Bundesliga

FC Bayern: Was Julian Nagelsmann "mehr Sorgen" bereitet

Bayern-Trainer über die Schwachstelle seines Teams

Abwehr-Probleme? Was Nagelsmann "mehr Sorgen" bereitet

Julian Nagelsmann hat nichts gegen zwei Pressing-Maschinen.

Julian Nagelsmann hat nichts gegen zwei Pressing-Maschinen. IMAGO/Sven Simon

Die silberne Schale, auch wenn sie "schwerer war als erwartet", bereitete Julian Nagelsmann am Sonntagabend sichtlich viel Spaß. Der jüngste Meistertrainer der Bayern-Geschichte ließ nach der Übergabe zahlreiche Fotos von sich und seinem Trainerstab machen, von sich und Sportvorstand Hasan Salihamidzic - stets mit der Schale im Vordergrund. Und ehe er nach über einer halben Stunde der Feierlichkeiten zu den TV-Interviews schlich, machte er sogar noch ein paar Tanzschritte mit der Silberware.

Gemessen an dem, was der FC Bayern zuvor gegen den VfB Stuttgart auf dem Rasen gezeigt hatte, fiel die offizielle Meisterfeier sogar fröhlich aus, zahlreiche Angehörige der Spieler und Trainer versammelten sich auf dem Platz, Joshua Kimmich etwa brachte dem Nachwuchs schon mal das Fußballspielen bei.

Der FC Bayern kassiert "viel zu viele Torchancen"

Für diese Stunde konnten die Münchner, die erstmals seit 2019 wieder einen Titel mit ihren Fans feierten, vergessen, was gegen den abstiegsbedrohten VfB zuvor passiert war. Zum Beispiel, dass eine Reaktion auf das 1:3 in Mainz ausgeblieben war; dass der Gegner wieder zu viele Torchancen hatte und offensiv die Inspiration fehlte; dass die dritte Heimniederlage der Saison bedrohlich nah gerückt war. Zum Vergleich: In den vergangenen drei Jahren verlor der FCB insgesamt nur drei Heimspiele.

Natürlich sind die Bayern vor zwei Wochen Meister geworden und verspüren deshalb nicht mehr die hundertprozentige Motivation, doch gerade gegen Gegner aus der unteren Tabellenhälfte sollte der deutsche Rekordmeister, der zu den Top-4 in Europa gehören will, nicht "acht oder neun Gegentore" kassieren können, wie es auch Trainer Julian Nagelsmann erklärte. "Wir kriegen viel zu viele Torchancen."

Gegenpressing kaum noch vorhanden - Nagelsmann präferiert Dreierkette

Das allein an der Abwehr, in der speziell Tanguy Nianzou einen extrem unglücklichen Tag erwischte, festzumachen, ist Nagelsmann "zu plakativ". Schließlich verteidige ja das ganze Team und erst am Ende die Abwehrkette. "Unser Gegenpressing ist das, was mir mehr Sorgen bereitet. Das müssen wir besser in den Griff kriegen."

Was in der Hinrunde teilweise noch sehr gut funktionierte, ist seit dem Jahreswechsel im Grunde kaum noch zu sehen. "Wir sind nicht richtig in Tritt gekommen und haben es nicht geschafft, den Schalter umzulegen, die Top-Leistungen zu bringen; das Pressing und die Galligkeit auf den Platz zu bringen", sagt auch Salihamidzic über die Probleme der Rückrunde.

Auch der VfB erhielt gerade auf den Sechser-Positionen zu viel Zeit, um lange Bälle hinter die Münchner Kette zu spielen, die aufgrund der aufgerückten Außenverteidiger zumeist nur noch aus Dayot Upamecano und Nianzou bestand. Was Nagelsmann nutzte, um die von ihm präferierte, im Klub aber umstrittene Dreierkette ins Spiel zu bringen: "Weil die Restverteidigung klarer ist - und trotzdem hast du hohe Flügel." Soll heißen: Ein zusätzlicher zentraler Abwehrspieler, der für die gern zitierten "Joker" auf den Außenbahnen hinten absichert.

"Ich habe nichts dagegen, wenn wir ein, zwei Pressing-Maschinen kaufen"

Von einer Restverteidigung war gegen Stuttgart nichts zu sehen, "und dann musst du entweder sehr ballsicher sein oder extrem schnell ballseitig verschieben mit dem anderen Außenverteidiger. Oder, und das ist der Schlüssel, das Gegenpressing muss halt gnadenlos gut sein mit sehr viel Power. Wenn dieses Zusammenspiel nicht funktioniert, ist es in letzter Instanz die Kette, die nicht gut aussieht."

Ob sich das Pressing-Problem mit der aktuellen Mannschaft wieder beheben lässt? "Ich glaube schon, dass das mit den vorhandenen Spielern geht", findet Nagelsmann. "Ich nenne Pressing immer einen der talentfreien Bereiche. Die Spieler in Ballnähe müssen einfach nur Balldruck im Sprint machen, das kann jeder." Aber: "Ich habe auch nichts dagegen, wenn wir ein, zwei Pressing-Maschinen kaufen."

Mario Krischel

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kicker-Wochenendrückblick vom 25.09.2023
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