnell die größten europäischen Talente jedoch "vergriffen" sein können, veranschaulichte das talentierte Ajax-Team der Saison 2018/19. Das weiß auch Gravenberchs Eindhovener Pendant Ihattaren, der den Transfermarkt und alles, was dazugehört, seinem berüchtigten Berater Mino Raiola überlässt - aber im Sommer ebenfalls noch bei seinem Herzensklub bleiben wollte, weil er ein klares Ziel vor Augen hat: "Mit PSV Meister zu werden, das wäre mein ultimativer Traum."

Dieser Traum erscheint nun möglich, da der Linksfuß, über den Trainer Schmidt sagt, dass er ihm "am Ball nichts mehr beibringen kann", über den er zuletzt aber auch sagte, er habe "Fokus und Fitness verloren", rechtzeitig zu den Spitzenwochen wieder zu seiner Form fand.

Er muss auch taktisch Verantwortung übernehmen.

Roger Schmidt über Mohamed Ihattaren

Mindestens einen Anreiz hatte Schmidt selbst gesetzt, indem er Ihattaren, der im Vergleich zu Gravenberch mit tollem Dribbling und cleveren Läufen ohne Ball am liebsten im letzten Drittel glänzt, plötzlich ebenfalls im zentralen Mittelfeld aufbot: "Ich denke, es ist gut für ihn, auch auf dieser Position zu spielen und sich zu entwickeln. Dort muss er auch taktisch Verantwortung übernehmen. Das muss er noch lernen." Der nächste große Prüfstein steht bereits vor der Tür.

nba