Bundesliga

Thomas Oppermann: "Honorare, Gehälter und Ablösen zurückführen"

Vorsitzender der DFB-Ethikkommission sieht Fußball beschädigt

Oppermann: "Honorare, Gehälter und Ablösen zurückführen"

Nachdenklich: Thomas Oppermann, Vorsitzender der DFB-Ethikkommission.

Nachdenklich: Thomas Oppermann, Vorsitzender der DFB-Ethikkommission. imago images

"Die Transferkosten für die Vereine sind in den vergangenen Jahren in astronomische Höhe gestiegen. Das hat dem Ansehen des Fußballs geschadet", erklärte der Vizepräsident des Deutschen Bundestags gegenüber dem kicker. "Daran haben auch die Spielerberater mitgewirkt. Sie haben ein hohes Eigeninteresse daran, die Spieler möglichst teuer zu verkaufen und oft zu transferieren." Tatsächlich wehrte der DFB erst kürzlich eine Klage einer der größten deutschen Vermittleragenturen vor dem Landgericht Frankfurt ab. Die drängte unter anderem darauf, an Folgetransfers ihrer Profis beteiligt zu werden.

Die Beraterhonorare in der Bundesliga stiegen zuletzt von 198,7 Millionen (Saison 2017/18, Geschäftsjahr 2018) auf 215,2 Millionen Euro (2018/19, Geschäftsjahr 2019). Die Provisionen für internationale Transfers über Verbandsgrenzen hinweg waren laut FIFA noch stärker gewachsen, global von 463 Millionen (2018) auf 552 Millionen Euro (2019). Weltweite Inlandstransfers werden vom Weltverband in dieser Statistik nicht erfasst, daher dürfte die Gesamtsumme der Provisionen weit höher liegen. Oppermann begrüßt deshalb den Vorstoß der FIFA, die an diesem Freitag ihren Jahreskongress abhält, die Provisionen zu deckeln. Allerdings muss das Council die entsprechenden Änderungen der Statuten noch absegnen. Vor September 2021 ist an ein Inkrafttreten nicht zu denken, heißt es aus gut informierten Kreisen.

Wegvermittlungsverträge in der Corona-Krise

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass zahlreiche Klubs bislang die von potenziellen Interessenkonflikten belastete Praxis der Drei-Parteien-Bezahlung - vom Profi, vom aufnehmenden sowie vom abgebenden Verein - klaglos mittragen oder Berater für die Wegvermittlung von Spielern entlohnen. Solche Verabredungen treffen Sportdirektoren mit Agenturen, wenn sie einen Profi, der nicht mehr ins sportliche Konzept passt, von der Gehaltsliste bekommen wollen. Der Vermittler sucht dann einen neuen Arbeitgeber und kassiert dafür eine nicht selten sechsstellige Gebühr. Gut möglich, dass klamme Klubs gerade in der Corona-Krise auf Wegvermittlungsverträge zurückgreifen, um Gutverdiener loszuwerden.

Die Deckelung der Provisionen für Spielerberater ein erster wichtiger Schritt

Oppermann ruft in der Pandemie zur finanziellen Vernunft auf: "Die Corona-Krise hat viele Vereine in eine wirtschaftlich schwierige Situation gebracht. In Einzelfällen war sogar eine Unterstützung durch den Steuerzahler erforderlich." Schalke 04 etwa hatte eine millionenschwere Bürgschaft des Landes Nordrhein-Westfalen erhalten, der VfB Stuttgart einen Hilfskredit bei der staatlichen KfW-Bank beantragt. Für den SPD-Politiker liegen die Gründe für die angespannte Lage insbesondere im lange Jahre überhitzten Transfermarkt: "Wir müssen deshalb dafür sorgen, dass Beraterhonorare, Spielergehälter und Ablösesummen auf vertretbare Größenordnungen zurückgeführt werden. Die Deckelung der Provisionen für Spielerberater ist hierfür ein erster wichtiger Schritt." Bleibt die Frage, ob die Worte des 66-Jährigen Gehör finden.

Thorsten Brüggemann/Benni Hofmann

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