Bundesliga

Kerim Demirbay: Leiser Abschied bei Bayer Leverkusen

Rekordeinkauf soll und will Leverkusen verlassen - Nachfolger Xhaka steht gedanklich schon fest

Beide Seiten möchten die Trennung: Demirbays leiser Abschied

Winkt Leverkusen wohl bald Lebewohl: Kerem Demirbay.

Winkt Leverkusen wohl bald Lebewohl: Kerem Demirbay. IMAGO/Team 2

Am Samstag beim für Bayer so wichtigen Spiel in Bochum (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wird der Spielgestalter schon im Leverkusener Aufgebot fehlen. Aufgrund einer Gelbsperre, die er sich beim 2:2 gegen Gladbach einhandelte, verpasst Kerem Demirbay das Saisonfinale. So dürfte die Partie gegen die Borussia für Demirbay trotz eines noch bis 2024 laufenden Vertrages seine letzte im Bayer-Trikot gewesen sein. Es steht ein leiser Abschied bevor.

Im Winter noch wollte Demirbay zu Hertha

Im Sommer werden sich die Wege mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit trennen. Schon im Winter befand sich der Techniker, der in 149 Pflichtspiele für Leverkusen zehn Treffer erzielte und 30 vorbereitete, auf dem Sprung zu Hertha BSC. Doch Bayer legte ein Veto gegen die Leihe ein, weil der Kader sonst auf der Doppelsechs nicht breit genug aufgestellt gewesen wäre.

Im anstehenden Transferfenster wird dieses Argument von Leverkusener Seite nicht mehr angeführt werden. Demirbay soll ein Teil der Abgangsseite beim angekündigten Umbruch werden. Mit der geplanten Verpflichtung von Granit Xhaka (30, FC Arsenal) ist seine Kaderposition gedanklich schon neu besetzt.

Demirbay ist nicht der erwartete Unterschiedsspieler

Klar ist, dass beide Seiten, Bayer und Demirbay, mit der Beziehung unzufrieden
sind. Der Linksfuß, weil er nicht annähernd die tragende Rolle spielt, die er sich vorstellt, und sich seine Aussichten auf einen Stammplatz in der kommenden Saison mit Xhakas Kommen weiter reduzieren werden. Bayer 04, weil Demirbay, der ohne Prämien fünf Millionen Euro pro Jahr verdienen soll, nicht den von einem Großverdiener erwarteten Effekt als Unterschiedsspieler erzielt.

Wer sichert sich Platz 6?

Oder anders: Für einen Akteur, der zwischen Startelf und Ersatzbank pendelt, ist der frühere deutsche Nationalspieler dem Klub schlicht zu teuer.

Der Techiker wird Leverkusen wohl nicht viel Geld einbringen

Inwieweit der Tabellensechste noch einen Teil der 2019 gezahlten 32 Millionen Euro, die bis heute die vereinsinterne Rekordablöse darstellen, bei einem Abgang Demirbays generieren kann, ist fraglich. Dass Bayer für Demirbay, der im Juli 30 Jahre alt wird, ein Jahr vor Vertragsende noch eine zweistellige Millionensumme bekommt, erscheint aber utopisch.

Xhaka soll höchstens 15 Millionen Euro kosten

Nur zum Vergleich: Xhaka wird Bayer höchstens 15 Millionen Euro Ablöse kosten. Und der Status des Schweizers, der beim englischen Vizemeister absolut gesetzt und ein Leistungsträger ist, liegt aktuell einige Stufen über dem Demirbays.

Die auslaufenden Verträge der 18 Bundesligisten

Zudem gilt es als unwahrscheinlich, dass der Kreativspieler in seiner aktuellen Situation einen Klub findet, der ihm annähernd ein Gehalt wie in Leverkusen zahlt. Sodass Bayer im ungünstigsten Fall einen Teil der möglichen Ablöse als Abfindung an den Mittelfeldspieler weiterreichen muss.

Spiel gegen Union als Tiefpunkt

Spätestens als Trainer Xabi Alonso Ende April beim 0:0 bei Union Berlin Innenverteidiger Edmond Tapsoba statt Demirbay in der Doppelsechs aufstellte, war dessen Status auch nach außen eindeutig dokumentiert. Demirbay, der zuletzt aufgrund des Ausfalls von Robert Andrich (Mittelfußbruch) wieder in die Startelf rutschte, hat die Erwartungen in Leverkusen nie wirklich erfüllt, wo er mit dem aufgehenden Stern von Jungstar Florian Wirtz auch bald, anders als zuvor in seiner Zeit bei 1899 Hoffenheim, nicht mehr als Dreh- und Angelpunkt des Bayer-Spiels gefragt war.

Auch wenn Demirbay sportlich nie dauerhaft die prägende Figur wurde, die man sich bei seiner Verpflichtung 2019 erhofft hatte, hat er intern keine ganz unwichtige Rolle inne. Demirbay sei immer klar in seinen Aussagen, meint sein Mitspieler Lukas Hradecky, er beklage sich nie über seine Situation und sei ein Faktor in der Kabine. Auf dem Platz war Demirbay dies, auch an seinen eigenen Ansprüchen gemessen, allerdings viel zu selten.

Stephan von Nocks

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