Bundesliga

"Kleiner, hol den Ball!" - Warum Gebauer so schnell wurde

Österreicher will auf der Bielefelder Alm durchstarten

"Kleiner, hol den Ball!" - Warum Gebauer so schnell wurde

"...dann bin ich halt losgelaufen": Bielefelds Flügelflitzer Christian Gebauer.

"...dann bin ich halt losgelaufen": Bielefelds Flügelflitzer Christian Gebauer. imago images

Am Donnerstag schauten seine Eltern, Schwiegereltern und ein paar Freunde in Arminias Trainingslager in Scheffau am Wilden Kaiser vorbei. Weit hatten sie es nicht bis zu Christian Gebauer, der nur eine knappe Autostunde entfernt in 1290 Metern Höhe auf dem Tiroler Bergbauernhof seiner Familie aufgewachsen ist. Natürlich sei er dort früher auch oft Ski gelaufen. Aber man sei eben vor allem eine Fußballerfamilie gewesen. "Mein Papa hat gespielt. Und meine Mama Bernadette war Schiedsrichterin. Sie hätte sogar österreichische Bundesliga bei den Männern pfeifen können - aber dann kam mein Bruder dazwischen..."

Mit Letzterem und dem Ball am Fuß wuchs Gebauer später praktisch auf. "Wir haben immer vor dem Haus gespielt", verrät der heute 26-Jährige, wie es zu seiner auffälligen Schnelligkeit gekommen sein könnte: "Meist ist es in diesen Tälern das Problem, dass der Ball oft die Straße herunterrollt. Einer musste ihn wieder holen, das war dann immer ich, der Jüngste... Es hat immer geheißen: Kleiner, hol den Ball! Und dann bin ich halt losgelaufen."

Arminia Bielefeld - Vereinsdaten
Arminia Bielefeld

Gründungsdatum

03.05.1905

Vereinsfarben

Schwarz-Weiß-Blau

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Spielersteckbrief Gebauer
Gebauer

Gebauer Christian

Bundesliga - 1. Spieltag
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Ein EDV-Techniker in der Bundesliga

Vom Bergbauernhof führte der Weg des rechten Offensivspielers inzwischen bis auf die Bielefelder Alm, die heute Schüco-Arena heißt. "Es ist klar, dass das jetzt ein Riesensprung ist", weiß Gebauer. "Man muss sich anpassen und das Beste daraus zu machen. Ich probiere immer, 100 Prozent zu geben. Darauf können sich meine Kollegen verlassen."

Ich gebe immer 100 Prozent. Darauf können sich meine Kollegen verlassen.

Christian Gebauer

Er selbst verlässt sich derweil darauf, dass er in seinem Werdegang Schritt für Schritt ziemlich viel sorgfältig geplant hat und dies dann aufgegangen ist. "Vor fünf oder sechs Jahren hätte es das Wort Profi-Fußball für mich nicht gegeben", erzählt er, dass er als Jugendlicher zunächst nur auf den Dörfern gespielt und sich auf sein privates Leben vorbereitet hat. "Ich bin bodenständig aufgewachsen, habe ganz normal die Schule und eine Lehre als EDV-Techniker abgeschlossen, war dann sechs Monate beim Bundesheer. Es war für mich und meine Eltern wichtig, dass ich einen Abschluss habe. Dann habe ich mit meinem Vater entschieden, dass wir den Weg im Fußball probieren."

Polyvalenter Spieler mit "positivem Charakter"

In Wattens und später bei Altach, seinen vorherigen Stationen, habe er sich stets nach und nach mit Erfolg in die Aufgabe hereingearbeitet. "Ich habe immer probiert, das Beste zu geben." Bei Arminia soll es jetzt ähnlich laufen. "Von der Ballsicherheit, Passqualität und Schnelligkeit ist es hier schon ein Unterschied. Daran muss ich mich noch ein bisschen gewöhnen." Doch Gebauer hat das Selbstbewusstsein, sich mit seinen Eigenschaften zu behaupten: "Positiver Charakter - das ist glaube ich wichtig. Das Auge für Mitspieler, und eben immer alles zu geben."

Ballsicherheit, Passqualität und Schnelligkeit - daran muss ich mich noch ein bisschen gewöhnen.

Christian Gebauer

Wo im Team? Da ist der Neue, der sich zunächst im Konkurrenzkampf um seinen angestammten Platz rechts vorne behaupten muss, offen. "Das ist meine Hauptposition. Ich habe in Altach auch einige Spiele rechts hinten gemacht. Links vorne und ganz vorne geht auch. Es ist kein Problem, auf welcher Position ich spiele. Man kann mich variabel einsetzen."

Sprint-Duell mit Alphonso Davies?

Die Bundesliga ist komplettes Neuland. Mit dem Schalker Alessandro Schöpf habe er einmal vor über zehn Jahren in der Akademie zusammen gespielt, ehe dieser zum FC Bayern wechselte. Ansonsten kenne er, der nie österreichische Auswahlmannschaften durchlief, niemanden von den kommenden Gegnern persönlich. Kennenlernen will Christian Gebauer nun unter anderem Alphonso Davies. Mit dem ebenfalls ausgesprochen schnellen Münchner Linksverteidiger könnte es schon bald zum Sprintduell kommen. "Am 4. Spieltag! Auf das Heimspiel gegen die Bayern freue ich mich am meisten. Alphonso Davies ist noch einmal eine eigene Kategorie. Aber man wird sehen..."

Michael Richter

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