Seit Wochen hatten die Verantwortlichen des FC Bayern vehement Werbung betrieben, doch Robert Lewandowski musste am Montagabend beim Ballon d'Or einem anderen den Vortritt lassen: Rekordsieger Lionel Messi hat die prestigeträchtige Auszeichnung bereits zum siebten Mal in seiner langen und erfolgreichen Karriere gewonnen.
Sichtlich emotional berührt trat der Angreifer ans Rednerpult: "Das ist unglaublich, wieder hier zu stehen. Ich wusste nicht, ob ich noch einmal hier auf der Bühne stehen würde. Ich hab mich immer gefragt, wann der richtige Moment ist, mich zurückzuziehen. Doch jetzt bin ich in Paris, wo ich auch sehr glücklich bin und große Lust habe, weiter Titel zu gewinnen. Ich weiß nicht, wie viele Jahre ich noch im Tank habe, aber ich weiß: Die größte Liebe, die ich habe, ist der Fußball. Und ich möchte weiter Fußball spielen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an die Spieler vom FC Barcelona und die Spieler der argentinischen Nationalmannschaft. Denn ein großer Grund, warum ich hier stehe, ist die Copa America."
Der 34-jährige Argentinier, der im Sommer vom FC Barcelona zu Paris St. Germain gewechselt war, erhielt von der stimmberechtigten Journalistenschar die meisten Punkte (613) und verteidigte damit seinen Titel von 2019 knapp Lewandowski, auf den 580 Stimmen entfallen waren. 2020 war die Trophäe coronabedingt nicht vergeben worden. Bei der von "France Football" organisierten Wahl wird das sportliche Abschneiden des Spielers im Kalenderjahr, sein Talent und sein Sportsgeist sowie die Gesamtkarriere bewertet.
Erstmals hatte Messi einen Titel mit Argentinien zu bieten
Messi erlebte zwar seine wohl turbulenteste Saison bei Barça mit dem frühen Champions-League-Aus im Achtelfinale und kam bei PSG zunächst nur langsam in Fahrt, erreichte in diesem Jahr aber etwas, was er auch bei seinen bisherigen sechs Ballon-d'Or-Siegen nie zu bieten hatte: einen internationalen Titel mit der Nationalelf. Messi sorgte mit vier Toren und fünf Vorlagen in sieben Spielen fast im Alleingang für Argentiniens Copa-America-Triumph. Außerdem wurde der "Floh" erneut La-Liga-Torschützenkönig (30 Tore) und spanischer Pokalsieger - samt Doppelpack im Finale gegen Bilbao (4:0).
All das überzeugte die Juroren offenbar mehr als Lewandowskis 41-Tore-Rekord in der Bundesliga sowie seine drei EM-Tore, sein Meister- und sein Klub-WM-Titel. Schon bei der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres war der amtierende FIFA-Weltfußballer im August leer ausgegangen. Den Titel hatte Jorginho (Chelsea/Italien) gewonnen, der am Montag mit 460 Stimmen Dritter wurde.
Ich denke, dass "France Football" dir den Award zum Ballon d'Or 2020 noch geben sollte, das hast du dir verdient.
Lionel Messi zu Robert Lewandowski
Über Lewandowski verlor Messi anerkennende Worte - und machte "France Football" einen Vorschlag: "Ich würde auch nochmals Lewandowski gern erwähnen, es ist für mich eine Ehre, mit ihm zu konkurrieren. Und ich denke, dass dir 'France Football' den Award zum Ballon d'Or 2020 noch verleihen sollte, das hättest du dir verdient."
Die elf besten Spieler
1. Lionel Messi (Paris Saint-Germain/FC Barcelona/Argentinien) - 613 Punkte
2. Robert Lewandowski (FC Bayern München/Polen) - 580 Punkte
3. Jorginho (FC Chelsea/Italien) - 460 Punkte
4. Karim Benzema (Real Madrid/Frankreich) - 239 Punkte
5. N'golo Kanté (FC Chelsea/Frankreich) - 186 Punkte
6. Cristiano Ronaldo (Manchester United/Juventus Turin/Portugal) - 178 Punkte
7. Mohamed Salah (FC Liverpool/Ägypten) - 121 Punkte
8. Kevin De Bruyne (Manchester City/Belgien) - 73 Punkte
9. Kylian Mbappé (Paris Saint-Germain/Frankreich) - 58 Punkte
10. Gianluigi Donnarumma (Paris Saint-Germain/AC Mailand/Italien) - 36 Punkte
11. Erling Haaland (Borussia Dortmund/Norwegen) - 33 Punkte