Viel Kampf, wenig Klasse. Osorio (li.) und Hilbert versuchen Schweinsteiger auszubremsen. dpa
Im Vergleich zum 1:1 gegen St. Petersburg im UEFA-Cup-Halbfinalhinspiel rotierte Trainer Ottmar Hitzfeld gewaltig durch: Kahn (Rückenprobleme) und Lahm (Leistenbeschwerden) fielen aus, Zé Roberto, Podolski und Ribéry nahmen auf der Bank Platz. Lucio fehlte gänzlich im 18er Kader. Nutznießer waren Ersatzkeeper Rensing, van Buyten, Lell, Ottl, Sagnol und Toni, zuletzt im UEFA-Cup gesperrt. Auch VfB-Trainer Armin Veh nahm nach dem 3:0 gegen Nürnberg einige Änderungen vor. Gomez kehrte ins Team zurück, auch Tasci und Osorio durften von Beginn an ran. Boka, Beck und der an der Schulter verletzte Meira fehlten in der Startelf.
Trotz der vielen taktischen und personellen Änderungen entwickelte sich eine muntere Partie mit zwei kombinationssicheren Manschaften. Mehr Gefahr strahlten in der Anfangsphase die Bayern aus: Lells Flanke verfehlte Toni nur knapp (2.), auch der zweite Angriff der Bayern lief über die rechte Seite. Van Bommels scharfe Hereingabe klärte Tasci gerade noch zur Ecke (4.).
In der 8. Minute tauchte der laufstarke Niederländer, von Jansen eingesetzt, auf der linken Seite auf - und diesmal hatten die Bayern Erfolg. Zu verdanken war dies zum Großteil Delpierre, der das Leder für Toni nicht schöner hätte auflegen können. Der Italiener hatte bei der leichten Übung, den Ball aus vier Metern zu verwerten, keinerlei Probleme. Kurz vor der Führung jedoch eine strittige Situation auf der anderen Seite: Gomez wäre frei durch gewesen, wurde jedoch wegen Abseits zurückgepfiffen. Eine strittige Entscheidung zugunsten der Bayern.
Der 30. Spieltag
Doch das Glück sollte den Stuttgartern etwas später noch hold sein. Zunächst scheiterte Gomez bei einem 16-Meter-Schuss an Rensing, kurz darauf wurde der enteilte Nationalspieler von Demichelis noch entscheidend gestört (18.). Doch nur eine Zeigerumdrehung später fälschte van Bommel einen Freistoß von da Silva mit dem Kopf so unglücklich ab, dass Rensing nicht mehr an den Ball kam.
Für die Bayern sorgte kurz darauf eine schöne Einzelaktion von Ottl für erneute Gefahr, der das Leder an Osorio mit rechts vorbeilupfte und volley mit links abzog. Schäfer war aber auf dem Posten (27.). Auf weitere Möglichkeiten mussten die FCB-Fans bei strahlend blauem Himmel verzichten. Die Schwaben erhöhten die Schlagzahl, wirkten spritziger und nutzten die sich bietenden Räume. Doch das optische Übergewicht hatte keine Chancen zur Folge - nur ein Zufallsprodukt brachte Rensing in Verlegenheit. Hilberts Flanke mutierte zum Torschuss und landete auf der Latte (34.). Mehr brachte aber auch der VfB, der ab der 37. Minute auf den verletzten Magnin (Fußverletzung) verzichten musste, nicht zustande, so dass beim Pausenpfiff doch einige enttäuschte Mienen auf den Rängen zu sehen waren.
Auch die zweite Hälfte begann schleppend. Doch die Bayern wurden mit laufender Spieldauer immer frischer. Toni setzte sich im Strafraum gegen Tasci durch und verfehlte aus spitzem Winkel die lange Ecke nur knapp (51.). Im Gegenzug schoss Hilbert aus 16 Metern knapp über das Tor. Van Bommel hingegen traf es - und zwar mitten hinein. Einen Freistoß aus 22 Metern hämmerte der Niederländer in der 55. Minute an der Mauer vorbei ins Tor. Schäfer hatte die Mauer aber auch alles andere als günstig platziert.
Bis auf vereinzelte Weitschüsse (Pardo, Bastürk) brachte Stuttgart danach nicht mehr viel zusammen. Und nachdem der in der 57. Minute eingewechselte Franck Ribéry Betriebstemperatur erreicht hatte, war die Partie ohnehin entschieden. Wohl keiner rechnete mit einem Schuss des durch das Mittelfeld schlendernden Franzosen. Doch sein "Geschoss" aus 28 Metern passte genau in den Winkel! Das geschah in der 75. Minute - und nur eine Minute später bewies Ribéry endgültig, dass er Spiele im Alleingang entscheiden kann. Nach einem Abschlag von Rensing kam er ans Leder, vernaschte mit einem Haken sowohl Osorio als auch Delpierre und schob mit links locker ins lange Eck ein. Ein Gala-Auftritt des Mittelfeldakteurs.
Alle wollen Ribéry. Gleich fünf gut gelaunte Gratulanten herzen den Franzosen. dpa
Damit war der VfB geschlagen. Der eingewechselte Podolski hätte in der Schlussphase gar noch für das 5:1 sorgen müssen, scheiterte aber zweimal aus kurzer Distanz mit dem Fuß (85.) und mit dem Kopf (86.) an Schäfer.
Die Bayern haben sich für das Spiel am Donnerstag (18.30) bei Zenit St. Petersburg schon mal warmgeschossen, danach geht's für den Rekordmeister nach Wolfsburg. Stuttgart tritt am Samstag gegen Frankfurt an.