Es war ein Satz, der nach einer 1:7-Niederlage nicht unbedingt zu den Standardfloskeln gehört. "Ich würde nicht sagen, dass wir hier heute keine Chance hatten", traute sich Karim Adeyemi bei "Prime Video" auszusprechen, doch tatsächlich war diese Analyse nicht so unbeholfen wie das soeben abgepfiffene Spiel seiner Mannschaft in München.
Denn eine Chance hatten die Salzburger ja wirklich gehabt, und zwar schon weit vor ihrem bedeutungslosen Ehrentreffer in der 70. Minute. Nicolas Capaldo schien in der dritten Minute nur noch zur RB-Führung einschieben zu müssen. Doch plötzlich tauchte Kingsley Coman neben ihm auf und spitzelte den Abschluss des Argentiniers grätschend zur Ecke.
Comans Aktion "kann man nicht zu hochhängen"
Und so hob Bayern-Trainer Julian Nagelsmann nach dem Einzug ins Champions-League-Viertelfinale keines der sieben Tore als Erstes hervor, nicht Hattrick-Schütze Robert Lewandowski oder Linksfuß-Doppelpacker Thomas Müller, sondern Coman. "Er hat die Tür damit aufgestoßen, muss man ehrlicherweise sagen, das kann man nicht zu hochhängen."
Als "Weltklasse-Verteidigungsaktion" und schlicht "unfassbar" stufte Nagelsmann die Szene ein: "Ohne die wird es schwieriger, weil wenn du in der vierten Minute 0:1 hinten bist, kommst du schon ein bisschen ins Nachdenken, und das spielt natürlich auch der Idee von Salzburg heute brutal in die Karten." Genau das hatte auch Adeyemi gemeint.
"Wie er das verteidigt", hörte Nagelsmann nicht mehr auf zu schwärmen, "mit welcher Gier und Energieleistung er den Sprint macht und die Grätsche setzt - Hut ab. Das war der Opener, wie man im Englischen sagt, glaube ich."
Teammanagerin Krüger zu Nagelsmann: "Setz dich mal hin"
Danach kamen Coman & Co. auch offensiv in einen Flow, wie man im Englischen sagt, und setzen ein "Statement" (Manuel Neuer), das nach den jüngsten Wochen mit ein paar kritischen Fragen mehr als sonst durchaus auch befreienden Charakter hatte. Ein Spiel zum Genießen, oder?
"Purer Genuss ist es für mich leider auch nicht so oft", räumte Nagelsmann ein und ermahnte sich mit seinen 34 Jahren selbst, "im Alter ein bisschen ruhiger" zu werden. "Irgendwann hat dann die Cathleen (Teammanagerin Krüger, Anm. d. Red.) gesagt, setz dich mal hin, lehn dich ein bisschen zurück und genieß es jetzt auch mal. Das fällt mir nicht immer ganz leicht, aber Unrecht hat sie auf jeden Fall nicht gehabt."