Bundesliga

VfL Wolfsburg - Pfaff über Casteels: "Das gönne ich ihm"

Wolfsburgs Torwart absolvierte sein 156. Bundesligaspiel und zog mit seinem Landsmann gleich

Pfaff über Casteels: "Das gönne ich ihm"

Überholt am Samstag voraussichtlich eine belgische Legende: Wolfsburgs Keeper Koen Casteels.

Überholt am Samstag voraussichtlich eine belgische Legende: Wolfsburgs Keeper Koen Casteels. picture alliance

Als Jean-Marie Pfaff Heldentaten zwischen den Pfosten des FC Bayern (1982 bis 1988) und der belgischen Nationalmannschaft vollbrachte, war Koen Casteels noch gar nicht geboren. Und doch weiß der heutige Wolfsburger Torwart vieles über seinen Landsmann, der bei der WM 1986 in Mexiko mit seinem Team Vierter und ein Jahr später zum Welttorwart gekürt wurde. "Jean-Marie Pfaff ist jedem Belgier ein Begriff", sagt Casteels, der im Fernsehen viele Szenen des heute 66-Jährigen gesehen hat. "Man erkennt sofort, dass er ein richtig Guter war." 156 Bundesligaspiele absolvierte Pfaff für den FC Bayern, bis heute hat kein belgischer Keeper häufiger im deutschen Oberhaus gespielt. Doch das ändert sich im Normalfall am kommenden Samstag. Denn: Casteels, der 2011 als 19-Jähriger vom KRC Genk zur TSG Hoffenheim wechselte, hat am vergangenen Wochenende mit Pfaff gleichgezogen. "Das", sagt der 27 Jahre alte Torwart, "macht mich stolz."

Zufälliges Treffen im Flugzeug

Wie es der Zufall will, haben sich Casteels und Pfaff kürzlich erst getroffen. Am 21. Dezember war es, dem Tag des letzten Wolfsburger Hinrundenspiels beim FC Bayern (0:2), als Casteels von München aus nach Brüssel flog und Pfaff am Abfluggate erblickte. Er sprach ihn an, sie setzten sich im Flugzeug nebeneinander, redeten rund 90 Minuten über Gott und die Welt. "Ein sehr freundlicher und anständiger Mann", beschreibt Pfaff seinen Sitznachbarn. Dass dieser ihn nun in Kürze überholen wird, stört ihn nicht. "Das gönne ich ihm. Und ich wünsche Koen noch viele weitere Spiele."

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Pfaff über Casteels: "Er könnte noch mehr dirigieren, noch mehr pushen"

Casteels wird zum belgischen Viel-Flieger in der Liga. Die Tatsache, dass er schon deutlich mehr Spiele hätte absolvieren können, lässt ihn kalt. "Wie jeder junge Torwart musste ich Erfahrungen sammeln, auch Verletzungen gehören dazu." Insgesamt 61-mal saß der Keeper, der über Hoffenheim und Bremen nach Wolfsburg kam, auf der Bank, gar 81-mal fehlte er ganz. 2014 brach sein Schienbein, in der diesjährigen Hinserie das Wadenbein. Das Berufsrisiko schlug zu beim 1,97-Meter-Hünen, der sich in den Jahren dennoch zu einem der Top-Torhüter der Liga entwickelt hat. Was kann dieser nahezu komplette Schlussmann noch verbessern? Experte Pfaff meint: "Er könnte noch mehr dirigieren, noch mehr pushen."

64-mal spielte der frühere Bayern-Torwart, der mit dem FCB drei Meistertitel gewann, für Belgien, Casteels wiederum wartet schon seit Jahren auf sein Debüt. Weil Nationalcoach Roberto Martinez eisern an Thibaut Courtois (Real Madrid) als Nummer 1 festhält - meist auch in Testspielen. "Ich verstehe den Trainer nicht", sagt Pfaff. "Testspiele sind zum Testen da, Koen hat schon längst eine Chance verdient."

Was die Torhüter obendrein eint, ist ein Eintrag ins Geschichtsbuch der Kuriositäten. Pfaff kassierte 1982 in seinem ersten Ligaspiel das legendäre Einwurf-Tor von Bremens Uwe Reinders, Casteels wiederum stand 2013 zwischen den Hoffenheimer Pfosten, als Leverkusens Stefan Kießling ein "Phantom-Tor" erzielte. "Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas in einer der größten Ligen möglich ist", sagt Casteels im Rückblick. Als er vor neun Jahren nach Deutschland kam, glaubte er auch noch nicht daran, mal mit Legende Pfaff gleichziehen zu können. Nun hat er es geschafft.

Thomas Hiete

Reinders' legendäres Einwurftor