Das Beste aus Freiburger Sicht hat Joachim Löw am Samstag verpasst. Als Christian Günter seine beiden Tore schoss, war der Bundestrainer bereits aus dem Schwarzwald-Stadion verschwunden. Nach zwei Vorlagen von Roland Sallai traf Günter (50.) zunächst mit einem Flachschuss in die rechte untere Ecke. Noch sehenswerter war das zweite Tor (74.), bei dem er aus über 20 Metern in die obere rechte Ecke traf. Dieses Tor zum 3:0 sei wichtig gewesen, weil es eine Vorentscheidung war, sagte der 28-Jährige, und seinem Trainer werde es wohl auch besser gefallen haben als das 4:0, "weil es aus einer Balleroberung entstanden ist", wie er grinsend erklärte.
Die Hälfte seiner Tore erzielte Günter gegen Schalke 04
Da wie üblich auch Einsatz und Zweikampfpräsenz des Linksverteidigers stimmten, schaffte es Günter nicht nur in die kicker-Elf des Tages, sondern ist auch der Spieler des Tages. Als einziger Feldspieler der Freiburger hat er noch keine Minute dieser Saison verpasst. Und er ist nicht nur mit einer guten Gesundheit gesegnet, er ist auch die Zuverlässigkeit in Person. Nur torgefährlich ist er nicht wirklich. Vor seinem Doppelpack gegen Schalke hatte Günter zuletzt im März 2020 gegen Union Berlin getroffen. Sein erstes Bundesligator erzielte er übrigens im November 2014 gegen Schalke, und damit die Hälfte seiner Tore gegen einen Verein.
Spielersteckbrief Günter
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"Es freut mich sehr für Christian, das hat er verdient", sagte Trainer Christian Streich im SWR-Interview über Günters doppelten Torerfolg. Im Training sehe er oft gute Abschlüsse von ihm, "und dann wirst du halt belohnt". Der Gelobte bestätigte das ebenfalls gegenüber dem SWR am Tag nach dem Spiel: "Ich trainiere Woche für Woche hart, dass ich da besser und gefährlicher werde. Es freut mich, dass ich es im Spiel umsetzen konnte." Vor seinem ersten Treffer wurde ein Schuss des SC-Kapitäns noch abgeblockt. "Er hat wie alle gepresst, und das hat dazu geführt, dass wir solche Torchancen hatten", erklärte Streich in der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Rückkehr in die Nationalmannschaft?
Da Löw das Stadion nach den ersten 45 Minuten verlassen hatte, sah er nicht mehr live, wie der einmalige Nationalspieler Günter (Mai 2014) zwei frühere Schalker DFB-Auswahlkräfte alt aussehen ließ. Vor dem ersten Tor nahm er dem noch im September 2020 gegen Spanien aktiven Suat Serdar den Ball ab, später kam 2014er Weltmeister Shkodran Mustafi zu spät. Natürlich wurde im Anschluss darüber spekuliert, ob Günter vielleicht doch noch eine Chance hat, bei der Europameisterschaft im Sommer dabei zu sein.
"Ich kann nur meine Leistung bringen, und wenn er dann das Gefühl hat, dass ich der Mannschaft weiterhelfen kann, dann wird er mich einladen. Wenn nicht, ist das auch kein Problem", sagte Günter, "er macht seit Jahren sehr gute Arbeit, da brauche ich ihm nicht reinreden." Sein Vereinstrainer wollte sich in die Diskussion ebenfalls nicht einmischen. "Es gibt genügend Experten, die dem Jogi Sachen empfehlen, es wäre der Gipfel, wenn noch der nächste dazu kommen würde", so Streich.
Von Löws früherem Assistenten Hansi Flick wurde Günter bereits im Januar quasi zum Ritter geschlagen, als der Bayern-Trainer nach dem hart erkämpften 2:1-Sieg seines Teams gegen den Sport-Club eine Lobrede auf ihn hielt: "Wenn ich Christian Günter sehe, der die linke Außenbahn rauf- und runtermarschiert, defensiv Zweikämpfe gewinnt und sich immer wieder vorne einschaltet, die Flanke oder den letzten Pass spielt - das ist schon toll." In Freiburg wissen sie das schon lange, und sind deshalb glücklich gewesen, dass ihr Eigengewächs erst kürzlich seinen Vertrag vorzeitig verlängert hat. Eine weitere Nominierung für die Nationalmannschaft nach 2014 würde ihm beim SC jeder von Herzen gönnen.
