3. Liga

Insolvenzantrag beim 1. FC Kaiserslautern: "Hoffnung nicht unbegründet"

Lautern peilt Abschluss des Verfahrens bis 31. Oktober an

Der FCK und der Insolvenzantrag: "Die Hoffnung ist nicht unbegründet"

Pressekonferenz am Montag: Soeren Oliver Voigt (l.) und Dirk Eichelbaum (r.).

Pressekonferenz am Montag: Soeren Oliver Voigt (l.) und Dirk Eichelbaum (r.). imago images

Es war kein leichter Gang, der Soeren Oliver Voigt an diesem Montag zum Amtsgericht Kaiserslautern führte, aber es war ein notwendiger. Wenige Stunden nachdem der Geschäftsführer des 1. FC Kaiserslautern den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt hatte, skizzierte der 50-Jährige gemeinsam mit dem Generalbevollmächtigten Dirk Eichelbaum in aller Ausführlichkeit die aktuelle Situation, wie es zu ihr gekommen ist und wie es weitergehen soll.

Auf einen Aspekt legten beide besonderen Wert. "Wir müssen Ursache und Anlass für den Insolvenzantrag strikt trennen. Anlass ist die Covid-19-Pandemie, die Ursache der jahrelange schleichende Niedergang und die fehlende Fortune bei der angestrebten Neugestaltung", erklärte der Insolvenzrechtler Eichelbaum, der den Roten Teufeln in den kommenden Monaten zur Seite stehen wird.

Voigt: Insolvenzantrag nicht von langer Hand geplant

Auch Voigt, erst seit Dezember 2019 für die Geschicke des Krisenklubs verantwortlich, betonte in aller Deutlichkeit, dass man diesen Insolvenzantrag keinesfalls von langer Hand geplant habe. Weder wollte man sich den aufgrund der aktuellen Situation vom DFB ausgesetzten Punkt-Abzug im Insolvenzfall zunutze machen, noch wäre der FCK ohne Corona in der jetzigen Lage.

"Wir haben von unserem Wirtschaftsprüfer zum 31. Dezember eine klare positive Fortführungsprognose erhalten. Zudem hatten wir finale Aussagen zum Schließen der Finanzlücke von elf Millionen Euro. Doch das war vor Corona...", betonte Voigt. Doch die durch die Pandemie verhinderten Vertragsabschlüsse und die in der Folge ausbleibenden Erträge brachten den mit über 20 Millionen Euro verschuldeten viermaligen deutschen Meister in die existenzbedrohende Lage.

"Das Investoren-Interesse an der Marke FCK war und ist enorm"

Aber sowohl Voigt als auch der neben ihm auf dem Podium sitzende Interimsmanager Eichelbaum versprühten in den Katakomben des Fritz-Walter-Stadions deutlichen Optimismus. "Wir nehmen den heutigen Tag als den wahr, an dem wir einen neuen Weg bestreiten können. Wir werden andere Chancen haben, um auf interessierte Investoren zugehen zu können. Wir wollen nicht in die Vergangenheit investieren, sondern in die Zukunft", sagte Voigt. Denn wie der kicker bereits berichtete, machen potenzielle Geldgeber den Schuldenschnitt, also eine stabile wirtschaftliche Basis, zur Bedingung für ihr Investment.

"Die Hoffnung, dass wir das benötige Eigenkapital einsammeln, ist nicht unbegründet. Das Investoren-Interesse an der Marke FCK war und ist enorm", fuhr Voigt fort und erklärte, dass in den vergangenen Wochen zwei neue Offerten möglicher Geldgeber eingegangen seien.

Das Interesse am Verein ist riesengroß und die Marke, gerade je weiter man von Kaiserslautern wegkommt, auch weitgehend unbeschädigt.

Dirk Eichelbaum

Auch Eichelbaum zeigte sich zuversichtlich, dass der FCK gestärkt aus der aktuellen Situation hervorgehen wird: "Die Voraussetzungen für eine nachhaltige Sanierung halte ich grundsätzlich für sehr gut, aber es wird bei weitem kein Selbstläufer. Aber das Interesse am Verein ist riesengroß und die Marke, gerade je weiter man von Kaiserslautern wegkommt, auch weitgehend unbeschädigt. Der FCK steht für die DNA des deutschen Fußballs, er war integraler Bestandteil des Wunders von Bern, er steht für eine Marke, die Leidenschaft und Kampf verkörpert und von einer ganzen Region getragen wird. Die Stadt Kaiserslautern steht singulär für Fußball wie kaum eine andere Stadt."

Erst einmal werden die Gehälter von der Agentur für Arbeit übernommen

Da die Zeit in den Verhandlungen mit den Gläubigern drängt, wird kein Tag verschenkt. Bereits am Dienstag tritt erstmals der Gläubigerausschuss für Verhandlungen rund um den Schuldenschnitt zusammen. Bis zum 31. August läuft zunächst das vorläufige Insolvenzverfahren. In diesem Zeitraum ist die Kapitalgesellschaft von Steuerzahlungen befreit, die Gehälter werden von der Agentur für Arbeit übernommen. Mit der anschließenden Eröffnung des Insolvenzverfahrens muss sich der Klub wirtschaftlich wieder selbst tragen.

Ein anderes Datum ist in Kaiserslautern jedoch noch wichtiger, der 31. Oktober. Zum einen, weil die 2002 verstorbene Vereinsikone Fritz Walter an diesem Tag 100 Jahre alt geworden wäre. Doch mit der Wiederaufnahme des Lizenzierungsverfahrens hat der DFB dem Datum in diesem Jahr eine für die Zukunft deutlich wichtigere Bedeutung verliehen. Bis zu diesem Zeitpunkt muss der Verein, wie jeder andere Drittligist auch, die wirtschaftliche Planung für die Saison 2020/21 einreichen. Heißt: Die Verträge mit Investoren müssen unterschrieben sein, um die nötigen finanziellen Mittel nachweisen zu können. Die sonst übliche Frist Anfang März wurde aufgrund der Corona-Pandemie ausgesetzt.

Die Kaderplanung läuft parallel auf Hochtouren

"Wenn der Insolvenzplan zum 31.10. noch nicht bestätigt ist, sollte er doch in den letzten Zügen sein. Das ist unsere Wunschvorstellung. Wenn der Nebel wieder kommt, möchte ich wieder weg sein", sagte Eichelbaum mit einem Schmunzeln. Mehr Freude als mit diesem Geschenk könnte man Fritz Walter sicher nicht bereiten.

Einfacher macht es die Situation aktuell nicht, dass parallel zur Sanierung auch die Kaderplanung für die kommende Saison auf Hochtouren vorangetrieben wird. Darauf hat das Insolvenzverfahren, da in Eigenverwaltung durchgeführt, nur bedingten Einfluss. "Wir haben klare Vorstellungen und wollen die Leistungsträger halten. Auch was Neuzugänge angeht, schauen wir in enger Abstimmung mit Herrn Eichelbaum, was möglich ist", stellt Voigt klar. Denn er weiß: Ohne sportlichen Erfolg in naher Zukunft steht der FCK auch nach dem erfolgreichen Abschluss eines Insolvenzverfahrens vor massiven Problemen. Der Aufstieg ist in den kommenden Jahren Pflicht.

Moritz Kreilinger

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