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Gonzalo Higuain nach WM-Finale: "Ich wollte aufhören"

Stürmer über seine vergebene Großchance und die Folgen

Krise nach WM-Finale - Higuain: "Ich wollte aufhören"

Die große Chance - aber kein Tor: Gonzalo Higuain lässt das 1:0 im WM-Finale 2014 liegen.

Die große Chance - aber kein Tor: Gonzalo Higuain lässt das 1:0 im WM-Finale 2014 liegen. imago images

"Ich wollte aufhören zu spielen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich meine Karriere beendet", sagte Higuain in einem Interview mit der "Marca". Der Grund, warum es nicht so kam: seine kranke Mutter. "Sie hat mir gesagt, ich solle weitermachen. Ich solle nicht das aufgeben, was ich liebe." Der damalige Napoli-Angreifer war zu diesem Zeitpunkt erst 26 Jahre alt. Grund für die Rücktrittsgedanken: die Kritik aus seinem Heimatland.

Im Finale gegen die DFB-Elf 2014 hatte Higuain Mitte der ersten Hälfte die große Chance vergeben, Argentinien in Führung zu schießen. Nach einem Fehler von Toni Kroos zielte er völlig freistehend vor Manuel Neuer neben das deutsche Tor. "Es war eine unerwartete Chance", beschrieb Higuain die Szene nun. "Ich hätte sie nutzen müssen und habe es leider nicht geschafft. Ich habe einfach das gemacht, was mir als erstes in den Sinn kam. Ich weiß nicht, ob ich es heute nochmal genauso tun würde."

Allerdings habe die Möglichkeit auch "leichter ausgesehen als sie war", so Higuain. "Ich lief gerade weg vom Tor, der Ball kommt von einem Gegenspieler, der 15 Meter entfernt steht. Als ich mich umgedreht habe, hatte ich das Tor schon vor mir." Kurze Zeit später hatte Higuain im Finale dann doch getroffen, musste seinen Jubellauf aber wegen einer Abseitsposition unterbrechen - und am Ende siegte das DFB-Team.

Higuain zur Kritik: "Das tut weh"

Nach der Niederlage - und auch nach den beiden folgenden Final-Pleiten bei der Copa America 2015 und 2016 - habe er in seiner Heimat viel Kritik einstecken müssen. Im Finale der Copa America 2015 gegen Chile hatte Higuain seinen Versuch im Elfmeterschießen vergeben. "Es ist nicht einfach, wenn die Leute sagen: 'Der Junge bringt nichts mehr, der Junge ist ein Versager, der Junge kann nicht kicken.' Das tut weh."

Zum Karriereende kam es bekanntlich nicht, aus der argentinischen Nationalmannschaft trat Higuain erst 2019 zurück. Aktuell läuft der Stürmer für Juventus Turin auf und stand in der laufenden Saison in 23 Serie-A-Spielen auf dem Feld (fünf Tore) - obwohl er zwischenzeitlich gegangen worden war, wie es der Stürmer beschreibt. Nach der Verpflichtung von Cristiano Ronaldo hatte Juve Higuain zunächst zur AC Mailand und dann zum FC Chelsea ausgeliehen - nach Angaben des Stürmers gegen seinen Willen. "Ich wollte nicht gehen", so Higuain, "sie haben mich rausgeschmissen."

mib

Bilder zur Partie Deutschland - Argentinien