Traumstart - mit schlimmem Ende: Hier jubelt Henri Myntti (l.) noch über sein 1:0. picture-alliance
Holger Stanislawski, der Trainer des FC St. Pauli, reagierte auf die 1:5-Klatsche bei 1860 München mit zwei Startelfänderungen: Eger rückte für Morena ins Abwehrzentrum, Sako für Hennings in die Sturmspitze. Dieter Eilts ging sein "Endspiel" auf Rostocker Seite ebenfalls mit zwei Wechseln an: Gegenüber dem 0:0 gegen Ahlen starteten Svärd für Bülow und Myntti für Kroos. Der Finne lief zum ersten Mal von Beginn an auf.
Hätte sich Eilts einen Start für das Spiel aussuchen dürfen, er hätte den gewählt, den er dann leibhaftig miterleben durfte: Nach fünf Minuten stand es 2:0 für Rostock! St. Paulis Viererkette schien nichts aus dem 1860-Spiel gelernt zu haben, sie stand gleich völlig neben sich. Das erste Chaos im Strafraum der Gastgeber nutzte Myntti, der den Ball von Retov aufgelegt bekam, aus kurzer Distanz (2.). Zuvor hatte St. Pauli zahlreiche Klärungschancen verstreichen lassen. Drei Minuten später reichte Retovs Kopfball von der Mittellinie in die Spitze, um die St.-Pauli-Abwehr bloßzustellen: Bartels war durch und behielt vor Hain die Nerven - 2:0 für Rostock! Ein Traumstart für die Gäste, ein Déjà-vu für St. Pauli: Wie zuletzt in Oberhausen und München verschliefen die Hamburger den Start und lagen schnell klar zurück.
Der Schock saß tief bei der Stanislawski-Elf, Rostock blieb am Drücker. Der Pfosten musste für Hain bei Schindlers Kopfball infolge einer langen Flanke aus dem Halbfeld retten (20.). Danach fing sich St. Pauli langsam, wagte sich selbst nach vorne, gefährlich wurde es vor Hahnel aber nicht. Hansa stand relativ kompakt in einem immer zerfahreneren Spiel, das reichte Rostock, um das 2:0 verdientermaßen in die Pause zu bringen.
Der 23. Spieltag
Weil Rostocker Anhänger das Millerntor einnebelten, dauerte es ein bisschen länger bis zum Wiederanpfiff. Was Stanislawski von der ersten Hälfte seiner Schützlinge hielt, zeigte sich schnell: Dreimal wechselte er zum zweiten Durchgang! Für Trojan, Schultz und Ludwig kamen Hennings, Brunnemann und Bruns. Und das trug sofort Früchte, St. Pauli spielte plötzlich schnell nach vorne. Als Sako eine Flanke in den Sechzehner verlängerte, Schöneberg Joker Brunnemann umrannte und Sako den fälligen Strafstoß souverän verwandelte, war plötzlich alles wieder offen (53.). Es folgte eine hitzige Phase mit vielen Zweikämpfen, Fehlern und Unterbrechungen. Rostock stand tief, St. Pauli drängte ohne Ideen.
Doch für das 2:2 war keine Idee nötig! Hains langen Ball verlängerte Orestes unfreiwillig und so konnte der 1,72 Meter große Hoilett aus kurzer Distanz einköpften (72.). Eilts reagierte mit der Hereinnahme von Kroos, doch das Tor machte St. Pauli: Hahnel kam nach einer Flanke übermütig aus seinem Tor, Hoilett war schneller am Ball, Rostocks Keeper stürzte über den kleinen Stürmer und der schob ganz cool ein (84.). Ein Aufbäumen der Rostocker? Gab es nicht. Das letzte Highlight war Sakos Ampelkarte in der Nachspielzeit, nachdem er unnötigerweise den Ellenbogen fernab des Balles ausgefahren hatte.
Die Elf des FC St. Pauli wartet auf den Wiederanpfiff: Rauchbomben aus dem Rostocker Block nebelten kurz vor der zweiten Hälfte das Millerntor ein. picture-alliance
St. Pauli hatte zwar gezeigt, warum es die Schießbude der Liga ist, aber auch, warum es als so heimstark gilt. Mit größter Mühe und starkem Einsatz wurde der 0:2-Pausenrückstand verdient gedreht, Hansa hatte viel zu passiv gespielt. Am Sonntag geht es für die Hamburger - ohne den gelbgesperrten Boll - nach Aachen. Rostock, auswärts weiter sieglos, empfängt am Sonntag Ingolstadt.