Bundesliga

Mit 31 Jahren: Hertha-Keeper Thomas Kraft will aufhören

Berlins dienstältester Profi macht Schluss

Mit 31 Jahren: Hertha-Keeper Kraft will aufhören

Sein Abschied deutet sich an: Hertha-Keeper Thomas Kraft.

Sein Abschied deutet sich an: Hertha-Keeper Thomas Kraft. imago images

In Herthas Kabine war es seit Wochen ein offenes Geheimnis, dass Kraft mit dem Gedanken spielt, mit dem Profi-Fußball Schluss zu machen. Jetzt nimmt der Ausstiegs-Plan Gestalt an. "Thomas beschäftigt sich damit, seine Karriere zu beenden", sagte Hertha-Manager Michael Preetz am Donnerstag in der Pressekonferenz zwei Tage vor dem Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach.

Krafts Vertrag bei Hertha BSC endet zum 30. Juni und wird nicht verlängert. Zuletzt galt er als Kandidat bei Eintracht Frankfurt. In der Vergangenheit spielte zeitweise die nordamerikanische Major League Soccer als Karriere-Endziel in Krafts Gedanken eine Rolle. Jetzt scheint klar: Es geht nirgendwo mehr weiter - Kraft will kurz vor seinem 32. Geburtstag als Profi aufhören. In seiner Bilanz sind 127 Bundesliga,-, 28 Zweit- und 57 Drittliga-Spiele verzeichnet, für den FC Bayern hütete er zudem in vier Champions-League-Partien das Tor.

Der im Westerwald aufgewachsene Kraft war 2004 von der SG Betzdorf in die Nachwuchs-Abteilung des FC Bayern gewechselt. Im Januar 2011 hatte der damalige Bayern-Coach Louis van Gaal angekündigt, mit Kraft - anstelle von Jörg Butt - als Nummer eins in die Bundesliga-Rückrunde zu gehen. Nach der Entlassung van Gaals im April 2011 hatte Interimscoach Andries Jonker wieder auf Butt gebaut, im Sommer 2011 kam Manuel Neuer vom FC Schalke 04.

Kraft drohte in Düsseldorf, den Platz zu verlassen

Kraft wechselte 2011 ablösefrei zu Hertha BSC. Mit dem Klub aus der Hauptstadt stieg er 2012 aus der Bundesliga ab und 2013 wieder auf. Bei den Berlinern war er bis zu einer Schlüsselbeinverletzung im September 2015 die Nummer eins, danach kam er an seinem vormaligen Back-up Rune Jarstein nicht mehr dauerhaft vorbei. Alexander Nouri, der Hertha nach dem Abgang von Jürgen Klinsmann im Februar dieses Jahres als Cheftrainer übernahm, hatte Kraft wegen Jarsteins Formschwäche vor der Corona-Pause in Düsseldorf (3:3) und gegen Bremen (2:2) ins Tor gestellt. Mehr als mit sportlichen Glanztaten überzeugte Kraft in der Halbzeitpause des Düsseldorf-Spiels, als er seinen Mitspielern beim Stand von 0:3 mit einer Ruck-Rede in der Kabine ins Gewissen redete und drohte, den Platz zu verlassen, wenn sich in der zweiten Halbzeit nichts Grundlegendes ändere. Endstand: 3:3 - und noch heute sind sie bei Hertha überzeugt, dass es ohne Kraft in Düsseldorf ein Debakel gegeben hätte.

Jetzt will sich der kantige, zuweilen eigenwillige und in Trainingsspielen nie zu überhörende Familienvater und Hundebesitzer aus dem Profi-Zirkus verabschieden. Der dienstälteste Hertha-Profi, den Bruno Labbadia bei seinem Amtsantritt wieder ins zweite Glied schob und der seit Wochen wegen Rückenbeschwerden fehlt, hat keine Lust mehr auf den Rhythmus, den ihm sein Beruf viele Jahre vorgab. Mehr Zeit für die Familie - das soll künftig für Kraft, der 2008 und 2010 mit den Bayern Deutscher Meister war, an erster Stelle stehen.

Mit Kobel laufen seit Wochen Gespräche

Für Herthas Planungen ändert sich dadurch freilich nichts: Neben dem Norweger Jarstein, der noch bis 2021 unter Vertrag steht, und dem aus Osnabrück zurückkehrenden Nils Körber (23) soll ein weiterer Torhüter verpflichtet werden. Mit dem von Hoffenheim an den VfB Stuttgart ausgeliehenen Gregor Kobel (22) laufen seit Wochen Gespräche. Allerdings will Aufsteiger Stuttgart den Schweizer halten. Herthas Ziel ist klar: Ein starker Neuzugang soll als Herausforderer ins Duell mit Jarstein gehen und den in dieser Saison schwächelnden Routinier fordern - und zugleich soll der frühere U-21-Nationaltorhüter Körber zeigen, wie weit er nach zwei sehr unterschiedlichen Jahren beim VfL Osnabrück wirklich ist.

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Steffen Rohr

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