Champions League

RB: Mintzlaff will "keinen Leistungsträger abgeben"

Leipziger Spieler verzichten auf Gehalt

RB: "Stolzer" Mintzlaff will "keinen Leistungsträger abgeben"

Leipzigs Geschäftsführer Oliver Mintzlaff plant, die Zusatzeinnahmen aus der Champions League zu nutzen, um finanzielle Löcher zu stopfen.

Leipzigs Geschäftsführer Oliver Mintzlaff plant, die Zusatzeinnahmen aus der Champions League zu nutzen, um finanzielle Löcher zu stopfen. imago images

Doch auch wenn der Weg der Sachsen am Dienstagabend enden sollte, würde das Mintzlaffs Bewertung der Situation nicht ändern. Zu den letzten vier Teams der diesjährigen Champions League zu gehören, machte der noch 44-Jährige am Dienstagnachmittag im Rahmen einer virtuellen Medienrunde deutlich, "macht uns sehr stolz". Schon mit dem Vordringen ins Viertelfinale habe die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann "etwas geschafft hat, was wir so nicht erwartet haben". Schließlich war das vor der laufenden Champions-League-Saison ausgegebene Ziel, die Gruppenphase zu überstehen.

Nach dem "sehr bewegenden Moment" (Mintzlaff) gegen Atletico Madrid soll gegen PSG nun der nächste folgen. Der Geschäftsführer erlebt Trainer Nagelsmann und seine Mannschaft "sehr konzentriert und fokussiert. Man hat sich natürlich über den großen Schritt gefreut, aber dann den Schalter wieder umgelegt." Im Duell mit dem prominent besetzten Team von Thomas Tuchel firmiert RB auf dem Papier als Außenseiter, aber Mintzlaff erachtet Leipzig auch auf internationalem Parkett nicht als unbedarften Lehrling. "Wir haben auf der einen Seite eine recht junge Mannschaft, aber wir haben auch eine Mannschaft, die schon relativ viel Erfahrung sammeln konnte", sagt er, "wir haben ein Team, dass noch viel fokussierter mit dem Druck umgehen kann, der natürlich in einem Halbfinale da ist. Die Art, wie sie das machen, ist sehr beeindruckend und gibt mir ein gutes Gefühl, in dieses Spiel zu gehen."

Mintzlaff: "Wir sind nicht sprunghaft"

Mintzlaff machte am Dienstag nochmal deutlich, dass die mit dem Erfolg in der Königsklasse verbundenen Zusatzeinnahmen das Transfer-Budget für die neue Saison nicht beeinflussen werden. "Wir sind nicht sprunghaft", betont der Geschäftsführer, "sondern wir definieren Leitplanken, und aus denen brechen wir auch nicht aus." Zumal nach wie vor "vor der Klammer steht: Wir befinden uns weiterhin in der Pandemie. COVID-19 macht mit uns auch, was mit anderen Vereinen macht: Es reißt ein großes Loch in unsere Kasse und hat unsere Budgetplanung komplett über den Haufen geworfen. Da ist jeder Euro, den wir zusätzlich einnehmen, natürlich ein Euro, der ein Stück weit die Löcher, die entstanden sind, stopfen kann." Aber selbst, wenn es Corona nicht gegeben hätte, würde RB trotz der Champions-League-Einnahmen nicht mehr investieren, als man vorher definiert habe, so Mintzlaff, "wir werden uns genau in dem Rahmen bewegen, den wir für uns vor dem Turnier definiert haben, und daran wird sich nichts ändern, egal wie der Verlauf des Turniers ist."

Nach den Neuzugängen Hee-Chan Hwang (RB Salzburg) und Benjamin Henrichs (ausgeliehen von AS Monaco) würde Mintzlaff seinem Trainer jedoch gerne noch die Dienste der beiden Leihspieler Patrik Schick und Angelino für die neue Saison sichern. Doch auch bei dem tschechischen Stürmer sowie bei dem spanischen Linksverteidiger, die RB am liebsten weiterhin ausleihen würde, gilt das Credo, wonach die Mehreinnahmen aus der Königsklasse nicht gleich Mehrausgaben bedeuten.

Der RB-Kader soll zusammengehalten werden

"Was wir in der Vergangenheit gemacht haben, und es hat sich gezeigt, dass das für uns der richtige Weg ist, war: Du musst dir grundsätzlich auch mal ein Limit setzen", betont Mintzlaff, "egal bei welchem Spieler musst du für dich mal definieren: Was ist mir der Spieler wert? Ob ich ihn kaufen oder leihen möchte, was das Gehaltspaket angeht. Und das Limit musst du dir setzen, bevor du in die Verhandlungen gehst." Sonst laufe man Gefahr, dass die Kosten explodierten und etwa die Gehaltshygiene verloren gehe, so der Geschäftsführer. Aber, und das stellte Mintzlaff nochmals klar, man werde alle Energie darauf verwenden, auch für die kommende Saison einen Kader zusammenzustellen, mit dem RB in der Saison 2020/21 wieder um einen der Champions-League-Plätze spielen könne.

Das bedeutet auch, dass bei RB nicht daran gedacht ist, einen der aktuellen Leistungsträger - wie etwa Dayot Upamecano oder auch Marcel Sabitzer - zu verkaufen, selbst wenn ein internationaler Topklub mit viel Geld winke. Zwar habe im Prinzip "alles irgendwo seinen Preis", so Mintzlaff, "aber unser Ziel ist es, uns wieder für die Champions League zu qualifizieren. Dafür braucht der Trainer eine funktionierende und qualitative Mannschaft, die auch dieses Potenzial hat. Wenn ich ihm jetzt Leistungsträger wegnehme und die nicht adäquat ersetze, wird es schwierig." Ganz und gar, weil RB von seinem Weg, entwicklungsfähige junge Spieler zu holen, die einige Zeit brauchen, nicht abweichen will.

Leipzigs Mannschaft verzichtet bis Jahresende auf Gehalt

Deswegen sei es wichtig, "die Mannschaft zusammenzuhalten. Von daher müsste es schon ein völlig unmoralisches Angebot sein, das uns in dieser pandemischen Situation zum Nachdenken veranlasst. Ich würde mich aber jetzt eigentlich festlegen und sagen, dass wir keinen Leistungsträger abgeben." Abgeben werden derweil Spieler und Management einen Teil ihres Gehalts. Mintzlaff erklärte am Dienstag, dass Mannschaft und Management sich auf einen Gehaltsverzicht bis Ende des Jahres verständigt hätten.

Andreas Hunzinger